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"Habt ihr nur den kleinen Rucksack dabei?", ungläubig gehe ich um unsere Freunde herum, um deren Rückseite zu begutachten. Dann blicke ich in den Kofferraum unseres Busses. Der ist voll. Mit Jacken für jede Wetterlage – und das mal fünf, unzähligen Brotbüchsen, sechs Flaschen Wasser, Wechselsachen für unsere Zweijährige, Notfalltasche für Konstantin, Kraxe und Dinge, die man in der Wildnis so brauchen könnte. "Wollt ihr etwa im Wald schlafen?", fragt unser Freund, während ich alles in die Rucksäcke stopfe. Seine Gattin macht große Augen. Sie ist nicht so die Wandersfrau, mehr die Spaziergängerin.

Wir haben uns zu einer Tour in der Sächsischen Schweiz verabredet. Erstens, weil wir das schon ewig tun wollten. Und zweitens soll unser Ausflug ein Probelauf – im wahrsten Sinne des Wortes – für unseren geplanten Sommerurlaub in den Alpen sein. Fürs Wandern im Hochgebirge braucht man ja eine gewisse Fitness. Dass wir die nach der relativ sportfreien Corona-Zeit noch haben, wage ich zu bezweifeln.

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Normalerweise bin ich der Guide und studiere im Vorfeld die Karte. Diesmal überlasse ich das meinem Mann. Ich möchte mich mal treiben lassen. Unsere Freunde sind begeistert vom "Märchenwald", den Steinblöcken, die einfach so zwischen den Bäumen zu liegen und zu schlafen scheinen, und den mystischen Felsen, in denen man Gesichter entdecken kann. Julius, unser Großer, hat anscheinend Jagdwurst gegessen. Mit seinen Siebenmeilenstiefeln schreitet er voran. Die Tochter unserer Freunde tut es ihm gleich, und auch Konstantin zieht mit. Wenn wir weiter in dem Tempo unterwegs sind, wird das für Konstantin bald in einer Unterzuckerung enden.

Wir Eltern wollten uns eigentlich unterhalten, sind aber bald aus der Puste. Ich sehe, wie meine Freundin sehnsüchtig nach der Kraxe schielt, die mein Mann auf dem Rücken trägt. Mathilda kommandiert von ihrem Hochsitz: "Nuspelocke. Nur ein Babystück!" – Also schmeiße ich eine Runde Knusperflocken. Eine Miniverschnaufpause ist gar nicht so verkehrt. Auch Konstantin knabbert ein paar von den schokoladigen Snacks, damit sein Zuckerspiegel konstant bleibt.

Wir kämpfen uns über Felsblöcke, Steigbügel und Stufen durch die Wildnis und haben einen ordentlichen Puls, als wir auf dem Gipfel stehen. Ich kontrolliere Konstantin noch mal und bin völlig ratlos, warum das CGM einen zu hohen Wert anzeigt. Nur von den beiden Knusperflocken? Da wir noch weiterlaufen, korrigiere ich erst mal nicht.

Während die beiden Väter ein Gipfelbier trinken, schnattern wir Mütter und rennen abwechselnd Mathilda hinterher. Die Kleine ist ja ausgeruht, will sich nun austoben und wieder mal Verstecken spielen. Dazu laden die Felsnischen und Sträucher auf dem Plateau geradezu ein. Gern hätte ich die Karte studiert, um nachzuvollziehen, welchen Weg mein Mann nun einschlagen möchte.

Wir satteln erneut auf, für die nächste Etappe zur Idagrotte. Ich versuche die Karte beim Laufen zu deuten. Weil die Teenies aber schon wieder vorneweg rennen, gelingt mir das nur so mittelprächtig. Wir verpassen die versteckte Abzweigung und müssen ein ganzes Stück zurück. An der Felsgrotte wollen wir endlich rasten. Leider hatten die gleiche Idee gefühlt 100 andere Wanderer. Abstand halten ein Unding. Wir entschließen uns für einen anderen Platz. Der liegt aber direkt in der Einflugschneise. So geschafft, wie wir Erwachsenen sind, nehmen wir die Herden der vorbeiziehenden Ausflügler in Kauf. Bevor Konstantin seine Brote futtern kann, müssen wir noch mal messen. Immer noch zeigt das CGM einen ungewöhnlich hohen Wert. Angenervt pikst sich mein Sohn und siehe da: Der Blutzucker ist völlig okay. Der Sensor verwirrt mit seinen falsch-hohen Werten. Der Dritte innerhalb von zwei Wochen, der reklamiert werden muss. Wir haben aber auch ein Pech mit den Teilen.

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Meine Proviantbüchsen leeren sich im Handumdrehen. Was bin ich froh, dass mein Rucksack endlich leichter wird! Während Mathilda mit Gemüseschnitzen beschäftigt ist, habe ich endlich Zeit, in die Wanderkarte zu schauen und schlucke, als mir klar wird, was wir noch vor uns haben. Zumal es ja eine gemütliche Tour werden sollte und kein Gewaltmarsch. Anmerken lasse ich mir nichts.

Die nächsten drei Stunden sind das pure Abenteuer: Pfade, die so verschlungen sind, dass wir noch zweimal den Weg vor lauter Bäumen, Gesträuch und Geäst übersehen und "querfeldein" laufen müssen. Meine Freundin verknackst sich den Fuß, Julius stürzt mehrmals beim Schäkern, und das in einer handynetzlosen Zone. Mathilda hat irgendwann keine Lust mehr auf Kraxe. Die Strecke ist für unsere Kleine zum Laufen aber ungeeignet. Also schleppe ich sie hangabwärts und versuche, nicht ins Straucheln zu geraten. Fußlahm, aber sehr zufrieden mit uns, erreichen wir den Parkplatz. "Hunger!", jammert Konstantin. Aus ihm spricht der Unterzucker. Bloß gut, dass es um die Ecke ein Gasthaus gibt, in der erschöpfte Wandersleut ihre Energiespeicher auffüllen können.

Resümee unseres Probeläufchens, das ja nun ein richtiger Probelauf war: 1. Unsere Freunde sind nicht abgeschreckt, sondern infiziert und wollen wieder mit uns losziehen. 2. Mein Mann darf gern Reiseleiter sein, das macht‘s interessanter. Und 3. Die Hälfte des Rucksackinhalts hätte auch gereicht.