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Was für ein Wolkenbruch! Völlig verdreckt und bis auf die Haut durchgeweicht sitzen wir in unserem Bus. Mathilda weint. Ihre blonden Haare kleben ihr im Gesicht, ihr Kleidchen ist so nass, dass es tropft. Mein Mann sitzt im Kofferraum, in den er sich in letzter Sekunde noch gerettet hat, und wühlt in den Badetaschen. Er reicht mir Handtücher nach vorn: "Hier, damit die Sitze trocken bleiben." Ich bin immer noch aus der Puste vom Flipflop-Sprint, mit Kind auf dem Arm und Kühltasche in der anderen Hand. Eben saßen wir noch entspannt am See, und jetzt schüttet es wie aus Eimern.

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Diabetes in Zeiten von Corona

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27.05.2020: Zu viel des Guten

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"Ist der Blitz schon mal direkt in einen Menschen eingeschlagen?", will Konstantin wissen. Ihm scheint unsere Flucht vor dem Gewitter nichts auszumachen. Im Gegenteil: Es riecht nach Abenteuer. Konstantins Frage entfacht eine hitzige Diskussion zwischen ihm und seinem älteren Bruder. Ich bin einfach nur froh, in unserem Auto in Sicherheit zu sein.

Als sich mein Puls halbwegs beruhigt hat, rubble ich meine kleine Tochter sauber und gebe meinem Mann im Kofferraum Anweisungen, wo er trockene Klamotten findet. Aber selbst der Tascheninhalt ist feucht geworden. "Was musstest du auch so ewig auf dem Wasser bleiben?", bekomme ich den Schwarzen Peter zugeschoben. "Warum haben wir uns nicht untergestellt, statt wie die Verrückten durch den peitschenden Regen zu rennen?", könnte ich kontern. Doch das würde am jähen Ende unseres Ausflugs auch nichts mehr ändern.

Dabei war es so herrlich am Wasser. Konstantin paddelte mit seinem älteren Bruder über die Talsperre. Natürlich nicht ohne ausreichend in Folie eingepackte Notfalltraubenzucker in der Badehose. Den FGM-Scanner wollte mein Mittlerer partout nicht in die dafür vorgesehene, wasserdichte Hülle packen und mitnehmen. Weil ich keine Diskussion vom Zaun brechen und ihm den Spaß mit dem Stand-up-Paddle (SUP) nicht verderben wollte, gab ich klein bei.

Vor dem Start gab es noch ein Saftpäckchen außer der Reihe, um Unterzuckerungen vorzubeugen, und ausführliche Sicherheitsinstruktionen für die Jungs. Ein wenig mulmig war mir, als die beiden allein mit den SUP-Boards loszogen. Was wäre, wenn Konstantin mitten auf dem See eine Unterzuckerung bekäme? Doch als ich sah, wie toll unsere Jungs über die Talsperre steuerten, entspannte ich mich etwas.

Zurück an Land, hatten unsere Wassersportler einen Seebärenhunger. Danach war mein Mann mit Paddeln dran und als Letzte ich. Die dunklen Wolken am Himmel nahm ich schon wahr, aber sie schienen einen Bogen um uns zu machen. Erst als ich kurz vor der Anlegestelle war, spürte ich den aufziehenden Sturm. Da war es aber schon zu spät. Sämtliche Badegäste kreischten und schrien durcheinander, rannten mit Sack und Pack los. Wir auch. Das Unwetter war urplötzlich da. So etwas habe ich noch nie erlebt. Die Regentropfen fühlten sich wie Hagel auf der Haut an.

Ich trieb die Jungs an und versuchte unsere Zweijährige zu beruhigen, der das Donnergrollen Angst machte. Zwar hatte sie bereits am Vortag ein heftiges Gewitter miterlebt, als wir bei Freunden zum Grillen eingeladen waren. Aber dort war der Rückzugsort, das Haus, gleich nebenan gewesen, und wir waren trocken geblieben. Jetzt triefte alles, die Stimmung war im Keller. Moment! Gestern hatten wir das Beste aus der Situation gemacht und uns die Laune nicht verderben lassen.

Warum nicht auch diesmal dem Tag noch eine Chance geben? "Wie wäre es mit einer Runde Eis?", schlage ich vor. Die Familie ist begeistert. Als das Gewitter endlich nachlässt, fahren wir zum Softeis-Laden. Normalerweise muss man mindestens eine halbe Stunde anstehen. Aber diesmal sind wir die Einzigen, die Lust auf Eis haben.

Eigentlich wäre meine Story an dieser Stelle zu Ende, aber: Das Softeis mit bunten Zuckerstreuseln ist eine Diabetes-Premiere für uns. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass die Berechnung völlig misslungen ist. Vielleicht habe ich auch die [164579]FPEs (Fett-Protein-Einheit) der Currywurst zwei Stunden vorher nicht berücksichtigt. Eine Waage, um das Gewicht der Eistüte zu checken, hatten wir leider auch nicht dabei. Der Nachmittag war zuckertechnisch genauso ein Reinfall wie der Ausflug zum See. 22,6 mmol/l blutig! Vier Einheiten Insulin haben's gerichtet. Kann man auch positiv sehen: Wir mussten ja mal testen, ob der neue Korrekturfaktor tatsächlich passt.