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Oberschenkelhalsbruch - kurz erklärt

Der Oberschenkelbruch ist eine typische Verletzung des älteren Menschen. Meist genügt ein banaler Sturz, um den Knochen im Bereich zwischen Hüftkopf und Oberschenkelschaft zu brechen. Ein Bruch verursacht meist heftige Schmerzen, der Betroffene ist häufig nicht mehr in der Lage, das Bein zu belasten. Die Untersuchung durch den Arzt sowie Röntgenaufnahmen liefern die Diagnose. Anhand des Röntgenbildes ist auch die genaue Lage des Bruchs ersichtlich, wodurch die Wahl der operativen Versorgung mitbestimmt wird. Zum Einsatz kommen entweder eine Hüftgelenksersatzoperation (als Hüftgelenksendoprothese oder als Hüftkopfprothese) oder eine Versorgung mittels Schrauben und Platten oder Nägeln. Nach der Operation erfolgt eine Mobilisierung unter krankengymnastischer Anleitung. Je nach gewähltem Verfahren ist sogar eine sofortige Vollbelastung möglich.

Was ist ein Oberschenkelhalsbruch?

Als Hals des Oberschenkelknochens bezeichnet man den Bereich zwischen Oberschenkelschaft und Hüftkopf (siehe auch Hintergrundinformation: Oberschenkelkochen). Daher findet man auch gleichbedeutend die Bezeichnung Schenkelhalsfraktur (Fraktur = Bruch).

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Hintergrundinformation - Oberschenkelknochen

Der Oberschenkelknochen setzt sich aus vier Anteilen zusammen:

  • Kniegelenk
  • Oberschenkelschaft
  • Schenkelhals
  • Hüftkopf

Ursachen: Wie kommt es zu einen Oberschenkelhalsbruch?

Der Oberschenkelhalsbruch (Schenkelhalsfraktur) ist eine typische Verletzung des älteren Menschen. Meist ist der Knochen von Knochenschwund betroffen (osteoporotisch), so dass bereits einfache Stürze, beispielsweise über eine Teppichkante, genügen, um zu einem Bruch zu führen.

Bei jüngeren, knochengesunden Menschen ist meist eine deutlich höhere Krafteinwirkung wie beispielsweise ein Verkehrsunfall nötig, damit der Knochen bricht. Selten kommt es zu einem Bruch ohne vorheriges adäquates Trauma, beispielsweise wenn sich Tumore oder Tochtergeschwülste (Metastasen) im Bereich des Knochens befinden und dadurch seine Stabilität nehmen (sogenannte pathologische Frakturen).

Symptome: Welche Beschwerden bereitet ein Oberschenkelhalsbruch?

Ist der Oberschenkelhals gebrochen, äußert sich das häufig durch starke Schmerzen im Hüftbereich. Desweiteren kann die betroffene Person oft nicht mehr auftreten. Meist findet sich bereits im Liegen eine Fehlstellung und Verkürzung des Beines, die Zehenspitzen zeigen nach außen (Außenrotation). Blutergüsse (Hämatome) im Bereich der Hüfte können ebenfalls auf eine Verletzung hinweisen. Die Bewegung des Beines ist eingeschränkt und schmerzhaft.

Lediglich bei eingestauchten Brüchen, bei denen die Knochenteile ineinander verkeilt und nicht deutlich abgekippt sind können die Schmerzen relativ gering sein. Auch eine Belastung des Beins kann in diesem Fall gegebenenfalls noch möglich sein.

Diagnose: Wie wird ein Oberschenkelhalsbruch festgestellt?

Zunächst erfolgt neben der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) eine körperliche Untersuchung des Betroffenen. Meist ist schon auf den ersten Blick die Verdachtsdiagnose möglich, so dass keine schmerzverursachenden Untersuchungen nötig sind. Der Arzt überprüft, ob Gefäße und Nerven durch den Bruch mitbetroffen sind. Dazu überprüft er die Pulse und die Sensibilität in den Beinen. Anschließend wird die Hüfte mit Oberschenkel geröngt. Auf dem Röntgenbild ist der Bruch meist deutlich erkennbar. Nur in seltenen Fällen (bei einer zu geringen Verschiebung der Knochen zueinander oder ausgeprägter Weichteilverletzung) sind ergänzende Untersuchungen wie beispielsweise eine Computertomografie nötig.

Einteilung der Oberschenkelhalsbrüche

Eingeteilt werden die Schenkelhalsfrakturen in eine laterale und mediale Form. Bei der medialen Schenkelhalsfraktur befindet sich der Bruchspalt innerhalb der Gelenkkapsel. Dies ist bedeutend für die Blutversorgung. Liegt der Bruch medial, dann ist häufig die Blutversorgung der Gelenkkapsel und damit auch des Hüftkopfes gestört.

  • Mediale Schenkelhalsfraktur

Bei der sogenannten medialen Schenkelhalsfraktur befindet sich der Bruch innerhalb der Gelenkkapsel. Sie ist die häufigste Bruchform der Schenkelhalsfraktur. Zu 80 bis 90 Prozent handelt es sich um eine sogenannte Adduktionsfraktur, bei welcher die einzelnen Bruchteile (Fragmente) verschoben sind und daher einer operativen Versorgung bedürfen.

Selten liegt eine Abduktionsfraktur vor, hierbei sind die Bruchstücke ineinander verstaucht und somit eher stabil, so dass eine konservative Behandlung ohne Operation erwogen werden kann.

  • Laterale Schenkelhalsfraktur

Bei der lateralen Schenkelhalsfraktur findet sich der Bruch außerhalb der Gelenkkapsel. Diese Bruchform ist eher selten.

Therapie: Wie wird ein Oberschenkelhalsbruch behandelt?

Konservative Therapie

Unter einer konservativen Therapie versteht man die Behandlung ohne Operation. Eine konservative Therapie ist bei eingestauchten Brüchen (Frakturen) möglich. Unverschobene, aber nicht eingestauchte Frakturen sollten nach Möglichkeit operativ stabilisiert werden, um ein Abrutschen des Bruches zu vermeiden.

Die konservative Therapie besteht aus Schmerztherapie, Thromboseprophylaxe und angepasster Mobilisation unter krankengymnastischer Anleitung. Bedingt durch eine nicht ausreichende Durchblutung des Hüftkopfes oder fehlende Frakturheilung kann es zu einer Verschiebung der Bruchenden zu einem späteren Zeitpunkt kommen (zweizeitigen Dislokation). In diesen Fällen wird dann doch eine Operation erforderlich.

Lehnt der Betroffene eine Operation ab oder ist er in einem zu schlechtem Allgemeinzustand, um operiert zu werden, kann eine konservative Therapie als letzte Möglichkeit (ultima Ratio) erfolgen.

Operative Therapie

Wichtig für die Auswahl des Operationsverfahrens ist die Lage des Bruchs und ob die Bruchenden gegeneinander verschoben sind (siehe Einteilung: Laterale und mediale Schenkelhalsfraktur), die Durchblutungsituation des Hüftkopfes, die Stabilität des Knochens, das Alter des Patienten und der Allgemeinzustand. Daher ist die Wahl des Operationsverfahrens immer individuell zu treffen.

Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, den Oberschenkelhalsbruch zu therapieren. Zum einen gibt es die sogenannten Osteosyntheseverfahren, bei denen der Knochen mithilfe von Schrauben, Platten oder Nägeln wieder richtig zusammengefügt wird. Zum anderen gibt es die Möglichkeit des Gelenkersatzes (Endoprothese).

Osteosyntheseverfahren:

Der gebrochene Knochen wird mittels Schrauben, Platten oder Nägel versorgt. Vorteil von diesen Verfahren ist, dass der Hüftkopf und somit das eigene Hüftgelenk erhalten bleiben kann. Die Indikation zur Osteosythese berücksichtigt insbesondere das Alter des Patienten, die Verschiebung der Knochenenden (Dislokation der Fraktur), die vorbestehende Arthrose des Hüftgelenkes sowie die Knochenqualität. Mit zunehmender Verschiebung der Knochenenden zueinander (Dislokation) steigt die Gefahr der Minderdurchblutung des Hüftkopfes und damit das Risiko des Absterbens desselben (Hüftkopfnekrose).

Während der Operation werden zunächst die Bruchenden wieder korrekt zueinander gestellt (sogenannte Repostition) und dann stabilisiert, so dass eine Heilung erfolgen kann. Bevorzugt werden spezielle winkelstabile Platten-Schrauben-Systeme (in Fortentwicklung der DHS, Dynamische Hüftschraube) verwendet. Zur Verfügung stehen auch Nägel (Gamma-Nagel) bei besonderen Fällen. Allerdings kann es sein, dass im weiteren Verlauf aufgrund einer Hüftkopfnekrose (Absterben des Hüftkopfes) oder einer fehlenden Frakturheilung eine erneute Operation notwendig wird.

Endoprothesen:

Hüftgelenksendoprothesen kommen vor allem bei alten Menschen mit einer schlechten Durchblutung des Hüftkopfes sowie bei bereits vorbestehenden osteoporotischen oder arthrotischen Veränderungen des Hüftgelenkes zum Einsatz.

Hierfür stehen Hemiprothesen zur Verfügung, bei denen nur der Hüftkopf ersetzt wird, nicht die Hüftpfanne (zum Beispiel Duokopfprothese). Ist die Hüftpfanne bereits deutlich vorgeschädigt und arthrotisch verändert, kommen Totalendoprothesen zur Anwendung. Hierbei werden sowohl Hüftkopf als auch die Hüftpfanne ersetzt.

Weiterbehandlung:

Nach der Operation (postoperative Phase) wird der Patient schnell wieder mobilisiert. Je nach Operationsverfahren kann das Bein teil- oder vollbelastet werden. Es erfolgt eine zunehmende Mobilisierung unter krankengymnastischer Anleitung nach Vorgabe des Operateurs. Ergänzend kommen Schmerzmittel zum Einsatz. Solange das Bein nicht vollständig belastet werden kann, muss einer Thrombose vorgebeugt werden. Hierzu kommen entweder niedermolekulare Heparine (als Spritzen in das Oberschenkel- oder Bauch-Unterhautfettgewebe) oder sogenannte direkte orale Antikoagulantien (DOAK) als Tabletten infrage. Auch ein Aufenthalt in einer Rehabilitationseinrichtung kann vor allem für ältere Patienten, welche zu Hause alleine wären, sinnvoll sein.

Welche Komplikationen kann ein Oberschenkelhalsbruch mit sich bringen?

Auch ein eingestauchter Bruch kann unter zunehmender Belastung abrutschen und bedarf dann einer operativen Versorgung. Eine weitere Komplikation ist die fehlende Frakturheilung (Pseudarthrosen) nach konservativer oder operativer Therapie. Dabei heilen die Bruchenden nicht zusammen, sondern bleiben gegeneinander beweglich. Auch die Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose ist nach längerer Zeit möglich. Des weiteren können Lockerungen des verwendeten Materials auftreten. Außerdem können auch Schmerzen oder ein verändertes Gangbild bestehen bleiben. Spezielle Komplikationsmöglichkeiten der Endoprothese sind die Luxation des Gelenkersatzes, die Infektionen oder Lockerung der Prothese.

Prognose: Wie sehen die Heilungschancen nach einem Oberschenkelbruch aus?

Die Prognose nach einer Schenkelhalsfraktur hängt entscheidend von den Begleitumständen und dem Allgemeinzustand des Patienten ab. Für den jungen Patienten ist die unversehrte Wiederherstellung des Hüftgelenkes mit schmerzfreier voller Funktion entscheidend. Fehlende Bruchheilung und ein absterbender Hüftkopf (Hüftkopfnekrose) bedrohen hier das gute Ergebnis. Häufig betrifft eine Schenkelhalsfraktur aber ältere Menschen und stellt für diesen ein ernstes Risiko dar. Bedroht sind ältere Menschen nicht nur durch lebensgefährliche Komplikationen sondern auch hinsichtlich der weiteren Selbstständigkeit. Daher ist eine umfassende, interdisziplinäre, altersmedizinische Versorgung entscheidend.

Dr. Peter Gutsfeld

Dr. Peter Gutsfeld

Unser beratender Experte:

Dr. Peter Gutsfeld, Facharzt für Chirurgie, spezielle Unfallchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, arbeitete bis Ende 2016 als leitender Arzt der Unfallchirurgie und Sportorthopädie am Klinikum Garmisch-Partenkirchen. 2017 wechselte Dr. Gutsfeld an die Ohlstadtklinik der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern.

Quellen:

  • Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Schenkelhalsfraktur (=Oberschenkelhalsbruch). Online: https://www.dgu-online.de/patienten/haeufige-diagnosen/senioren/schenkelhalsfraktur.html (abgerufen am 27. Dezember 2019)
  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), S2e-Leitlinie 012/001: Schenkelhalsfraktur des Erwachsenen. Online: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/012-001l_S2e_Schenkelhalsfraktur_2015-10_01.pdf (abgerufen am 27. Dezember 2019)

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.