Mein Arzt, mein Lotse

Gut versorgt: Das Hausarztmodell soll besonders Menschen mit chronischen Erkrankungen wie etwa Diabetes eine individuelle Therapie ermöglichen.
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Was ist das Hausarztmodell?
Bei dem Modell entscheiden Sie sich für eine Hausärztin oder einen Hausarzt und verpflichten sich, diesen für mindestens ein Jahr bei fast allen medizinischen Fragen als Erstes aufzusuchen. Der ausgewählte Arzt übernimmt zusätzlich zur hausärztlichen Behandlung auch eine Lotsenfunktion: Er koordiniert die Behandlung und überweist Sie bei Bedarf an einen Facharzt oder weist Sie in ein Krankenhaus ein. Die Leistung eines Kinder-, Frauen-, Zahn- und Augenarztes können Sie unabhängig von dem Modell direkt beanspruchen. Der offizielle Name für das Programm lautet „Hausarztzentrierte Versorgung“ (HzV).
Für wen eignet sich das Hausarztmodell — und warum?
Gesetzlich Versicherte können freiwillig und kostenlos mitmachen. „Besonders bietet sich das Modell für Menschen mit einer chronischen Krankheit und für versorgungsbedürftige Ältere an“, erklärt Alexander Kruse von der AOK Baden-Württemberg, der Krankenkasse mit der längsten Erfahrung mit der HzV.
Gerade Menschen mit Diabetes profitieren von dem Modell, zeigt eine wissenschaftliche Begutachtung im Auftrag der AOK Baden-Württemberg: HzV Teilnehmende hatten 2011 bis 2020 wegen ihres Diabetes deutlich weniger Komplikationen und eine längere Lebenserwartung als Patienten in der Regelversorgung. Das System ist so gestaltet, dass sich der Hausarzt für die Behandlung mehr Zeit nehmen kann. Er kennt alle Befunde, Therapien und Medikamente. Verschlechtert sich die Gesundheit, kann er frühzeitig eingreifen. Dem Patienten bleiben unnötige Doppeluntersuchungen und Krankenhausaufenthalte erspart. Auch müssen sich Ärzte, die an der HzV teilnehmen, regelmäßig fortbilden.
Wie nehme ich am Hausarztmodell teil?
Die gesetzlichen Krankenkassen müssen die HzV anbieten. Interessieren Sie sich für das Modell, sollten Sie sich bei Ihrer Krankenkasse oder Ihrer hausärztlichen Praxis erkundigen, rät Kruse. Ihr Hausarzt leitet dann die von beiden Seiten unterzeichnete Teilnahmeerklärung an Ihre Krankenkasse weiter. Diese prüft den Antrag und sendet ein Begrüßungsschreiben.
Quellen:
- AOK-Bundesverband: AOK-Hausarztzentrierte Versorgung: Gesundheitsversorgung aus einer Hand. https://www.aok.de/... (Abgerufen am 18.08.2023)
- Hausärztinnen- und Hausärzteverband: Hausarztverträge. https://www.hausaerzteverband.de/... (Abgerufen am 18.08.2023)
- Bundesministerium für Gesundheit: Hausarztsystem. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (Abgerufen am 18.08.2023)
- Hausärzteverband Baden-Württemberg: 15 Jahre Hausarztvertrag der AOK Baden-Württemberg. https://www.hausarzt-bw.de/... (Abgerufen am 18.08.2023)
- Hausärztinnen- und Hausärzteverband: Informationen zum Hausarztprogramm für Patienten. https://www.hausaerzteverband.de/... (Abgerufen am 18.08.2023)
- AOK Baden-Württemberg: 15 Jahre Hausarztvertrag der AOK Baden-Württemberg. https://aok-bw-presse.de/... (Abgerufen am 18.08.2023)
- Peter Stegmaier: „Die HZV wird in fünf Jahren im Zentrum der Versorgung stehen“. Monitor Versorgungsforschung: https://www.monitor-versorgungsforschung.de/... (Abgerufen am 18.08.2023)
- Jana Sauer: HZV-Patienten leben länger. Der Hausarzt : https://www.hausarzt.digital/... (Abgerufen am 18.08.2023)
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Telefonat mit Epidemiologin Dr. Kateryna Karimova von der Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Telefonat mit Alexander Kruse, Pressereferent der gesetzlichen Krankenkasse AOK Baden-Württemberg.