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Endlich wieder befreit durchatmen! Wer an Asthma oder einer chronischen Lungenkrankheit wie COPD leidet, für den sind Inhalationsgeräte wie Dosieraerosole ein Segen. Sie helfen dabei, die zur Daueranwendung oder bei akuten Beschwerden benötigten Medikamente in die Atemwege zu befördern. Das ist effektiv, weil der Wirkstoff schnell und direkt an den Ort des Geschehens gelangt. Und es hat bei richtiger Anwendung kaum Nebenwirkungen. Aber der Umgang mit der Technik hat seine Tücken und will gelernt sein. ­Studien zeigen, dass sich Patientinnen und Patienten mit Inhalationsgeräten oft schwer­tun. Viele machen Fehler – in manchen ­Untersuchungen lag die Quote bei mehr als 50 Prozent der Teilnehmenden.

Wie wende ich Inhalationsgeräte richtig an?

„Zu Anwendungsfehlern kommt es, weil die Koordination bei bestimmten Inhalationsgeräten anspruchsvoll ist“, sagt Apotheker Christoph Unglaub aus Velburg. „Teilweise muss man beim Inhalieren gleichzeitig den Sprühstoß per Handdruck auslösen und einatmen.“ Das schaffe nicht jeder. Gerade ältere Patientinnen und Patienten haben oft Probleme mit der Koordination. Manchen fehlt das feinmotorische Geschick oder sie zittern. Für Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen kann die Anwendung eine Herausforderung sein.

Außerdem kommt es beim Wechsel auf ein neues Hilfsmittel schnell zu Fehlern. „Es gibt viele verschiedene Geräte, die unterschiedlich funktionieren“, so die Apothekerin Claudia Cramer aus Herscheid. Darüber hinaus sei es beim Inhalieren ein bisschen wie beim Sport. „Man denkt, man macht die richtige Bewegung, aber es ist eben doch nicht so.“ In der Daueranwendung könnten sich leicht Fehler einschleichen, die zunächst gar nicht auffallen: Unter Umständen bemerkt man erst nach Tagen, dass ein Medikament gar nicht wirkt, weil sich die Symptome verschlimmern. Und bei akuter Atemnot kann es passieren, dass Betroffene in Panik alles vergessen, was sie zur Anwendung des Notfallsprays gelernt haben.

So hilft Ihnen Ihre Apotheke vor Ort

In vielen Apotheken können Sie sich in der richtigen Anwendung von Inhalationspräparaten schulen lassen. Die Kasse übernimmt diese Leistung, sofern Ihnen erstmals ein Inhalationsgerät verordnet wurde oder Sie das Modell gewechselt haben. Sie können die Schulung alle zwölf Monate wiederholen.

Welche unterschiedlichen Inhalationsgeräte gibt es?

Durch Bedienungsfehler kann zu viel oder zu wenig von dem jeweiligen Medikament in die Lunge gelangen, weiß Cramer. „Bei Asthmapatienten kann die falsche Inhala­tion eines Kortisonmedikaments dazu führen, dass sich die Erkrankung nicht in den Griff bekommen lässt.“ Es könnten auch Nebenwirkungen wie Heiserkeit auftreten. Wird der Mund nach der Anwendung von Kortisonpräparaten nicht gut ausgespült, riskiert man, sich an der Mundschleimhaut mit Pilzen zu infizieren. Solche schlechten Erfahrungen haben mitunter zur Folge, dass Betroffene die Therapie abbrechen, heißt es in Studien.

Wie gut Betroffene mit einem Inhaliergerät umgehen können, hängt auch davon ab, welchen Typ sie nutzen. Nicht jedes Modell ist für jeden gut geeignet. Neben den ­persönlichen Vorlieben spielen auch krankheitsbedingte, motorische und geistige Fähigkeiten eine Rolle – darüber sollte man zuerst mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt sprechen.

  • Sprayen

Dosieraerosol

Auf Knopfdruck wird ein Sprühstoß ausgelöst.

Vorteil: Klappt meist auch bei schwachem Atemzug gut.

Nachteil: Erfordert gute Koordination – zeitgleich sprayen und einatmen, dann für einige Sekunden Luft anhalten.

Pulverinhalator

Der Wirkstoff ist in einem feinen Pulver gelöst, das mit dem Einatmen inhaliert wird.

Vorteil: Keine hohen Ansprüche an die Koordination.

Nachteile: Pulver kann bei Feuchtigkeit verklumpen. Pulver kann sich auch im Mund festsetzen.

Beim Sprayen wird in der Regel entweder das Dosieraerosol direkt oder mit einer Inhalierhilfe verwendet.

Beim Sprayen wird in der Regel entweder das Dosieraerosol direkt oder mit einer Inhalierhilfe verwendet.

  • Saugen

Atemzug-Spray

Dosieraerosol, bei dem der Sprühstoß mit dem Einatmen ausgelöst wird.

Vorteil: Keine hohen Anforderungen an die Koordination, geeignet oft auch bei Zittern oder Arthrose in den Fingern.

Nachteil: Man benötigt einen gewissen Atemzug.

Beim Saugen wird zwischen Atmungs-Sprays und Pulverinhalatoren unterschieden.

Beim Saugen wird zwischen Atmungs-Sprays und Pulverinhalatoren unterschieden.

  • Vernebeln

Standvernebler

Ähnlich wie Kleinvernebler, aber als stationäres Gerät.

Vorteile: Siehe Grafik. Es sind unterschiedliche Aufsätze möglich (Mundstück, Maske).

Nachteil: Siehe links. Sollte regelmäßig gewartet werden.

Kleinvernebler

Erzeugt fein zerstäubten Wirkstoffdampf zur Inhalation.

Vorteile: Einfach zu bedienen, verschiedene Wirkstoffe und Dosen einsetzbar. Man kann mit normalem Atemzug über Minuten inhalieren. Handlich.

Nachteil: Kasse muss zustimmen, eventuell Aufzahlung.

Mit Inhalierhilfe

Dosieraerosol mit aufgesteckter Inhalierhilfe („Spacer“).

Vorteil: Der Sprühstoß erfolgt in den Spacer, man atmet das Mittel allmählich ein – es ist weniger Koordination nötig.

Nachteil: Passt nicht in jede Handtasche.

Beim Vernebeln wird eine Maske - im Falle vom Kleinvernebler - oder zusätzlich noch ein Mundstück und Kompressor im Falle des Standverneblers verwendet.

Beim Vernebeln wird eine Maske - im Falle vom Kleinvernebler - oder zusätzlich noch ein Mundstück und Kompressor im Falle des Standverneblers verwendet.

Wann ist ein Wechsel des Geräts sinnvoll?

Grundsätzlich kann die Apotheke das Gerät wechseln, wenn das pharmazeutische Personal es im Einzelfall für angebracht hält. „Das kann etwa dann der Fall sein, wenn das vom Arzt verordnete Produkt im Rahmen von Rabattverträgen gegen ein günstigeres ausgetauscht werden soll – ich aber der Auffassung bin, dass der Patient damit nicht zurechtkommen wird“, erklärt die Apothekerin Claudia Cramer. So kann beispielsweise ein Gerät für einen Menschen mit Rheuma zu filigran sein.

In solchen Fällen kann die Apothekerin ­sogenannte pharmazeutische Bedenken äußern, um für das passende Gerät zu sorgen – bei Bedarf nach Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt, die oder der das Rezept ausgestellt hat. Claudia Cramer schildert ein weiteres Beispiel: „Ich kann den Wechsel eines Hilfsmittels erwägen, wenn der Patient nicht mehr die Kraft für den erforderlichen Atemzug aufbringt.“ Gut zu wissen: Oft haben Apotheken für ihre Kundinnen und Kunden Demomodelle zum Ausprobieren vorrätig.


Quellen:

  • Hämmerlein A, Müller U, Schulz M: Versorgungsmanagement für Menschen mit Asthma – Einbindung der Apotheker. ZEFQ: https://www.abda.de/... (Abgerufen am 05.07.2023)
  • Sulku J, Bröms K, Högman M et al.: Critical inhaler technique errors in Swedish patients with COPD: a cross-sectional study analysing video-recorded demonstrations. npj Primary Care Respiratory Medicine: https://www.nature.com/... (Abgerufen am 05.07.2023)
  • Kohlhäufl M: Inhalationstherapie: Wie oft gibt's Bedienungsfehler und wo?. Pneumo News: https://link.springer.com/... (Abgerufen am 05.07.2023)