Hilfe, wie das juckt!

Oft verstecken sich die allergieauslösenden Stoffe in Artikeln des täglichen Bedarfs – zum Beispiel in Kosmetika wie Seifen oder Kinderparfüms.
© stocksy/Raymond Forbes
Ob eine kleine Meerjungfrau in Form eines Kettenanhängers oder ein blauer, blubbernder Badezusatz – viele Alltagsdinge können Stoffe enthalten, auf die entsprechend veranlagte Kinder mit einer Kontaktallergie reagieren. Kommt die Haut mit einem solchen Stoff in Berührung, entwickelt sie ein Ekzem, also eine Entzündungsreaktion.
Hautreaktion meist auf Kontaktstelle begrenzt
„Kontaktallergien treten bei Kindern häufiger auf als vermutet“, sagt Prof. Dr. Margitta Worm, Leiterin der Allergologie und Immunologie der Hautklinik der Charité Berlin und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Verlässliche Zahlen zu nennen sei jedoch schwer.
„Oft wird ein allergisches Kontaktekzem nicht diagnostiziert“, erzählt sie. Zum Beispiel erhielten die Eltern fälschlicherweise die Diagnose Neurodermitis, da sich die Symptome stark ähnelten: Die Haut juckt, ist gerötet, vielfach bilden sich sogar Bläschen. Dabei gibt es einen Unterschied: „Bei der Kontaktallergie ist das Ekzem üblicherweise begrenzt auf die Stelle, an der die Haut Kontakt mit dem Auslöser hatte“, erklärt Margitta Worm. Um ein genaueres Bild von der Anzahl Betroffener zu erhalten, untersuchten dänische Forschende über 1500 Kinder mit einem Allergietest. Fazit: Bei bis zu 25 Prozent von ihnen wurde eine Kontaktallergie nachgewiesen.
Beschwerden treten erst nach zwei bis drei Tagen auf
Was eine Diagnose teils schwierig macht: Im Gegensatz zu anderen Allergien, bei denen Betroffene rasch reagieren, treten die Beschwerden bei einer Kontaktallergie in der Regel erst nach zwei bis drei Tagen auf. „Dann ist es nicht einfach, noch einen Bezug herzu stellen, woran es gelegen haben könnte“, sagt die Allergologin. Mit den Beschwerden beginnt also häufig eine knifflige Detektivarbeit, da der Auslöser der Allergie gefunden werden muss.
Das beruhigt die Haut im Akutfall
Bei Verdacht auf ein Kontaktekzem gilt zunächst: den auslösenden Stoff (Allergen) sofort meiden. Zudem rät Worm, im Akutfall das Ekzem mit feuchten Umschlägen zu behandeln. „Diese können auch in Kochsalzlösung oder gekochten, abgekühlten Schwarztee getränkt wer den.“ Letzterer wirke gegen Entzündungen.
Für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr mit stärkeren Beschwerden können Kinderärzte oder Hautärztinnen eine kortisonhaltige Creme verschreiben, die einmal täglich auf die betroffene Stelle aufgetragen werde. „Wegen der Kürze der Anwendung von drei bis fünf Tagen und der geringen Menge brauchen sich Eltern keine Gedanken um Nebenwirkungen zu machen“, beruhigt Worm. Nach einer Woche ist der Spuk oft vorbei, unbehandelt brauchen die Stellen nicht selten zwei bis vier Wochen zum Abheilen. Andere Therapien – neben dem konsequenten Meiden des Allergens – gibt es nicht.
Ein Allergietest auf der Haut bringt Gewissheit
Genau dafür ist es entscheidend zu wissen, auf welche Kontaktstoffe das Kind reagiert. Daher sollten Eltern Hautirritationen ernst nehmen und am besten eine dermatologische Praxis aufsuchen. Klarheit bringt ein sogenannter Epikutantest. Dabei werden für ein bis zwei Tage Pflaster mit möglichen Allergenen auf den Rücken des Kindes geklebt. Es sollte vorher nicht lange in der Sonne spielen und während dieser Zeit nicht duschen, baden oder exzessiv Sport machen. „Nach drei Tagen schauen wir, ob und welcher der getesteten Stoffe zu einer Hautreaktion geführt hat“, so Worm.
Findet man den Kontaktstoff heraus und macht um ihn längere Zeit einen großen Bogen, ist es möglich, dass sich die Überempfindlichkeit in eine klinisch stumme Allergie verwandelt. „Das heißt: Kommt eine betroffene Person nach langer Zeit wieder in Berührung mit dem Allergen, reagiert das Immunsystem unter Umständen kaum noch“, erklärt Worm.
Den Allergenen keine Eintrittsmöglichkeit bieten
Durch die Kennzeichnungspflicht von Inhaltsstoffen in Kosmetika können Allergiker:innen insgesamt schneller erkennen, ob Stoffe in den Produkten stecken, die sie nicht vertragen. Die Expertin plädiert dennoch dafür, aufmerksam zu bleiben. Der Einsatz von Nickel, zum Beispiel in der Bekleidungs und Modeschmuckindustrie, sei innerhalb Europas recht gut, aber international noch sehr lax geregelt. Für Betroffene sei es daher sinnvoll, lieber zu hochwertigeren Metallen zu greifen.
Außerdem wichtig: die Kinderhaut gut zu pflegen, um trockene Stellen und Risse zu vermeiden. „Dann haben Allergene keine Eintrittsmöglichkeiten“, sagt Worm. Ob Kinder mit Neurodermitis empfindlicher für Kontaktallergien sind, sei nicht abschließend geklärt. Studien deuten aber darauf hin, dass sie ähnlich häufig davon betroffen sind wie Kinder ohne die Hauterkrankung.