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Ob eine kleine Meerjungfrau in Form eines Ket­tenanhängers oder ein blauer, blubbernder Badezusatz – viele Alltagsdinge können Stoffe enthalten, auf die entsprechend veranlagte Kinder mit einer Kontaktallergie reagieren. Kommt die Haut mit einem solchen Stoff in Berührung, entwickelt sie ein Ekzem, also eine Entzündungsreaktion.

Hautreaktion meist auf Kontaktstelle begrenzt

„Kontaktaller­gien treten bei Kindern häufiger auf als vermutet“, sagt Prof. Dr. Margitta Worm, Leiterin der Allergologie und Immunologie der Hautklinik der Charité Berlin und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Verlässliche Zahlen zu nennen sei jedoch schwer.

„Oft wird ein all­ergisches Kontaktekzem nicht diagnostiziert“, erzählt sie. Zum Beispiel erhielten die Eltern fälschlicherweise die Diagnose Neurodermitis, da sich die Symptome stark ähnelten: Die Haut juckt, ist gerötet, vielfach bil­den sich sogar Bläschen. Dabei gibt es einen Unter­schied: „Bei der Kontaktallergie ist das Ekzem üb­licherweise begrenzt auf die Stelle, an der die Haut Kontakt mit dem Auslöser hatte“, erklärt Margitta Worm. Um ein genaueres Bild von der Anzahl Betroffener zu erhalten, untersuchten dänische Forschende über 1500 Kinder mit einem Allergietest. Fazit: Bei bis zu 25 Prozent von ihnen wurde eine Kontaktallergie nachgewiesen.

Beschwerden treten erst nach zwei bis drei Tagen auf

Was eine Diagnose teils schwierig macht: Im Gegen­satz zu anderen Allergien, bei denen Betroffene rasch reagieren, treten die Beschwerden bei einer Kontakt­allergie in der Regel erst nach zwei bis drei Tagen auf. „Dann ist es nicht einfach, noch einen Bezug herzu­ stellen, woran es gelegen haben könnte“, sagt die Aller­gologin. Mit den Beschwerden beginnt also häufig eine knifflige Detektivarbeit, da der Auslöser der Allergie gefunden werden muss.

Zu den häufigsten Auslösern zählen:

  • Nickel (zum Beispiel in Schmuckstücken, Uhren, Knöpfen, Reißverschlüssen und auch Münzen)
  • Duft­- oder Konservierungsstoffe (in Kosmetika wie Seifen und Kinderparfüms)
  • Farbstoffe wie Phenylendiamin (etwa in abwaschbaren Kinder­-Tatoos)
  • Gummistoffe (zum Beispiel in Badelatschen)

Das beruhigt die Haut im Akutfall

Bei Verdacht auf ein Kontaktekzem gilt zunächst: den auslösenden Stoff (Allergen) sofort meiden. Zudem rät Worm, im Akutfall das Ekzem mit feuchten Umschlägen zu behandeln. „Diese können auch in Kochsalzlösung oder gekochten, abgekühlten Schwarztee getränkt wer­ den.“ Letzterer wirke gegen Entzündungen.

Für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr mit stärkeren Beschwerden können Kinderärzte oder Hautärztinnen eine kortison­haltige Creme verschreiben, die einmal täglich auf die betroffene Stelle aufgetragen werde. „Wegen der Kürze der Anwendung von drei bis fünf Tagen und der gerin­gen Menge brauchen sich Eltern keine Gedanken um Nebenwirkungen zu machen“, beruhigt Worm. Nach einer Woche ist der Spuk oft vorbei, unbehandelt brau­chen die Stellen nicht selten zwei bis vier Wochen zum Abheilen. Andere Therapien – neben dem konsequenten Meiden des Allergens – gibt es nicht.

Ein Allergietest auf der Haut bringt Gewissheit

Genau dafür ist es entscheidend zu wissen, auf welche Kontaktstoffe das Kind reagiert. Daher sollten Eltern Hautirritationen ernst nehmen und am besten eine dermatologische Praxis aufsuchen. Klarheit bringt ein sogenannter Epikutantest. Dabei werden für ein bis zwei Tage Pflaster mit möglichen Allergenen auf den Rücken des Kindes geklebt. Es sollte vorher nicht lan­ge in der Sonne spielen und während dieser Zeit nicht duschen, baden oder exzessiv Sport machen. „Nach drei Tagen schauen wir, ob und welcher der getesteten Stoffe zu einer Hautreaktion geführt hat“, so Worm.

Findet man den Kontaktstoff heraus und macht um ihn längere Zeit einen großen Bogen, ist es möglich, dass sich die Überempfindlichkeit in eine klinisch stumme Allergie verwandelt. „Das heißt: Kommt eine betroffene Person nach langer Zeit wieder in Berüh­rung mit dem Allergen, reagiert das Immunsystem un­ter Umständen kaum noch“, erklärt Worm.

Den Allergenen keine Eintrittsmöglichkeit bieten

Durch die Kennzeichnungspflicht von Inhaltsstoffen in Kosmetika können Allergiker:innen insgesamt schnel­ler erkennen, ob Stoffe in den Produkten stecken, die sie nicht vertragen. Die Expertin plädiert dennoch dafür, aufmerksam zu bleiben. Der Einsatz von Nickel, zum Beispiel in der Bekleidungs­ und Modeschmuckindus­trie, sei innerhalb Europas recht gut, aber international noch sehr lax geregelt. Für Betroffene sei es daher sinn­voll, lieber zu hochwertigeren Metallen zu greifen.

Außerdem wichtig: die Kinderhaut gut zu pflegen, um trockene Stellen und Risse zu vermeiden. „Dann haben Allergene keine Eintrittsmöglichkeiten“, sagt Worm. Ob Kinder mit Neurodermitis empfindlicher für Kontakt­allergien sind, sei nicht abschließend geklärt. Studien deuten aber darauf hin, dass sie ähnlich häufig davon betroffen sind wie Kinder ohne die Hauterkrankung.

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