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Der Trend setzt sich fort: Im ersten Quartal 2024 sind 142 Apotheken aus Deutschland verschwunden. Das geht aus Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hervor. Mit insgesamt knapp 500 Schließungen hatte 2023 zuletzt einen Negativrekord aufgestellt. Ähnlich traurig könnte die Bilanz auch in diesem Jahr ausfallen.

Viele Schließungen wegen erschwerter Rahmenbedingungen

Stephanie Schersch, Politik-Ressortleiterin

Stephanie Schersch, Politik-Ressortleiterin

Die Entwicklung ist erschreckend – überraschend kommt sie allerdings nicht. Seit 2008 hat fast jede fünfte Apotheke dichtgemacht, 17 429 gibt es in Deutschland noch. Ein Grund für die vielen Schließungen sind die zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen für Apotheken. Zuletzt haben Apothekenteams auch mit Protestaktionen darauf aufmerksam gemacht. Sie fordern mehr Geld, weniger Bürokratie und eine Perspektive für den Nachwuchs. Die Politik ist bislang kaum darauf eingegangen.

Unverzichtbar in Gesundheitsfragen und bei Lieferengpässen

Dabei kann sich die Ampel diese Haltung eigentlich gar nicht leisten. Auf 100 000 Einwohner kommen hierzulande nicht einmal mehr 21 Apotheken. Zum Vergleich: In der Europäischen Union liegt der Durchschnitt bei 32 Betrieben. Apotheken fehlen vor allem auf dem Land und in strukturschwachen Regionen. Doch wir brauchen ein flächendeckendes Netz. Apotheken sichern die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln – am Tag, in der Nacht und am Wochenende.

Auch die Pandemie hat uns gezeigt, wie unverzichtbar sie in vielen Gesundheitsfragen sind. Zudem stecken wir mitten in einer Lieferengpass-Krise. Tagtäglich suchen Apothekenteams überall in Deutschland nach Lösungen, wenn Medikamente nicht verfügbar sind. Fast immer schaffen sie es, Alternativen für ihre Patientinnen und Patienten zu organisieren.

Reform wird Probleme nicht lösen – und sogar verschlimmern

Zwar hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Eckpunkte für eine Apothekenreform vorgelegt. Doch die können die Probleme nicht lösen – im Gegenteil. Lauterbach möchte Filialen auf dem Land möglich machen, in denen ein Apotheker oder eine Apothekerin nicht zwingend selbst vor Ort sein müssen. Auch ein eigenes Labor benötigen diese Zweigstellen dann nicht unbedingt, um individuell Arzneimittel herstellen zu können. So soll zwar der Betrieb einer solchen Filiale deutlich günstiger und damit attraktiver werden. Zugleich aber sinkt die Qualität der Versorgung. Patientinnen und Patienten würden eine wichtige niedrigschwellige Beratungsmöglichkeit im Gesundheitswesen verlieren.

Am Ende gäbe es Apotheken erster und zweiter Klasse. Das kann der Gesundheitsminister nicht wollen. Stattdessen muss er dafür sorgen, dass unser Apothekennetz keine weiteren Löcher bekommt. Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Die Gesellschaft wird älter, das Gesundheitswesen zunehmend komplex und Lieferengpässe bei Arzneimitteln werden auch in Zukunft zum Alltag gehören. Wir brauchen die Apotheken vor Ort – heute dringender denn je.


Quellen:

  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände: Nur noch 17.571 – Apothekenzahl sinkt immer schneller auf dramatischen Minusrekord. https://www.abda.de/... (Abgerufen am 25.01.2024)
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände : Die Apotheke: Zahlen, Daten, Fakten 2023. https://www.abda.de/... (Abgerufen am 25.01.2024)
  • Bundesministerium für Gesundheit: Eckpunkte für eine Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform vom 20. Dezember 2023.