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Diese Zahlen haben es in sich: Seit 2008 ist fast jede fünfte Apotheke in Deutschland verschwunden. Allein im vergangenen Jahr gab es 559 Schließungen, lediglich 62 Apotheken wurden neu eröffnet, wie eine aktuelle Auswertung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zeigt. Noch nie haben demnach so viele Apotheken innerhalb eines Jahres dicht gemacht wie 2023.

Viele Schließungen wegen erschwerter Rahmenbedingungen

Die Bilanz ist erschreckend – überraschend kommt sie allerdings nicht. Seit Jahren sinkt die Zahl der Apotheken, nun hat sie mit 17.571 Betrieben einen neuen Tiefstand erreicht. Ein Grund für die vielen Schließungen sind die zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen für Apotheken. In den zurückliegenden Monaten haben Apothekenteams immer wieder mit Protestaktionen darauf aufmerksam gemacht. Sie fordern mehr Geld, weniger Bürokratie und eine Perspektive für den Nachwuchs. Die Politik ist bislang kaum darauf eingegangen.

Unverzichtbar in Gesundheitsfragen und bei Lieferengpässen

Dabei kann sich die Ampel diese Haltung eigentlich gar nicht leisten. Auf 100.000 Einwohner kommen hierzulande noch 21 Apotheken. Zum Vergleich: In der Europäischen Union liegt der Durchschnitt bei 32 Betrieben. Apotheken fehlen vor allem auf dem Land und in strukturschwachen Regionen. Doch wir brauchen ein flächendeckendes Netz. Apotheken sichern die wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln – am Tag, in der Nacht und am Wochenende. Auch die Pandemie hat uns gezeigt, wie unverzichtbar sie in vielen Gesundheitsfragen sind. Zudem stecken wir mitten in einer Lieferengpass-Krise. Tagtäglich suchen Apothekenteams überall in Deutschland nach Lösungen, wenn Medikamente nicht verfügbar sind. Fast immer schaffen sie es, Alternativen für ihre Patientinnen und Patienten zu organisieren.

Reform wird Probleme nicht lösen – und sogar verschlimmern

Zwar hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereits erste Eckpunkte für eine Apothekenreform vorgelegt. Doch die können die Probleme nicht lösen – im Gegenteil. Lauterbach möchte Filialen auf dem Land möglich machen, in denen ein Apotheker oder eine Apothekerin nicht zwingend selbst vor Ort sein müssen. Auch ein eigenes Labor benötigen diese Zweigstellen dann nicht unbedingt, um individuell Arzneimittel herstellen zu können. So soll zwar der Betrieb einer solchen Filiale deutlich günstiger und damit attraktiver werden. Zugleich aber sinkt die Qualität der Versorgung. Patientinnen und Patienten würden eine wichtige niedrigschwellige Beratungsmöglichkeit im Gesundheitswesen verlieren.

Am Ende gäbe es Apotheken erster und zweiter Klasse. Das kann der Gesundheitsminister nicht wollen. Stattdessen muss er nun dringend dafür sorgen, dass unser Apothekennetz keine weiteren Löcher bekommt. Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: Die Gesellschaft wird älter, das Gesundheitswesen zunehmend komplex und Lieferengpässe bei Arzneimitteln werden auch in Zukunft zum Alltag gehören. Wir brauchen die Apotheken vor Ort – heute dringender denn je.


Quellen:

  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände: Nur noch 17.571 – Apothekenzahl sinkt immer schneller auf dramatischen Minusrekord. https://www.abda.de/... (Abgerufen am 25.01.2024)
  • Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände : Die Apotheke: Zahlen, Daten, Fakten 2023. https://www.abda.de/... (Abgerufen am 25.01.2024)
  • Bundesministerium für Gesundheit: Eckpunkte für eine Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform vom 20. Dezember 2023.