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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor gefälschten Diabetes-Medikamenten, die seit 2022 im Umlauf sind. Das Problem existiere in allen Regionen der Welt, berichtete die WHO am 20. Juni 2024 in Genf. Sie bezog sich konkret auf Funde in Großbritannien, den USA und Brasilien seit Oktober 2023.

Es geht demnach um Ozempic, ein Medikament mit dem Wirkstoff Semaglutid, das auch in der EU zur Behandlung von Diabetes Typ 2 zugelassen ist – die gefälschte Variante sieht identisch aus wie das echte Medikament. Weil das Produkt auch den Appetit unterdrückt, wird es immer öfter auch zur Gewichtsabnahme verschrieben.

Gefahr durch veränderte Wirkstoffe

Gefälschte Medikamente könnten nicht die richtige Menge Wirkstoffe enthalten und bei Diabetikern deshalb zu unkontrolliertem Zucker führen, berichtete die WHO. Sie könnten auch andere Wirkstoffe enthalten, die Gesundheitsrisiken bedeuten. Die WHO rief Ärzte und Apotheker, Regulierungsbehörden und die Öffentlichkeit auf, wachsam zu sein. Alle Medikamente sollten nur auf Rezept in Apotheken gekauft werden und nicht online, so die WHO. Nutzer sollten sicherstellen, dass die Skala zur Dosierung auf den Insulin-Pens richtig angezeigt ist, das Etikett korrekt aussieht und auf der Schachtel keine Rechtschreibfehler sind.

EMA warnte schon im Herbst 2023

Auch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte schon im Herbst 2023 vor Fälschungen des Diabetesmittels „Ozempic“ gewarnt. In verschiedenen EU-Staaten und Großbritannien seien gefälschte Diabetes-Pens aufgetaucht, hatte die EMA in Amsterdam mitgeteilt. Die Spritzhilfen mit Labels in deutscher Sprache stammten von Großhändlern in Österreich und Deutschland.

Fäschungen erkennen und damit umgehen

Falls gefälschte Medikamente auftauchten, müssten diese in eine Apotheke gebracht werden - so das Regierungspräsidium Freiburg Anfang Oktober. Die Originalpräparate des Herstellers Novo Nordisk seien nicht gefährlich. Die Originale seien von den Fälschungen optisch leicht zu unterscheiden, schreibt das Regierungspräsidium weiter und verbreitet Fotos dazu. Ozempic wird als Injektion unter die Haut gespritzt. Bei der Originalspritze ist der drehbare Ring im hinteren Bereich demnach hellblau. Bei der Fälschung ist er grau. Der Injektionsknopf am Ende der Spritze ist bei der Originalspritze grau und bei der Fälschung blau.

Anfang Oktober 2023 waren die ersten Fälschungen in Deutschland aufgetaucht. EU-Behörden, Polizei sowie auch eine Bundesbehörde in Deutschland hatten daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein Pharma-Großhändler im Südwesten Baden-Württembergs. 199 Packungen kamen laut einer Anzeige des Regierungspräsidiums Freiburg ursprünglich von einem österreichischen Großhändler und seien Anfang September 2023 an einen weiteren Pharmahändler in Großbritannien geliefert worden.

Keine gezielte Warnung für Deutschland

Nach Angaben des Bundesinstitut für Arzneimtitel und Medizinprodukte (BfArM) sind in Deutschland in den zurückliegenden Monaten allerdings keine neuen Ozempic-Fälschungen aufgetaucht. Das sagte ein Sprecher auf Nachfrage der Apotheken Umschau. Demnach sieht das BfArM aktuell keinen Anlass, erneut eine gezielte Warnung für Deutschland auszusprechen. Auch Patientinnen und Patienten seien hierzulande bislang nicht zu Schaden gekommen. Die Apotheken hätten die Fälschungen jedes Mal erkannt und nicht abgegeben.

Auch der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker liegen derzeit keine Meldungen aus Apotheken über gefälschte Ozempic-Packungen vor, wie ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände bestätigte. Er verwies zudem auf das Schutzsystem Securpharm in den Apotheken vor Ort, das Patientinnen und Patienten zusätzlich vor Fälschungen schützen soll. Dabei scannen die Apotheken vor der Abgabe einen individuellen Code, den jede Arzneimittelpackung trägt und prüfen damit die Echtheit des Medikaments.