Was hilft in einem toxischen Arbeitsumfeld?

Wer sich im Job dauernd überlastet und unter Druck gesetzt fühlt, kann davon krank werden.
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„Toxisch“ hat als Schlagwort zuletzt viele Diskussionen geprägt – zum Beispiel mit Blick auf private Beziehungen. Doch auch am Arbeitsplatz können schlechte Arbeitsbedingungen zu einem vergifteten Klima führen. Und zwar mit Folgen für die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten.
Aber: Wie erkennt man toxische Strukturen überhaupt? Stress, ein hohes Leistungspensum und Konflikte gehören schließlich in vielen Berufen zum Alltag. Wo verläuft die Grenze?
Aktiv werden und Verbündete finden
Aber was tun, wenn einem das alles nur allzu bekannt vorkommt? Kann man sich vor den Folgen eines toxischen Arbeitsklimas schützen? Und wann sollte man aktiv werden? „Ein sicheres Alarmzeichen: Wenn ich die Unzufriedenheit über meinen Arbeitsplatz regelmäßig mit nach Hause nehme, dann ist es Zeit, etwas zu unternehmen“, sagt Annina Hering.
Wichtig sei, die „toxische Quelle“ zu verorten und zu prüfen, ob es sich um ein strukturelles Problem oder das Verhalten einer einzelnen Person handelt. Hering rät: „Suchen Sie sich Verbündete.“ Wer Gleichgesinnte findet, habe größere Chancen, Veränderungen anzustoßen. Auch ein Betriebsrat oder der Personalvertretung kann erster Ansprechpartner sein.
„Gleichzeitig sollte man realistisch bleiben“, sagt die Ökonomin. Es sei leichter, auf das problematische Verhalten einer einzelnen Person einzuwirken als bestehende toxische Strukturen zu verändern. Und nicht jeder habe den „langen Atem, um strukturelle Veränderungen durchzukämpfen“.
Vor dem Jobwechsel: Arbeitsatmosphäre prüfen
Alternativ bleibt nur der Jobwechsel. Der Arbeitsmarktexpertin zufolge ist der Arbeitsmarkt immer noch dynamisch und es gebe weiter viele Unternehmen, die bewusst ein wertschätzendes Arbeitsklima pflegen.
Es lohnt sich aber, schon vor dem Start in einen neuen Job ganz genau hinzugucken: Hering empfiehlt zum Beispiel, Bewertungsportale für Unternehmen im Netz zu checken. Da können sich Bewerberinnen und Bewerber schon einen ersten Eindruck über die Arbeitsatmosphäre in einem bestimmten Unternehmen verschaffen. Jedoch weiß man in der Regel nicht, wer welche Bewertung mit welcher Intention geschrieben hat.
Wer ohnehin über sein persönliches Netzwerk an eine neue Stelle kommt, kann mit ehrlichen Erfahrungsberichten rechnen. Auch vor Ort im Bewerbungsgespräch lassen sich erste Anzeichen interpretieren: Wie wirken die anderen Beschäftigten? Wie treten Vorgesetzte gegenüber der Belegschaft auf? „Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl“, so Hering.