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Hach, das duftet nach Weihnachten! Bei Ihrem Aroma habe ich sofort Erinnerungen aus meiner Kindheit vor Augen. Zimtsterne waren immer meine Lieblingsplätzchen.

Ich hoffe, Sie verwenden für Ihre Plätzchen auch echte Zimtstangen und nicht irgend so ein Pulver.

Was ist daran falsch? Das Pulver ist doch einfach gemahlener Zimt.

Wenn Sie Glück haben. Bei Zimt sollten sie immer genau darauf achten, was auf der Verpackung steht. Was wurde im Laufe meiner Geschichte schon für Schindluder mit mir getrieben! Ob Mehl aus Kakaoschalen oder Nelkenstiele – alles Mögliche hat man mit mir vermischt. Wir Zimtstangen waren nämlich schon immer kostbar, so sehr, dass sogar Kriege unseretwegen geführt wurden.

Ein Zimt-Krieg? Sie veräppeln mich!

Aber nicht doch! Gewürze waren begehrt – und daher heiß umkämpft, seit Tausenden von Jahren. Da fast alle erlesenen Spezereien in tropischen Gefilden wachsen, mussten wir seit jeher eine weite Reise zurücklegen, bis wir etwa im alten Rom ankamen.

Dort gab es schon Zimt?

Ja, sicher. Allerdings hat man keine Zimtsterne damit gebacken. Man nutzte ihn als Räucherwerk oder auch als Arznei. So erzählt man, Kaiser ­Nero habe, um seine verstorbene Gattin Poppaea zu ehren, in den Straßen Zimtfeuer anzünden lassen. Jahrhunderte später wetteiferten dann viele Länder um das Privileg, mit mir und meinen würzigen Kollegen Handel zu treiben – und gerieten sich dabei mächtig in die Wolle.

Dann haben wir ja heute Glück, dass jeder Sie kaufen kann. Sie sprachen von einer weiten Reise. Woher stammen Sie denn?

Ich persönlich komme aus Sri Lanka, das früher Ceylon hieß. Deshalb heiße ich Ceylon-Zimt. Wenn Sie mich für Ihre Zimtsterne verwenden, haben Sie eine exquisite Leckerei. Zimtbäume wachsen aber auch in China, wo Cassia-Zimt angebaut wird. Ich finde ja, er schmeckt etwas aufdringlich. ­Geschmackssache. Steht irgendwo „Zimt“ in der Zutatenliste, ist das fast immer Cassia. Wahre Zimtkenner ­setzen aber auf mich.

Zimt wächst also auf Bäumen?

Er besteht aus ihnen, genauer aus hauchdünnen Schichten ihrer Rinde. Wenn man sie trocknet, rollt sie sich zusammen – und Sie haben Zimtstangen wie mich.

Dass Zimt gut schmeckt, weiß ­jeder. Doch ist er eigentlich auch gesund? Ich habe hier sehr Widersprüchliches gelesen.

Offenbar führt jede Zeit ihren eigenen Zimt-Krieg: Ob ich wirklich gegen Gicht und viele andere Krankheiten helfe, gegen die man mich schon eingesetzt hat, kann ich Ihnen nicht ­sagen. Es gibt wohl Hinweise, dass ich den Blutzucker etwas senken kann. Doch gibt es auch Leute, die fürchten, ich könnte der Gesundheit schaden – und zwar, weil ich Kumarin enthalte. In höherer Dosis ist das für euch Menschen offenbar giftig.

Werde ich also von Zimtsternen krank?

Wenn Sie zu viele davon essen, bestimmt. Schon allein, weil sie viel Zucker und Fett enthalten. Vor allem Cassia-Zimt sollte man aber nicht zu viel essen. Schon bei zwei Gramm sollte bei Erwachsenen Schluss sein. Wenn Sie zu mir, einer Ceylon-Zimtstange, greifen, sind Sie auf der sicheren Seite. Ich enthalte nur ganz wenig Kumarin und Sie können ohne Sorge ein paar Plätzchen mehr essen. Wenn die Waage dann nach Weihnachten ein paar Kilo mehr zeigt, bin ich allerdings unschuldig.


Quellen: