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Warum wird die Scheidenflora bei Schwangeren untersucht?

Weil unbehandelte bakterielle Scheideninfektionen – Vaginosen – Frühgeburten sowie Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft verursachen können. Die Entzündung kann zu einem vorzeitigen Blasensprung führen oder bewirken, dass sich der Muttermund vorzeitig öffnet und Wehen verfrüht einsetzen.

Was hat der pH-Wert mit der Scheidenflora zu tun?

Der pH-Wert gibt an, wie säurehaltig etwas ist. Je niedriger der pH-Wert, desto höher die Säurekonzen­tration. Eine normale Scheidenflora hat einen pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4. Sie ist leicht sauer. Das liegt an Milchsäurebakterien, die von Natur aus die Schleimhäute besiedeln. Steigt der pH-Wert an, wird das Scheidenmilieu weniger sauer. Das begünstigt das Wachstum krank machen­der Bakterien. Die „guten“ Milchsäurebakterien werden verdrängt. Das wiederum lässt den pH-Wert weiter steigen – ein Teufelskreis. In der Schwangerschaft kann die Scheidenflora durch hormonelle Veränderungen aus dem Gleichgewicht geraten. Zudem ist die körper­eigene Abwehr geschwächt, was das Wachstum schädlicher ­Keime zusätzlich fördern kann. Sichtbar wird das eventuell durch Änderungen im pH-Wert.

Was sind die Ursachen für einen erhöhten pH-Wert?

Bei einer bakteriellen Infektion liegt der gemessene pH-Wert zumeist über 4,4. Messwerte können auf eine solche Infektion hindeuten, müssen aber nicht. Besteht eine Infektion, wird diese meist durch einen Keim namens Gardnerella vaginalis verursacht. Manchmal können auch Streptokokken die Auslöser sein. „Bleiben Streptokokken unbehandelt und unerkannt, können sie unter der Geburt von der Mutter aufs Neugeborene übertragen werden und schwerwiegende Erkrankungen bis hin zur Sepsis verursachen“, erklärt Dr. Simone Baumgärtner, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in einer Münchner Praxis.

Wie läuft die Untersuchung der Scheidenflora ab?

Die Frauenärztin oder der Frauenarzt entnimmt Zellen des Vaginalschleims. Diese Probe wird dann entweder auf ihren pH-Wert mit einem Teststreifen oder unter dem Mikroskop auf krank machende Keime untersucht.

Ist es sinnvoll, den pH-Wert auch zu Hause zu kontrollieren?

Baumgärtner sieht in dem pH-Selbsttest für Schwan­gere, die häufiger mit Vaginalinfektionen zu kämpfen hatten, eine gute Kontrollmöglichkeit. Auch bei Schwangerschaftsdiabetes oder wenn Frauen schon mal eine Frühgeburt hatten, empfiehlt die Ärztin, sich etwa zweimal in der Woche zu Hause zu testen. Liegt der gemessene pH-Wert bei den Selbsttests über 4,5, sollten Schwangere ihre Gynäkologin oder ihren Gynäkologen kontaktieren. Gleiches gilt bei Symptomen wie Jucken, Brennen und Änderung des Geruchs im Genitalbereich. Frauen müssen die Selbsttests meist selbst zahlen. Eine Packung mit drei Test­streifen kostet circa 8 Euro. „Einige Kassen übernehmen die Kosten“, sagt Julia Francke, Apothekerin aus Tutzing bei München.

Worauf muss ich bei der pH-Selbsttestung achten?

„Früher gab es pH-Testhandschuhe, nun erfolgen die Selbsttests mit speziellen Teststreifen“, so Francke. „Das Wichtigste ist, dass der Messbereich am Teststreifen vorsichtig an die hintere Scheidenwand gedrückt und durchfeuchtet wird. Nur so kann der Test den korrekten pH-Wert anzeigen“, erklärt die Apothekerin. An einer Farbskala lässt sich der pH-Wert ablesen. Vorsicht: Kürzlicher Geschlechtsverkehr, Intimsprays, sehr häufiges Duschen oder Antibiotika können das Ergebnis verfälschen.

Wie sieht die Therapie aus, wenn der pH-Wert zu hoch ist?

„Liegt der pH-Wert bei 4,5 und die Schwangere hat keine Beschwerden, empfehle ich Zäpfchen mit Milchsäure­bakterien aus der Apotheke“, sagt Ärztin Baumgärtner. „Ist der pH-Wert schlechter, mache ich einen bakterio­logischen Abstrich, mit dem die Bakterien und Pilze in der Scheidenflora bestimmt werden. Wenn nötig verschreibe ich Medikamente.“