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Es zieht, es drückt und spannt: Während einer Schwangerschaft ist ganz schön was los im Körper und alles verändert sich spürbar. Besonders im Beckenbereich. Verschiedene Hormone bereiten den Körper auf die nächsten Monate und auf die Geburt vor.

Progesteron macht zum Beispiel das Gewebe und die Muskeln weich. Relaxin wird vermehrt ausgeschüttet, um Bänder und Gelenke im Beckenbereich flexibler zu machen. „Diese Lockerung ist notwendig, damit der Körper den Geburtskanal für das Kind entsprechend anpassen und erweitern kann“, erklärt Dr. Klaus Doubek vom Berufsverband der Frauenärzte in München.

Dass sich während der Schwangerschaft der gesamte Beckengürtel lockert, ist also normal. Doch manchmal macht dieser Prozess eben auch echte Beschwerden. „Durch das Aufweichen der Bänder sind die Gelenke weniger stabil und können sich leichter verschieben“, erklärt der Gynäkologe. Das betrifft auch die sogenannte Symphyse: eine Knorpelverbindung vorne zwischen den beiden Beckenhälften, auch Schambeinfuge genannt.

Die Symphyse besteht aus Faserknorpel und hält das linke und rechte Schambein zusammen. In der Schwangerschaft weitet sich diese Verbindung. Ist die Lockerung zu stark, kann das große Schmerzen bereiten.

Die Symphyse besteht aus Faserknorpel und hält das linke und rechte Schambein zusammen. In der Schwangerschaft weitet sich diese Verbindung. Ist die Lockerung zu stark, kann das große Schmerzen bereiten.

Welche Symptome verursacht eine Symphysenlockerung?

Lockert sich die Symphyse zu stark, kann es zu einer schmerzhaften Reizung kommen: In den meisten Fällen spüren Schwangere dann ein leichtes Ziehen oder ein unangenehmes Gefühl im Beckenbereich. Einige klagen jedoch auch über starke Schmerzen, die vom Schambeinbereich bis in die Oberschenkel und den unteren Rücken ausstrahlen können. Manchmal fällt sogar das Gehen schwer. Zusätzlich drückt das wachsende Baby aufs Becken.

Welche Behandlung hilft bei Symphysenschmerzen?

Therapiemöglichkeiten bei Symphysenschmerzen gibt es verschiedene. Ein spezieller Beckengurt kann die Schmerzen lindern. Der elastische Gürtel lässt sich mit einem Klettverschluss flexibel dem Bauchumfang anpassen. Durch eine leichte Kompression fixiert er die Gelenke im Beckenbereich und soll so die Belastung auf die Schambeinfuge reduzieren. Die Stützgürtel für Schwangere gibt es in der Apotheke oder im Sanitätshaus – am besten in der Frauenarztpraxis nach einem Rezept fragen.

Bei starken Schmerzen könne Frauenärztin oder Frauenarzt auch Schmerzmittel verschreiben, sagt Doubek: „Die Symptome lassen sich aber häufig mit gezielten Übungen zur Stärkung der umliegenden Muskulatur in den Griff bekommen.“ Ein Termin in einer Physiotherapie-Praxis ist also sinnvoll, die Therapie zahlen in der Regel die Krankenkassen. „Handelt es sich um eine reine Vorsorge, sollte man jedoch noch einmal bei der Krankenkasse nachfragen, ob die Leistung übernommen wird“, rät Doubek.

Schwanger? Fünf Übungen bei Symphysenschmerzen

Es ist wichtig, diese Übungen regelmäßig durchzuführen und darauf zu achten, dass die Atmung ruhig und gleichmäßig bleibt. Es kann auch hilfreich sein, sich von einem Physiotherapeuten anleiten zu lassen, um sicherzustellen, dass die Übungen korrekt ausgeführt werden.

Wie die Behandlung genau aussieht, unterscheidet sich von Frau zu Frau: „Wir entwickeln ein individuelles Trainingsprogramm für jede Patientin und geben Ratschläge, wie einfache Änderungen im Alltag helfen können, die Belastung des Beckens zu reduzieren“, erklärt Physiotherapeutin Brigitte Heine-Goldammer aus Neuss. Gut zu wissen: Vermeiden sollte man zum Beispiel Sprünge, ruckartige Bewegungen oder schnelle Richtungswechsel. Schneidersitz und Einbeinstand sind ebenfalls tabu. „Auch schweres Heben oder Treppensteigen mit hohen Stufen kann Probleme bereiten“, sagt Heine-Goldammer.

Das heißt jedoch nicht, dass Schwangere mit Symphysenlockerung auf Bewegung verzichten sollten. Im Gegenteil. „Weniger Bewegung ist kontraproduktiv“, betont die Physiotherapeutin. „Aktivität fördert die Durchblutung und stärkt die Muskulatur, während Schonhaltungen die Symptome verschlimmern können.“ Sanfte Sportarten wie Schwimmen, Wassergymnastik, Beckenbodengymnastik und Nordic Walking seien besonders empfehlenswert, da sie das Becken schonen und gleichzeitig die umliegende Muskulatur kräftigen.

Lässt sich einer Symphysenlockerung vorbeugen?

Bei Schwangeren, die früher schon Rückenprobleme hatten oder an Verletzungen der Hüfte oder arthritischen Gelenkentzündungen leiden, ist das Risiko für eine Symphysenlockerung erhöht. Ebenso, wenn es nicht die erste Schwangerschaft ist. „Es ist wichtig zu wissen, dass jede Frau anders auf die hormonellen Veränderungen reagiert“, sagt Doubek.

Vorbeugen hilft: zum Beispiel durch einen gesunden Lebensstil, Gewichtskontrolle und gezielte Übungen, um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken. „Diese Maßnahmen sind nicht nur vor und während der Schwangerschaft empfehlenswert, sondern auch in der Zeit danach, um die Stabilität des Beckens zu fördern“, so der Gynäkologe. Ganz wichtig: Die Probleme ernstnehmen, mit Ärztin oder Arzt darüber sprechen, Therapien ausprobieren – denn niemand muss die Beschwerden aushalten.