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Zusammenfassung:

  • Bei Hämorriden juckt, brennt oder nässt der Analbereich und er kann bluten. Schwangere sollten dann zum Arzt. Salben und Cremes lindern die Beschwerden und unterstützen die Heilung. Liegt eine Verstopfung vor, sollte diese behandelt werden. Häufig verschwinden Hämorriden ein paar Monate nach der Geburt von selbst.
  • Eine Analvenenthrombose äußert sich in Form eines schmerzhaften, bläulichen Knotens am Afterrand. Der Arzt berät, welche schmerzlindernden Mittel infrage kommen. Innerhalb einiger Wochen bildet sich der Knoten meist von selbst zurück.
  • Bei einer Analfissur reißt die Haut am Darmausgang ein, meist aufgrund einer Verstopfung. Diese sollte dann behandelt werden. Weitere Mittel wirken betäubend und heilungsfördernd. Eine Analfissur kann auch chronisch werden.
  • Bei einem Analekzem tritt ein juckender Ausschlag um den After herum auf. Betroffene sollten damit zum Arzt, der die Diagnose stellt und das passende Mittel verschreibt.

Eigentlich ganz schön ungerecht: Da liegen 40 Wochen Schwangerschaft hinter einem, die Geburt steht kurz bevor oder ist gerade erst überstanden, und dann tut es plötzlich auch noch da hinten weh. Es juckt, es brennt oder blutet am After. Unangenehm. Peinlich. "Aber alles ­andere als selten", sagt Dr. med. Bernhard Strittmatter, Proktologe und Chirurg aus Freiburg im Breisgau und Vorsitzender des Berufsverbands der Coloproktologen Deutschlands. Immerhin: "Bis zu 60 Prozent aller Frauen haben um den Entbindungstermin herum Beschwerden im Analbereich", sagt er. Koloproktologische Erkrankun­gen nennen Experten das und meinen zum Beispiel Hämorrhoiden, Analfissuren, Anal­ekzeme und Analvenenthrombosen. Probleme, über die man nicht allzu gerne spricht – nicht mal mit dem Arzt oder der Ärztin.

Analprobleme meist gut behandelbar

"Wer zum Proktologen geht, hat in der Regel starke Schmerzen oder bereits einen langen Leidensweg hinter sich", sagt Stritt­matter. Dabei gibt es sogar ­­gute Nachrichten für Schwangere und Stillende: "Die meisten Enddarmerkrankungen kann man ­ohne größere Eingriffe behandeln", sagt er. Und: "Viele Probleme geben sich in den Wochen nach der Geburt wieder."

Aber warum haben gerade Schwangere und Wöchnerinnen so häufig Beschwerden im Anal­bereich? "Die Schwangerschaftshormone machen den Darm träge und sorgen häufig für Verstopfung", erklärt Strittmatter. "Hinzu kommen anatomische Veränderungen des Beckenbodens. Das Kind und die Gebärmutter drücken auf den Beckenboden und stauen die Gefäße im Analbereich. Durch die Presswehen bei der Geburt verstärken sich die Symptome und es kommt häufig zu akuten Beschwerden im Wochenbett "

Welche Erkrankungen die ­Folge sein können und was Frauen dagegen tun können, lesen Sie hier:

Hämorrhoiden

Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Und die haben eine wichtige Funktion: "Das Schwellkörpersystem sorgt für eine Feinabdichtung am After", sagt Strittmatter. Von einem Hämorrhoidalleiden sprechen Ärzte erst, wenn das Gefäßpolster vergrößert ist, etwa durch den schwangerschaftsbedingten Druck auf das Schwellkörpersys­tem oder starkes Pressen bei Verstopfung. Dann machen Hämorrhoiden häufig auch Beschwerden: Der Analbereich juckt, brennt oder nässt, beim Säubern nach dem Toi­lettengang entdecken viele Patientinnen Blut am Klopapier. "Das Blut kann aber auch richtig spritzen oder tropfen, wenn eine Hämorrhoide aufreißt", sagt der Prokto­loge. Egal wie stark es blutet: Es ist immer ein Grund, den Arzt oder die Ärztin nachsehen zu lassen. "In sehr seltenen Fällen können auch ernsthaftere Ursachen dahinterstecken", warnt Strittmatter.

Salben und Cremes lindern das Jucken

Die Behandlung richtet sich nach den Beschwerden. Juckt, brennt und nässt es am After, können Salben und Cremes mit betäubenden Wirkstoffen kurzfris­tig Linderung verschaffen. Auch pflanzliche Cremes mit Gerbstoffen, etwa Hamamelis, stillen den Juckreiz und wirken heilungsfördernd bei kleinen Verletzungen. "Nicht alle Mittel sind allerdings für Schwangere und Stillende geeignet", sagt die Apothekerin Dr. ­Nicola Hackmann-Schlichter aus Wiesloch bei Heidelberg. Betroffene Frauen sollten vor der Anwendung daher unbedingt immer mit ihrem Arzt sprechen. In manchen Fällen verschreibt er Salben, Cremes oder Analtampons mit Kortison.

Maßnahmen gegen Verstopfung

Ist eine Verstopfung der Grund für das Hämorrhoidalleiden, muss der Stuhl reguliert werden. Er sollte weich, aber geformt, der Toilettengang ohne Pressen möglich sein. Wichtig daher: "Ausreichend trinken und sich ballast­­stoffreich ernähren", sagt Nicola Hackmann-Schlichter. ­Experten empfehlen für sonst gesunde Frauen mindestens eineinhalb Liter Flüssigkeit am Tag, viel Obst, ­Gemüse und Vollkornprodukte.

Hilft das alles nicht, können ­Schwangere und Stillende versuchen, mit Quellstoffen wie etwa Indischen Flohsamenschalen oder geschroteten Leinsamen die Darmbewegungen anzuregen. "Die Stoffe können zum Beispiel zusammen mit einem Joghurt eingenommen werden", erklärt die Apothekerin. Danach mindestens ein großes Glas Wasser trinken.

Nach der Geburt erst einmal abwarten

Operiert werden Hämorrhoiden in der Schwangerschaft nur im Ausnahmefall. "Das ist eigentlich nur bei einem Abszess unumgänglich" sagt Strittmatter. In der Stillzeit können blutende Hämorrhoiden wieder verödet werden. Da sich die Hämorrhoiden häufig in den ers­ten drei Monaten nach der Geburt zurückbilden, lohne es sich in der Regel abzuwarten.

Hämorrhoiden, Analekzem, Fissur – was ist es?

Analvenenthrombose

Sie wird oft mit Hämorrhoiden verwechselt, ist aber viel schmerzhafter und tritt ganz plötzlich auf: die Analvenenthrombose. "Dabei handelt es sich um ein Blutgerinnsel in den Adern des Afterrands", erklärt Strittmatter. Zu erkennen ist die Thrombose an einem bläulichen Knoten, der sogar pflaumengroß werden kann. Etwa 20 bis 30 Prozent aller Schwangeren erkranken im letzten Schwangerschaftsdrittel daran. Die Ursache ist ein erhöhter Druck im Bereich der Beckenvenen, aber auch Verstopfung oder starke Presswehen können ­eine Analvenen­thrombose auslösen.

Oft mit starken Schmerzen verbunden

Gefährlich wie etwa eine Beinvenenthrombose ist die Analvenen­thrombose nicht. "Aber durch die starken Schmerzen ist der Leidensdruck enorm", sagt Strittmatter. Die schnelle Schmerzlinderung habe deshalb oberste Priorität. Welche Mittel während der Schwangerschaft und Stillzeit infrage kommen, weiß der Proktologe oder die Proktologin. Gleiches gilt für Salben, die die ­Stelle für ­einige Zeit betäuben können. "Vielen Betroffenen tut es gut, den Bereich zu kühlen", sagt Nicola Hackmann-Schlichter. Die Apothekerin empfiehlt dazu Eiswürfelkompressen oder Coolpacks, die in ein Tuch eingeschlagen werden.

OP ist nur selten nötig

Nach ein paar Tagen lassen die Schmerzen normalerweise nach. Innerhalb von etwa zwei bis vier Wochen bildet sich der Knoten von alleine zurück. Ist die Throm­bose sehr groß und schmerzhaft, wird das Blutgerinnsel manchmal auch operativ entfernt. "Der Eingriff kann unter örtlicher Betäubung vorgenommen werden", erklärt Strittmatter. Der Wundschmerz sei meist weniger stark als bei einer Thrombose.

Analfissur

Wenn der Toilettengang starke Schmerzen verursacht und es wäh­renddessen oder kurz danach im Analbereich blutet, liegt häufig ­eine Analfissur vor. "Viele Frauen haben das Problem im Laufe der Stillzeit", sagt Stritt­matter. Die Ur­sache auch hier: ein zu harter Stuhl. Dadurch kommt es zu einem schmerzhaften Einriss in die empfindliche Haut am Darmausgang. "Das Allerwichtigste ist daher, die Verstopfung in den Griff zu bekommen", sagt Apothekerin Hackmann-Schlichter. Quellstoffe wie Indische Flohsamenschalen oder Leinsamen eignen sich auch in der Schwangerschaft und Stillzeit zur Stuhlregulation (siehe auch Hämorrhoiden).

Fissur kann schlimmstenfalls chronisch werden

Der Arzt kann Schmerz­mittel und Salben, Cremes, Analtampons und Zäpfchen verschreiben, die betäubend und heilungsfördernd wirken. Auch kurze, warme Sitzbäder tun häufig gut. "Das große Problem bei einer Fissur ist, dass der Schließmuskel verkrampft", sagt Strittmatter. Die Folge: Der Stuhl wird häufig zurückgehalten und noch härter, außer­dem wird das Gewebe weniger gut durchblutet. "Die Wunde heilt dadurch schlechter ab", sagt Strittmatter. Im schlimmsten Fall wird die Fissur chronisch. Um die Verkrampfung zu lösen, kann es hilfreich sein, den Schließmuskel mit einem Analdehner und einer betäubenden Creme zu dehnen. "Es gibt auch Salben, die den Schließmuskel direkt entkrampfen", sagt Strittmatter. Viele Mittel seien in der Schwangerschaft und Stillzeit allerdings nicht erlaubt.

Analekzem

Starker Juckreiz, Brennen, ein rötlicher Ausschlag zwischen den Pobacken: Das sind Symptome eines Analekzems. "Es tritt häufig in Verbindung mit ­­ Hämorrhoiden oder Fissuren auf", erklärt der Proktologe. Deshalb sei es besonders wichtig, die Grunderkrankung in den Griff zu bekommen. Der Enddarmspe­zialist warnt davor, in Eigenregie mit ­Cremes und Salben zu experimentie­ren. Denn gegen viele der Präparate entwickeln Betroffene im L­­aufe der Zeit eine Kontaktallergie. Häufig verschreibt der Arzt oder die Ärztin ­eine kortisonhaltige Salbe. Sie sollte aller­dings nur wenige Tage verwendet und nach und nach durch eine weiche Zinksalbe ersetzt werden.

Auf richtige Analhygiene achten

Bei starkem Juckreiz können auch Sitzbäder mit gerbstoffhaltigen Zusätzen helfen. "Die Bäder sollten aber nur wenige Minuten dauern und nicht zu warm sein", sagt Nicola Hackmann-Schlichter. Ebenfalls wichtig: die richtige Analhygiene. "Am besten verwendet man weißes, sehr weiches Toilettenpapier", so die Apothekerin. Besser noch seien klares Wasser oder mit Wasser angefeuchtete, weiche Einmalwaschlappen. Und: "Beim Trocknen auf gar keinen Fall reiben, sondern ganz ­vorsichtig tupfen, damit die Haut nicht zusätzlich gereizt wird", rät die Pharma­zeutin.

Der Besuch beim Proktologen

Den Arzttermin schieben viele gerne vor sich her, wenn es um Probleme im Anal­bereich geht. Dabei lassen sich etliche Beschwerden leichter lindern, wenn man sie frühzeitig behandelt. Die Untersuchung findet ähnlich wie in der gynäkologischen Praxis auf einem speziellen Behandlungs­stuhl statt. Sie dauert in der Regel nur wenige Minuten. Auf der Inter­net­seite www.coloproktologen.de gibt es eine Suche nach Postleitzahl.