Baby und Familie

Mit einem positiven Schwan­­gerschaftstest beginnt für die meisten Frauen ein neuer Lebensabschnitt. Für viele geht ein sehnlicher Wunsch in Erfüllung. "Umso traumatischer ist es für manche, wenn sie beim Arzt erfahren, dass sich der Embryo außerhalb der Gebärmutter eingenis­tet hat", sagt Gynäkologe Dr. med. Jörg Angresius aus Neunkirchen im Saarland. Ärzte sprechen in so einem Fall von ­einer extrauterinen oder ektopen Schwangerschaft.

Eileiterschwangerschaft am häufigsten

Bei ein bis zwei Prozent aller Schwangerschaften siedelt sich der frühe Embryo an einem falschen Ort an: zum Beispiel in den Eierstöcken, dem Eileiter, dem Gebärmutterhals, der Bauchhöhle oder dem Bauchfell (siehe Bildergalerie unten). "In den meis­ten Fällen ist der Eileiter betroffen", erklärt Professorin Birgit Seelbach-Göbel, Direktorin der Klinik für Geburtshilfe und Frauen­­heilkunde der Universität Regensburg – St. Hedwig. Nur extrem selten kommt es an anderen Stellen zur Fehl-Einnistung.

Prof. Dr. Birgit Seelbach-Göbel ist Direktorin der Klinik für Geburtshilfe und Frauen­­heilkunde der Universität Regensburg – Sankt Hedwig

Prof. Dr. Birgit Seelbach-Göbel ist Direktorin der Klinik für Geburtshilfe und Frauen­­heilkunde der Universität Regensburg – Sankt Hedwig

Wie entsteht eine Eileiterschwangerschaft?

Die Befruchtung der Ei­zelle mit dem Spermium findet im sogenannten Eileitertrichter statt. Spezielle Flimmerhärchen, auch Zilien genannt, transportieren den Embryo dann in die Gebärmutter. "Bei manchen Frauen ist die Funktion dieser Zilien gestört", erklärt Angresius. Die Folge: Die befruchtete Eizelle bleibt auf dem Weg zur Gebärmutter stecken.

Andere Ursachen für eine Eileiter­schwangerschaft sind mechani­sche Barrieren wie Verwachsungen oder Verklebungen im Eileiter. Sie können angeboren oder Folge einer Infektion sein. Frauen, die eine Spirale tragen oder schon einmal eine Eileiterschwangerschaft hatten, haben ebenfalls ein höheres Risiko.

Dr. med. Jörg Angresius ist Gynäkologe und hat eine Praxis in Neunkirchen im Saarland

Dr. med. Jörg Angresius ist Gynäkologe und hat eine Praxis in Neunkirchen im Saarland

Bei Schmerzen im Unterleib zum Arzt

Gefährlich kann eine extrauterine Schwangerschaft dann werden, wenn sie zu spät erkannt wird. "Wenn die Schwangerschaft im Eileiter immer weiter wächst, wird sie irgendwann zu groß und der Eileiter kann platzen", sagt Seelbach-Göbel.

Für Frauen ist das eine lebensbedrohliche Situation, denn es kann zu starken Blutungen in den Bauchraum kommen. "Dann ist sofort eine Operation notwendig", erklärt die Medizinerin. Bei massiven Schmerzen im Unterleib sollten Frauen daher so schnell wie möglich zum Arzt.

Ultraschall oder Bauchspiegelung geben Aufschluss

Manchmal enden Eileiterschwangerschaften auch vorher von ­allein, weil der Embryo zu wenig Platz hat und nicht so optimal versorgt wird wie in der Gebärmutter. Dann wird der Embryo in die Bauchhöhle ausgestoßen und vom Körper abgebaut. "Nicht selten bleibt eine extra­uterine Schwangerschaft daher sogar unbemerkt", sagt Angresius. Er empfiehlt seinen Patientinnen, zum Arzt zu gehen, sobald sie eine Schwangerschaft vermuten. "Der Gynäkologe kann mit einem vaginalen Ultraschall überprüfen, ob sich der Embryo richtig in die Gebärmutter eingenis­tet hat", erklärt er. Findet der Arzt trotz positivem Schwangerschaftstest und entsprechender Blutwerte keine Anzeichen dafür, besteht der Verdacht auf eine extrauterine Schwangerschaft. "Wenn keine Symptome auftreten, kann man meist ein paar Tage abwarten, ob sich in der Gebärmutter noch ­etwas ent­wickelt", sagt Angresius. Tut es das nicht oder hat ­eine Frau Unterleibsschmerzen oder Blutungen, ist eine Bauchspiegelung erforderlich.

Bei der sogenannten Laparoskopie führen Ärzte durch ein winziges Loch in der Bauchdecke ­eine Kamera in die Bauchhöhle ein. Wenn sich der Embryo tatsächlich außerhalb der Gebärmutter angesiedelt hat, wird er operativ entfernt. In manchen Fällen muss auch der Eileiter raus. Bei starken Blutungen kann auch ein Bauchschnitt notwendig sein.

Schwangerschaftsabbruch ist notwendig

"Grundsätzlich muss jede extra­uterine Schwangerschaft beendet werden", sagt Frauenarzt Jörg Angresius. Das gelte auch für die sehr selten auftretende Bauchhöhlen- und Eier­stockschwangerschaft – obwohl der Embryo an diesen Stellen theoretisch mehr Platz zum Wachsen habe als im Eileiter. Zwar gibt es Berichte von Frauen, die ein Kind bei einer Bauchhöhlen- oder Eier­stockschwangerschaft ausgetragen haben, aber "das Risiko wäre für die Mutter viel zu groß", sagt der Gynäkologe. Wird eine ektope Schwangerschaft bereits sehr früh festgestellt, kann man sie auch mit Medikamenten beenden. Nicht immer aber gelingt das. Manchmal muss der Embryo später doch noch chirurgisch entfernt werden.

Da einer Eileiterschwangerschaft häufig Erkrankungen des Eileiters vorausgehen, haben es betroffene Frauen später oft schwer, noch einmal schwanger zu werden. Das gilt besonders für Frauen, denen ein Eileiter entfernt werden musste. Dennoch: Mehr als die Hälfte bringt irgendwann ein gesundes Kind zur Welt.

Extrauterine Schwangerschaft – verirrter Embryo

Lesen Sie auch: