Blutungen in der Schwangerschaft: Was tun?
Die ersten zwölf Wochen können viele Schwangere kaum genießen. Zu groß ist die Angst vor einer Fehlgeburt, zu verunsichert sind viele von Horrorgeschichten aus dem Internet. Wenn dann auch noch Blutungen auftreten, befürchten die meisten Frauen das Schlimmste: "Fast alle Patientinnen rechnen sofort mit einer Fehlgeburt", sagt der Gynäkologe Dr. Jörg Angresius aus Neunkirchen im Saarland. Dabei kann der Frauenarzt meist beruhigen: "Gerade in der Frühschwangerschaft sind Blutungen oft harmlos", erklärt er. Und: Sie kommen nicht selten vor. Rund 20 Prozent aller Schwangeren sind davon betroffen.
Dennoch sollte man Blutungen nicht ignorieren: "Sie sind immer ein Grund, möglichst schnell zum Arzt zu gehen", sagt die Berliner Geburtsmedizinerin Dr. Babett Ramsauer, Gynäkologin am Vivantes Klinikum Neukölln. "Und zwar unabhängig davon, in welcher Stärke oder zu welchem Schwangerschaftszeitpunkt sie auftreten."
Blutungen in den ersten Schwangerschaftswochen
Die Blutungsquelle erkennt der Arzt bei einer gynäkologischen Untersuchung und mithilfe eines Ultraschalls über die Scheide.
Kleine Verletzungen: "Häufig blutet es an einer kleinen Stelle in der Scheide, am Gebärmutterhals oder am Muttermund", erklärt Angresius. Dabei handele es sich um minimale Verletzungen, die zum Beispiel durch Geschlechtsverkehr ausgelöst wurden.
"Das ist nicht dramatisch und passiert häufig, weil das Gewebe in der Schwangerschaft besser durchblutet und aufgelockert ist", sagt der Gynäkologe. Meist kommt die Blutung von alleine zum Stillstand. Ist das nicht der Fall, verödet der Arzt das verletzte Gefäß manchmal auch.
Hormonelle Schwankungen: Ebenfalls häufig in der Frühschwangerschaft: Blutungen aufgrund von hormonellen Schwankungen. "Da die Hormonlage am Anfang noch nicht so stabil ist, haben viele Frauen um ihren eigentlichen Menstruationstermin herum Schmierblutungen", erklärt Babett Ramsauer.
Die Blutung sei allerdings meist deutlich schwächer als die Regelblutung. In diesen Fällen verschreibt der Gynäkologe manchmal Medikamente mit dem Gelbkörperhormon Progesteron, um die Hormonlage etwas zu stabilisieren.
Fehlgeburt: Gehen Schmerzen und Krämpfe mit den Blutungen einher, stecken häufig ernsthaftere Ursachen dahinter. "Dann ist tatsächlich manchmal eine frühe Fehlgeburt der Grund", sagt Ramsauer.
Eileiterschwangerschaft: Auch bei einer sogenannten extrauterinen Schwangerschaft, bei der sich die befruchtete Eizelle etwa im Eileiter statt in der Gebärmutter eingenistet hat, treten häufig Blutungen auf. Werden sie von Schmerzen begleitet, gilt: sofort zum Arzt oder in die Frauenklinik! Eine Eileiterschwangerschaft kann lebensbedrohlich werden.
Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte
Seltener treten Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf. "Dafür sind die Ursachen oft gravierender", sagt Angresius.
Plazenta praevia: Häufig rühren die Blutungen von einer ungünstigen Lage der Plazenta, zum Beispiel wenn sie in unmittelbarer Nähe des Muttermunds liegt. "Bei Anstrengung oder Geschlechtsverkehr kann es dann bluten", erklärt der Arzt. Frauen mit einer sogenannten Plazenta praevia wird daher geraten, sich zu schonen und auf Sex zu verzichten. Manchmal ist auch ein Krankenhausaufenthalt nötig.
Notfall Plazentaablösung: Ein Notfall ist eine vorzeitige Plazentaablösung, bei der sich der Mutterkuchen vor der Geburt des Kindes von der Gebärmutterwand löst. Sie geht mit Blutungen, starken Schmerzen und einem harten Bauch einher. Grund kann zum Beispiel ein Bauchtrauma sein, ausgelöst etwa durch einen schweren Autounfall oder einen Schlag in den Bauch. "Je nach Ausmaß der Ablösung ist dann sofort ein Kaiserschnitt nötig", erklärt Ramsauer.
Zeichnungsblutung: Normal dagegen ist die sogenannte Zeichnungsblutung, die um den Geburtstermin herum auftreten kann. "Dadurch, dass sich der Muttermund öffnet, blutet es dann", erklärt Ramsauer. Passiert das allerdings deutlich vor dem errechneten Geburtstermin, droht eventuell eine Frühgeburt – zum Beispiel verursacht durch eine Infektion. Frauenärztin Ramsauer rät daher: "Im Zweifel unbedingt in der Klinik abklären lassen."