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Wenn es um ihre Vor- und Nachteile für unsere Gesundheit geht, hat die Sonne tatsächlich zwei Seiten: Gerade im Winter hebt ein sonniger, strahlender Tag die Laune um ein Vielfaches. Aber selbst dann muss, zum Beispiel beim Schlitten- oder Skifahren in den Bergen, die Haut gut vor UV-Strahlung und einem drohenden Sonnenbrand geschützt werden. Und vor allem Babys und Kleinkinder sollten so wenig direkten Sonnenkontakt wie möglich haben, um ihre Haut zu schützen.

Gut so. Nur einen Haken hat die Sache: „Kleidung und eventuell noch Sonnencreme schützen vor UV-Strahlung, bewirken aber auch, dass Vitamin D nicht gebildet werden kann“, sagt Dr. Tanja Brunnert, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin in Göttingen.

Vitamin D: Wichtig für gesundes Wachstum

Vitamin D ist unerlässlich für einen gesunden Knochenaufbau und Knochenerhalt. Viele Stoffwechselprozesse im menschlichen Organismus brauchen das Sonnenhormon, die Muskulatur zum Beispiel und das Immunsystem. Auch für die Zahnbildung und als Schutzfunktion für die Nervenzellen des Gehirns ist es wichtig.

Nur leider reicht unsere Ernährung nicht aus, um uns ausreichend mit Vitamin D zu versorgen. Damit es der Körper selbst bilden kann, braucht es die Sonne. Denn 80 bis 90 Prozent des Vitamin D werden über unser größtes ­Or­gan, die Haut, produziert. Kommt die Haut mit genügend Sonne in Kontakt, bildet der Körper Vitamin D und schleust es in den Darm, die Knochen oder Muskeln. Nahrung steuert einen deutlich kleineren Teil bei. Gerade für Kinder ist eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D unverzichtbar. Es sorgt außerdem dafür, dass genügend Kalzium und Phosphat in die Knochen eingebaut wird und sie stark und stabil bleiben. Vor allem im ersten Lebensjahr brauchen Kinder für einen gesunden Knochenaufbau zusätzlich Vitamin D, da sie es noch nicht ausreichend über die Haut und die Nahrung bilden können. Fehlt es, sind womöglich weiche, nicht belastbare Knochen (Rachitis) und ein gehemmtes Wachstum die Folge. „Eine zusätz­liche Gabe von Vitamin D ist deshalb eine notwendige Rachitis-Prophylaxe“, sagt Kinder- und Jugendärztin Tanja Brunnert.

Sonnenhormon wichtig für starke Knochen

Babys und Kleinkinder bekommen Vitamin D daher in Tabletten- oder Tropfenform. „Wir empfehlen ab dem Ende der ersten Lebenswoche täglich 400 bis 500 Interna­tionale Einheiten auf jeden Fall bis zum ersten Geburtstag. Für das zweite Lebensjahr raten wir, diese zusätzliche Gabe in den Wintermonaten fortzuführen“, so Brunnert. Sie ergänzt: „Bei Kindern, die im Zeitraum Oktober bis März geboren sind, würde ich Vitamin D auch die darauffolgende Winterzeit hindurch noch zusätzlich geben.“ Die Maßeinheit „Internationale Einheiten“ wird auf der Verpackung des Medikaments als IE oder I.E. abgekürzt, eine Interna­tionale Einheit (1 IE) entspricht 0,025 Mikrogramm des Wirkstoffs. Auch Kinder, die bestimmte Medikamente einnehmen müssen, brauchen eventuell eine höhere Zufuhr des Hormons, erklärt Tanja Brunnert. „Etwa kleine Patienten mit Epilepsie. Da sollten sich Eltern von Arzt oder Ärztin genau über die individuell notwendige Gabe beraten lassen.“

Ab dem zweiten Geburtstag braucht ein gesundes Kind in der Regel keine Nahrungsergänzung mit Vitamin D mehr, denn nun kann seine Haut das Hormon selbst herstellen. Voraussetzung, so Tanja Brunnert: „Möglichst viel Bewegung an der frischen Luft, wobei das Kind ganz automatisch Sonne tankt, und eine Vitamin-D-haltige Ernährung.“ Dazu zählen Butter, Eigelb, Hefe, Avocados, fetter Fisch (Makrele, Lachs, Hering) – und Milch, die im Sommer übrigens bis zu zehnmal mehr Vitamin D enthält als im Winter, weil die Kühe länger auf der Weide und in der Sonne stehen.

An diesen Empfehlungen können sich auch Schwangere und stillende Mütter orientieren. Im Sommer produziere der Stoffwechsel einer schwangeren Frau genügend Vitamin D, sagt Professor Dr. Berthold Koletzko, Ernährungsmediziner am Universitätsklinikum München. Auch hier gilt: Sie sollten sich täglich in der ­Sonne aufhalten, zwischen fünf und zehn Minuten zur Mittagszeit, dabei Gesicht, Hände und Arme unbedeckt lassen und in der Zeit keine Sonnencreme verwenden. Von Oktober bis März ist der Einfallswinkel der Sonne zu flach, um die Vitamin-D-Bildung über die Haut anzuregen. Ist der Vitamin-D-Spiegel in der Schwangerschaft zu niedrig, kann es sein, dass Ihnen der Frauenarzt oder die Frauen­ärztin empfiehlt, ein ergänzendes Präparat zu nehmen. „Stil­lende Mütter führen das oft fort, das halte ich für sinnvoll“, sagt Ko­letzko. Bei dunklen Hauttypen, Mädchen und Frauen, die aus kulturellen Gründen ganzjährig kaum Haut zeigen, sei es ebenfalls sinnvoll, vorbeugend Vitamin D einzunehmen, rät Tanja Brunnert. Lassen Sie sich dazu von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt oder in ­Ihrer Apotheke beraten.

Besser Tablette oder Tropfen?

Kleinen Babys das Vitamin D als Tropfen zu geben, ist beliebt, Kinderärztin Tanja Brunnert plädiert jedoch für die Tablette: „Eine Tab­lette enthält exakt 500 I.E., eine so genaue Dosierung ist mit Tropfen schwieriger.“

So geht’s: Vor der Mahlzeit die Tablette auf einem Löffelchen mit Wasser auflösen und dem Kind geben. Da der Brei leicht süßlich schmeckt, wird er in der Regel problemlos geschluckt. Der in der Tablette enthaltene Milchzucker (Laktose) ist kein Problem, Muttermilch enthält deutlich mehr. Sprechen Sie bei Fragen mit Kinderärztin oder -arzt.