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Die Temperaturen steigen, die Besucherzahlen in Freibädern und an Badeseen ebenfalls. Die Großen und insbesondere die Kleinen genießen die Abkühlung im Wasser. Ganz ungefährlich ist der Badespaß aber nicht. Eltern sollten wissen, worauf sie achten müssen. “Das fängt oft schon vor dem Baden an. Mütter und Väter unterschätzen meistens die Kraft der Sonne und riskieren damit leicht einen Sonnenbrand und auch einen Sonnenstich”, sagt Christian Landsberg. Er leitet im Präsidium der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) den Bereich Ausbildung „Im Wasser denken sie dann vielleicht nicht mehr daran, dass der kleine Kinderkörper selbst bei Temperaturen von 24 oder 25 Grad recht schnell auskühlt und somit eine Unterkühlung droht.”

Schwimmhilfen sind keine Sicherheitsgarantie

Eine klare Regel für Nichtschwimmerkinder lautet: nur bis zum Bauchnabel ins Wasser gehen - egal ob mit Auftriebsmitteln wie Schwimmflügel oder nicht. Auch mit Weste, Ring oder Schwimmflügeln müssen die Kinder permanent beaufsichtigt werden. „Hilfsmittel können eingesetzt werden, damit sich Nichtschwimmer ein wenig selbst im Wasser bewegen können, ohne unterzugehen“, erklärt der Experte und betont: „Sie bieten jedoch keinen sicheren Schutz vor dem Ertrinken, weshalb Eltern immer in Griffweite bleiben müssen.”

Wer Urlaub am Meer macht, unterschätzt oft den Wellengang und die Strömung. Landsberg warnt: „Die Brandungsströmung kann auch im flachen Uferbereich eine enorme Kraft entfalten und sogar Erwachsene von den Füßen reißen.“ Und ergänzt: „Bitte immer auf die Windrichtung achten. Haben Eltern den Wind im Rücken, entfernen sich die Kinder von ihnen.”

Was tun, wenn das Kind zu ertrinken droht?

Ist das Kind Nichtschwimmer, sind die Eltern immer in Griffweite und ziehen es sofort hoch, wenn es unter Wasser geraten sollte. Ist das Kind ein sicherer Schwimmer und die Eltern beobachten im Schwimmbad, wie es in Not gerät, sofort die Menschen in der Umgebung auffordern, das Badepersonal zu holen oder es selber direkt darauf aufmerksam machen, wenn es in der Nähe ist. Können die Eltern sicher schwimmen, kommen sie selber dem Kind zur Hilfe.

Am Badesee oder Meer ist es gefährlicher. Wenn bewachte Badestellen aufgesucht werden, gilt es auch hier zunächst die Rettungsschwimmer zu alarmieren oder über andere holen zu lassen. An unbewachten Badestellen setzt man als erstes den Notruf ab, damit das Rettungspersonal sofort informiert wird. Das können auch andere Badegäste übernehmen. Dann als erste Rettungsmaßnahme einen Schwimmreifen oder auch einen anderen schwimmenden Gegenstand dem Kind zuwerfen. Ist der Abstand zum Ufer nicht zu groß, kann vielleicht auch ein starker Ast oder eine Stange gereicht oder ein Seil zugeworfen werden, an dem sich das Kind festhalten kann.

Sicher Schwimmen im See

Sicher schwimmen

Jeden Sommer ertrinken mehrere hundert Menschen in deutschen Gewässern, rund ein Drittel davon Senioren. Viele Todesfälle sind vermeidbar, sagt die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft – wenn man ein paar Regeln beachtet. zum Artikel

Jede Mama und jeder Papa wird vermutlich selber ins Wasser gehen, um zu helfen. Ganz wichtig hier: Mögliche Eigengefährdungen bedenken und vermeiden. Einen Rettungsversuch sollte eigentlich nur starten, wer wirklich sicher schwimmen kann und in der Rettung ausgebildet ist. Denn Ertrinkende klammern sich an alles, was Hilfe verspricht - und es passiert immer wieder, dass dann der Retter ertrinkt. Daher ist es wichtig, Abstand zu der in Not geratenen Person zu halten und ihr erst einmal einen schwimmenden Gegenstand wie einen Rettungsring, ein Surfbrett oder einen starken Ast hinzustrecken an dem sie sich festhalten kann. Möglicherweise kann man das Kind damit an Land ziehen. Geht das nicht oder wird das Kind bewusstlos, sollte man das Kind unter den Achseln greifen und auf dem Rücken liegend in Richtung Ufer schwimmen. In einem Rettungsschwimmkurs, der deutschlandweit von der DLRG, DRK Wasserwacht oder ASB angeboten wird, können auch Eltern lernen, wie sie Ertrinkende zur Hilfe eilen, ohne sich dabei selber in Gefahr zu bringen.

Was passiert, wenn Kinder Wasser geschluckt haben?

Gerät Wasser in die Atemwege, ist die erste Reaktion ein Husten. Hält der Husten nur für kurze Dauer an und es besteht keine Atemnot, gibt es keinen Grund zur Sorge und auch nichts zu tun. Allerdings können auch am nächsten Tag noch Symptome auftauchen, was von einem Arzt oder einer Ärztin abgeklärt werden muss.

Gefährlicher wird es, wenn das Kind über längere Zeit nicht atmen konnte. Dann färben sich eventuell die Lippen blau und es entsteht ein blass-blaues Dreieck um den Mund herum – Warnzeichen für einen Sauerstoffmangel. Wenn dieses Alarmsignal nicht sofort verschwindet und die Atemnot bleibt, den Rettungsdienst alarmieren. Sollte schnell wieder alles in Ordnung sein, trotzdem den Zustand beobachten. Weitere Warnsignale für einen Sauerstoffmangel, bei denen unmittelbar Badepersonal und Rettungsarzt informiert werden muss, können eine schnelle Atmung, Atemgeräusche wie Rasseln oder Pfeifen und ein sogenanntes Nasenflügeln sein – dabei bewegen sich die Nasenflügel beim Ein- und Ausatmen mit. Sauerstoffmangel entsteht zum Beispiel, wenn das Kind unter Wasser war, Wasser in den Atemwegen oder einen Stimmritzenkrampf des Kehlkopfes hat. Dabei verkrampft sich die Stimmritze vor Schreck so sehr, dass sie die Atemwege blockiert.

Woran erkennt man, das jemand in Not ist?

Der Ausbildungsleiter der DLRG räumt mit einem Mythos auf: „Während in Filmen Ertrinkende oft um Hilfe rufen und mit den Armen winken, verläuft Ertrinken in Wirklichkeit still. Deshalb kommt es hier darauf an, wichtige Anzeichen zu erkennen, etwa langsame Bewegungen, lethargischer Blick oder eingeschränkte bis hin zu nicht vorhandener Ansprechbarkeit.” Ein großer Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen in Not sei zudem, dass es Kindern schwerer fällt, den Kopf über Wasser zu halten, weil dieser im Verhältnis zum Körper schwerer ist als bei Erwachsenen. „Wenn sich ein Kind kaum oder gar nicht bewegt, der Körper nach unten hängt und der Kopf im Nacken liegt oder das Gesicht im Wasser, dann sollten alle Alarmglocken angehen und Erwachsene unverzüglich eingreifen”, verdeutlicht Christian Landsberg. Auch wenn das Kind bläulich gefärbte Lippen hat und zittert, sind das Signale, dass Eltern eingreifen sollten. „Denn dann droht eine Unterkühlung und das Kind muss raus aus dem Wasser“, sagt Landsberg.

Hilfe bei Atemnot

Im Falle einer Atemnot rät die DLRG, sofort den Notarzt und das Badepersonal zu rufen. Außerdem ist das aufrechte Sitzen vom Kind, also den Oberkörper hochlagern, wichtig. Atmet das Kind nicht mehr, muss es hingelegt und die Wiederbelebung begonnen werden. Wenn das Kind bewusstlos ist, aber atmet, sollte es in die stabile Seitenlage gebracht werden. Hilfe rufen in all diesen Fällen nicht vergessen!

Viele Eltern stehen unter Schock, wenn ihr Kind in Not gerät oder sind unsicher, wie sie die Erste Hilfe leisten sollen. Landsberg rät: „Es ist empfehlenswert, regelmäßig Kenntnisse in einem Erste-Hilfe-Kurs aufzufrischen, etwa alle zwei bis drei Jahre. Hier werden alle wichtigen Themen behandelt, darunter auch Hitzeschäden, Unterkühlung und die Wiederbelebung.” Für die Erste Hilfe am Kind gibt es spezielle Kurse.

Vorsicht auch am Tag nach dem Badeunfall

Grundsätzlich sollten Kinder nach einem Badeunfall mit Atemnot immer schnell zum Kinderarzt oder in ein Krankenhaus. Dies gilt auch, wenn das Kind die Situation zunächst scheinbar gut überstanden hat. Es können auch am Tag später noch Probleme auftreten, zum Beispiel, dass das Kind ungewohnt still ist oder scheinbar grundlos, leicht hustet. Bei starkem Husten und Atemnot: sofort den Notarzt rufen.

Spielerisch die Fähigkeiten im Wasser schulen

Nicht jedes Kind ist eine geborene Wasserratte, die sich im und unter Wasser angstfrei bewegt. Eltern können in solchen Fällen auf das spielerische Lernen setzen. „Das fängt damit an, in der Dusche das Wasser auch über das Gesicht laufen zu lassen. Abtauchen, unter Wasser ausatmen und die Augen öffnen, sich aus liegender Position hinstellen oder aus der Bauch- in die Rückenlage drehen und umgekehrt: Das sind alles Übungen, die Eltern beim Baden einbauen können, um die Fähigkeiten der Kinder im Wasser zu schulen”, ermutigt Christian Landsberg. Je mehr Kinder davon beherrschen, desto besser werden sie im Ernstfall reagieren.

Bade-Regeln der DLRG

Für Nichtschwimmer (inklusive Seepferdchen):
- Immer in Armreichweite/Griffweite zu den Eltern bleiben
- Nur bis zum Bauchnabel ins Wasser gehen
- Aufgestellte Regeln beachten

Für Eltern und Aufsichtspersonen:
- Schwimmflügel bieten keinen Schutz vor dem Ertrinken
- Immer in Griffweite sein
- Gefahrenpunkte/-orte möglichst vorausschauend erkennen
- Sicherheitsrelevante Anweisungen regelmäßig wiederholen
- Wasserflächen unter Sprunganlagen oder Ausläufe von Rutschen sind keine Flächen zum Schwimmen und Spielen
- Sicherheitshinweise und -regeln bei der Nutzung von Wasserrutschen beachten

Speziell (zusätzlich) bei offenen Gewässern:
- Nur bewachte Badestellen aufsuchen
- Bei gehisster roter Flagge niemals ins Wasser gehen
- Aufblasbare Wasserspielzeuge wie Luftmatratzen oder Gummitiere nicht bei ablandigem Wind oder Strömungen nutzen