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Senioren Ratgeber: Als junge Frau zog es Sie ans Theater. Waren Sie schauspielerisch vorbelastet?

Karin Gregorek: Überhaupt nicht. Ich wusste gerade mal, was ein Schauspieler ist. Als eine Freundin zum Vorsprechen an die Schauspielschule nach Berlin fuhr, bin ich einfach mitgekommen. Ich wurde angenommen, meine Freundin nicht.

Was sagten Ihre Eltern zu Ihrem Berufswunsch?

Meine Mutter fand: "Jetzt ist sie völlig verrückt geworden!" Ich bin als Einzelkind bei meiner Mutter aufgewachsen, das war nicht immer einfach. Sie hielt stets die Hände über mich, und ich durfte gewisse Sachen nicht, die für andere Kinder völlig normal waren. Ihre Meinung war: Karin macht eh immer, was sie will. Mein von mir erwählter Beruf inte­ressierte sie nicht sehr.

Ihre Mutter hat Sie nie auf der Bühne gesehen?

Ich bin wahrscheinlich die einzige Schauspielerin der Welt, bei der die Eltern nicht immer begutachteten, was das Kind macht.

Hat es Sie nicht gekränkt, dass Ihre Mutter nie zu Ihren Aufführungen kam?  

Das war nicht schlimm. Sie ließ mich machen und stützte mich auf ihre Weise, schickte mir Pakete. Am Theater hatte ich meine Kollegen um mich herum, von denen ich viel gelernt habe und die sich um mich Provinzpflanze kümmerten. Solche Kollegen und Freunde, die mir helfen, die gut zu mir sind, obgleich ich so eine Einzelgängerin bin, habe ich bis heute. Da denke ich manchmal: Die geben mir viel mehr als ich ihnen. Das ist einfach schön, da muss ich mir keine Bestätigung auf irgendwelchen Events holen.

Karin Gregorek

  • *26. September 1942 in Wendorf (Mecklenburg)
  • Beruf: Nach der Staatlichen Schauspielschule Berlin zahlreiche Rollen am Theater, in DEFA-Filmen, Fernsehfilmen und -serien. Seit 2002 spielt sie Schwester Felicitas in der ARD-Serie "Um Himmels Willen".
  • Privat: Karin Gregorek lebt in Berlin.

Sie sind als Schauspielerin sehr gefragt. Empfinden Sie das als besondere Wertschätzung?

Ich kann mich nicht beklagen. Da war auch viel Glück dabei, denn Talent und Fleiß besitzen andere Leute auch. Die "Um Himmels Willen"-Truppe mag ich besonders gern, mit vielen arbeite ich von Anfang an. Immer wenn ich laut übers Aufhören nachdenke, sagen sie: "Das kannst du doch nicht machen!" Und dann weiß ich, sie haben recht. Nicht arbeiten ist auch nicht gut.

Sie leben allein, haben keine Kinder – fühlen Sie sich manchmal einsam?

Auch Einsamkeit lehrt etwas. Ich komme sehr gut mit mir allein zurecht. Ich hatte viele Jahre eine sehr glückliche Beziehung, einen Partner, der verstanden hat, was ich mache, was ich will und was ich nicht will. Dadurch hatte ich ein gutes Leben.

Haben Sie sich irgendwelche Ziele gesetzt?

Nein, nie. Ich hatte das Glück, dass immer irgendetwas kam, dass am Theater und beim Film stets jemand etwas mit mir vorhatte.

"Um Himmels Willen" läuft im 18. Jahr. Werden Sie oft auf Schwester Felicitias angesprochen?

Es ist merkwürdig: Obwohl ich als Felicitas Habit trage, werde ich auf der Straße oft erkannt. Der Habit war übrigens mit ein Grund, dass ich die Rolle damals angenommen habe; ich dachte, das geht dann in der Maske und Garderobe schneller. Das hat sich als Irrtum erwiesen, wir Nonnen werden natürlich trotzdem gründlich geschminkt.

Kennen Sie solche Schwächen, wie Felicitas sie hat?

Meine Schwächen sind, dass ich manchmal zu lax bin, zu phlegmatisch und nicht unternehmungslustig genug. Dann brauche ich jemanden, der mir einen Anstoß gibt. Zum Glück habe ich solche Menschen.

Welche Gabe oder Eigenschaft besäßen Sie gern?

Eigentlich reichen mir meine Gaben.

Wen würden Sie gerne mal zu einer Abendgesellschaft einladen?

Ich gebe keine Partys. Aber wenn es sein müsste: Jack Nicholson. Ich hoffe, er würde dort schön aufmüpfig sein, wie in seinen Rollen.

Gab es in Ihrem Leben eine Weiche, die Sie gerne anders gestellt hätten?

Darüber denke ich nicht nach. Ich nehme immer an, dass alles seinen Gang geht. Es gibt Dinge, die man nicht verhindern kann, Unbill passiert einfach.

Typisch für Ihre Rollen sind eine gewisse Komik und Verschmitztheit…

Das war nie beabsichtigt. Aber ich lache gerne und finde es auch schön, wenn ich Leute zum Lachen bringe. Den Mut, sich auf komische Situationen einzulassen, vermisse ich bei manchen.

Beschäftigt Sie das Thema Älterwerden?

Glücklicherweise nicht, und dafür sage ich auch ab und zu Danke. Aber ich weiß, dass das für viele ein Problem ist. Neulich stellte ich meiner alten, klugen Nachbarin – wir kennen uns seit 1980 – eine Frage, und sie schüttelte nur den Kopf: "Frau Gregorek, ich frage mich manchmal, wie Sie bis hierher durchs Leben gekommen sind!" Da musste ich sehr lachen. Meine Nachbarin kann immer noch erschüttert sein über meine Blödheit oder darüber, was ich nicht weiß. Aber ja, offensichtlich bin ich durchgekommen.