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Glückwunsch all jenen, für die eine Vollnarkose ein willkommenes Schläfchen während der Operation ist. Denn aus wissenschaftlicher Sicht sind die Risiken gering. Aber es gibt trotzdem viele Menschen,
die Angst haben. Woran liegt das, Frau Dr. Pfaffinger?

Immer, wenn wir im Leben etwas Neues erleben, kann uns das Angst machen. Unabhängig davon, ob es sicher ist oder nicht. Wir können einfach schwer abschätzen, was da auf uns zukommt. Und es gibt zu jedem Thema auch reichlich Mythen und Falschinformationen. So auch zur Vollnarkose. Dann brennen sich Bilder im Kopf ein, die in Wahrheit überhaupt nicht existieren.

Etwa Horrorgeschichten, dass ich während der Narkose aufwache?

Ein Mythos, der sich eisern hält. Es ist wirklich sehr, sehr selten, dass Patientinnen oder Patienten während der Narkose irgendetwas mitbekommen. Natürlich bekommen wir dann noch mehr Angst. Tatsache ist aber, dass eine Vollnarkose heute sehr sicher ist. Da ist ja auch immer eine Anästhesistin oder ein Anästhesist dabei. Der sitzt die ganze Zeit neben dem Patienten und bewacht dessen Wohlergehen – also dessen Vital- oder Herz- und Kreislauffunktion. Ihre Angst vor dem Aufwachen während der Narkose sollten Betroffene ihren Anästhesistinnen und Anästhesisten immer im Vorgespräch mitteilen.

Vorgespräch klingt gut. Aber ich

weiß ja nicht, ob ich dieser fremden Person richtig vertrauen kann.

Ideal ist für Menschen mit starker Angst, wenn sie im Aufklärungs-
gespräch sämtliche Bedenken ansprechen können. Sie sollten keine Scheu haben und sich nicht schämen. Einfühlsame und vernünftige Aufklärung von einem Fachmann oder einer Fachfrau kann sehr viel Angst nehmen. Idealerweise sind Anästhesistin oder Anästhesist, die die Narkose selbst durchführen, im Vorgespräch dabei. Das schafft zusätzlich ein Gefühl von Sicherheit.

Vielleicht befürchtet ja der ein oder die andere, dass mit zunehmendem Alter eine Vollnarkose riskanter werden könnte?

Kein Grund zur Beunruhigung. Eine Narkose braucht es eben auch im Alter, um notwendige Eingriffe zu ermöglichen. Und die moderne Anästhesie ist auch dann ein sicheres Verfahren. Wichtig ist vielleicht, dass gerade bei neurologisch eingeschränkten Patienten das Umfeld da ist und Orientierung gibt. Und dass dafür gesorgt wird, dass zum Beispiel eine Brille oder ein Hörgerät in der Nähe sind.

Sich in die Hände von Anästhesisten zu begeben, hat sicher auch

mit Kontrollverlust zu tun, oder?

Natürlich. Aber selbst beim normalen Einschlafen am Abend im eigenen Bett gebe ich die Kontrolle irgendwie auf. Das macht den meisten von uns keine Angst, weil wir es kennen und wissen, dass nichts passiert. Wenn ich nun als Patientin oder Patient auch genau weiß, was am Tag der Operation Schritt für Schritt kommt – und es sich bestätigt –, kann ich mich auch in dieser ungewohnten Situation entspannter fühlen.

Wie sieht es bei besonders nervösen Gemütern mit Beruhigungsmitteln im Vorfeld aus?

Zusätzliche Beruhigungsmittel in den Tagen vor einer geplanten Operation oder Untersuchungen wie einer Darmspiegelung sind eher die Ausnahme. Oft reicht wirklich das Vorgespräch aus, um die Angst zu nehmen. Aber wenn Menschen wirklich so große Panik haben, gibt es am Abend vor der Operation auch mal Medikamente zur Beruhigung.

Beruhigende Aufklärung

Was im künstlichen Tiefschlaf passiert, erfahren Patientinnen und Patienten im Aufklärungs­gespräch. Dazu gehört auch eine ­Voruntersuchung. Bestehen zum Beispiel Probleme mit dem Herzen oder der Niere, stellen sich die Fachleute ­darauf gezielt ein. Etwa durch die Auswahl spezifischer Medikamente.

Schritte in den Schlaf

Bevor die Narkose beginnt, startet die Anästhesistin oder der Anästhesist die Überwachung der Körperfunktionen. In eine Vene wird ein Zugang gelegt, durch den die Medikamente verabreicht werden. In der Regel werden zuerst Schmerzmittel gegeben, dann folgt das eigentliche Narkosemittel. Ein drittes Mittel sorgt dafür, dass sich die Muskeln entspannen.

Überwachter
Eingriff

Die ­Anästhesistin oder der Anästhesist überwacht während der gesamten ­Operation die Körperfunktionen über einen ­Monitor. Bei Bedarf können Dosierungen sofort angepasst werden.

Müheloses Aufwachen

Ist die Operation vorbei, wird die Medika-
mentenzufuhr langsam beendet. Schon wenige Minuten später beginnen ­­
Patientinnen und Patienten zu erwachen. Sie sind meist rasch wieder ansprechbar, erinnern sich häufig aber später nicht mehr daran. In einem Aufwachraum können sich die frisch Operierten weiter erholen. Übelkeit und Erbrechen treten nur selten auf.


Quellen:

  • Berufsverband der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie e.V.: Dr. Irmgard Pfaffinger, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Online: https://www.bpm-ev.de/... (Abgerufen am 27.11.2023)
  • Bundesverband Deutscher Anästhesisten: Narkose in sicheren Händen. Online: https://www.sichere-narkose.de/... (Abgerufen am 27.11.2023)