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„Was einem das Alter an Hässlichkeit zumutet“, klagte die 92-jährige Patientin. Sie zählte auf: die Falten. Die Altersflecken. Der Damenbart. Das schlechte Hören. Zu allem Unglück hatte sie vor Kurzem bei einem Sturz noch zwei Schneidezähne verloren. Was entgegnet man darauf? Mein erster Gedanke war: Dass sie doch gut aussieht. Ich hätte sie tatsächlich nicht auf Anfang 90 geschätzt. Aber es wäre wohl falsch gewesen, ihr das so zu sagen – sie hätte sich nicht ernst genommen gefühlt. Das Älterwerden bringt nun mal Verluste mit sich, an körperlicher Kraft und geistiger Fitness, auch an äußerer Schönheit. Dieses für viele schmerzliche Erlebnis gilt es zu akzeptieren. Übrigens noch mehr, wenn das Alter mit der Erfahrung von Hilflosigkeit und Scham einhergeht, wenn etwa ein Patient die Suppe verschüttet, weil die Hände zittern. Man kann, in bester Absicht, sagen: „Ach, das ist doch nicht so schlimm.“ Doch, für denjenigen, den es betrifft, ist es oft sehr schlimm. Es ist nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Im Fall der älteren Dame behalf ich mich mit dem Spruch: „Altwerden ist nichts für Feiglinge.“