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Die Energiekosten explodieren: wegen des Kriegs in der Ukraine, aber auch wegen der wirtschaftlichen Erholung nach Corona und wegen zusätzlicher Kosten für die neuen CO2-Zertifikate und natürlich die neue Gasumlage. Vor allem die Kosten für Heizung und Warmwasser steigen rasant. Viele Senioren müssen saftige Nachzahlungen leisten und die monatlichen Abschläge sind oft doppelt oder sogar dreimal so hoch wie früher. Umso wichtiger ist es, so viel Energie wie möglich zu sparen.

Typische Fehler vermeiden

„Ältere Menschen sind oft zur Sparsamkeit erzogen und gehen deshalb sehr verantwortlich mit Energie um“, so die Erfahrung von Nicola Buskotte vom Projekt Stromspar-Check der Caritas und weiterer Partner. Licht aus, Tür zu, das ist vielen in Fleisch und Blut übergegangen. Doch diese Sparsamkeit hat auch Schattenseiten. „Das Gerät funktioniert doch noch einwandfrei“ – so etwas hören die Energieberater jeden Tag, wenn sie Senioren empfehlen, uralte Kühlschränke und andere Energiefresser auszutauschen. „Geräte, die älter als etwa zehn Jahre sind, verbrauchen viel zu viel Energie, sodass sich die Neuanschaffung schnell rechnet“, rät die Expertin.

Viele Senioren glauben auch, dass Geräte wie Spülmaschine oder Waschmaschine umso mehr Strom verbrauchen, je länger sie laufen. Doch das stimmt nicht. „Moderne Energiesparprogramme haben lange Einweichzeiten, in denen das Gerät aber kaum Strom verbraucht“, erläutert Nicola Buskotte. Deshalb sollte man vorhandene Ökoprogramme immer nutzen.

Was Sie außerdem noch tun können, lesen Sie hier:

Heizung checken

Heizkörper nicht durch Vorhänge verdecken, Möbel abrücken – sonst kann die warme Luft nicht richtig zirkulieren. Heizkörper ab und zu entlüften. Eigen-
tümer sollten prüfen, ob sie einen „hydraulischen Abgleich“ durchführen lassen müssen. Dabei checkt ein Fachbetrieb die Heizungsanlage und sorgt dafür, dass an jedem Heizkörper immer die passende Menge Heizungswasser ankommt. Durch all diese Maßnahmen lassen sich bis zu 15 Prozent an
Energie einsparen.

Clever kühlen

Kühlschränke nicht kälter als sieben Grad, Gefrierschränke nicht unter

minus 18 Grad einstellen. Den Gefrierschrank regelmäßig abtauen – schon eine fünf Millimeter
dicke Eisschicht braucht bis zu
30 Prozent mehr Energie.
Moderne haben eine Abtauautomatik. Kritisch prüfen: Passt der große Gefrierer im Keller noch zum Bedarf?

Sparduschköpfe montieren

An Wasserhähnen und zwischen Duschkopf und Schlauch Durchflussbegrenzer installieren*. Alternativ Sparduschkopf kaufen. So lässt sich der Wasserverbrauch um bis zu 60 Prozent verringern – und es wird weniger Wasser aufgeheizt. Wer kürzer und kühler duscht, Baden vermeidet und Hände kalt wäscht, spart zusätzlich.

Spülen lassen

Geschirr in der Spülmaschine spülen zu lassen ist wassersparender als der Abwasch von Hand, zeigt eine Untersuchung der Universität Bonn. Achten Sie jedoch darauf, die Maschine voll zu beladen. Vorspülen ist meist überflüssig. Niedrige Temperaturen im Eco-Modus helfen bei normal verschmutztem Geschirr, weitere Energie zu sparen.

Interview: Nachgefragt bei Nicola Buskotte vom Stromspar-Check der Caritas

„Ältere gehen oft sehr verantwortlich mit Energie um“

Wie energiebewusst sind Senioren?

Ältere Menschen sind oft zur Sparsamkeit erzogen und gehen deshalb sehr verantwortlich mit Energie um. Licht aus, Tür zu, Heizung nachts runterdrehen, das ist für viele selbstverständlich. Trotzdem kann man natürlich immer noch etwas verbessern.

Zum Beispiel durch Öko-Programme für Wasch- und Spülmaschine?

Viele glauben, dass das Gerät umso mehr Energie verbraucht, je länger es läuft. Das stimmt aber nicht. Die lange Laufzeit von Energiesparprogrammen entsteht größtenteils durch Einweichzeiten, die kaum Strom benötigen.

Wie kann man noch sparen?

Viele Senioren haben sehr alte und viel zu große Kühl- und Gefrierschränke. Sie möchten nichts wegwerfen, das noch funktioniert. Tatsächlich verbrauchen moderne Kühl-
geräte aber viel weniger Strom, sodass sich der Austausch von mehr als zehn Jahre alten Geräten schon nach kurzer Zeit rechnet.

Deckel drauf

Viel Energie sparen Sie, wenn Sie Wasser im Wasserkocher anstatt auf dem Kochfeld erhitzen, beim Kochen den Deckel auf den Topf setzen, das passende Kochfeld wählen, beim Backen aufs Vorheizen verzichten und Umluft anstatt Ober- und Unterhitze verwenden. Backofen und Herdplatte rechtzeitig abschalten – um die Nachwärme zu nutzen.

Wärme halten

Wärme entweicht oft durch Türen und Fenster, ältere kann man mit Dichtungsband abdichten. Außerdem helfen Zugluftstopper, bei glatten Böden zudem unten an der Tür aufgeklebte Bürstendichtungen. Zimmertüren zu kühleren Räumen stets schließen. Lüften Sie auch im Winter! Zwei- bis viermal täglich für fünf bis zehn Minuten bei voll geöffnetem Fenster, die Heizungsventile dabei komplett zudrehen. Fenster im Winter aber nie auf Kipp lassen. Schon in der Dämmerung die Rollos herunterlassen, das hält die Wärme innen.

Temperatur regeln

Mit einem gut ablesbaren Thermometer kann man sämtliche Temperaturen in der Wohnung und im Haus messen. Schlafzimmer vertragen 18 Grad. Ungenutzte Zimmer müssen nicht oder nur wenig geheizt werden. Weniger als 16 Grad sollten es aber nicht sein, sonst droht Schimmel. Bedenken: Erkrankte Menschen benötigen oft warme Räume, um sich wohlzufühlen! Beim Regeln helfen programmierbare Thermostate. Damit stellt man ein, zu welcher Uhrzeit jeder einzelne Heizkörper heizen soll. Grundsätzlich gilt: Jedes Grad Raumtemperatur weniger

spart sechs Prozent der Energiekosten.

Stromfresser tauschen

Mehr als zehn Prozent des Haushaltsstroms entfallen auf Kühlgeräte. Altgeräte, die mindestens zehn Jahre alt sind, verbrauchen besonders viel (siehe Interview Seite 45). Auch ver-
altete Geschirrspüler, Trockner und Glühbirnen sind unnötige Stromfresser. Was Sie beim Neukauf beachten sollten, lesen Sie auf den Seiten der Verbraucherzentrale NRW unter
www.a-u.de/2aMkcW

Kühler waschen

Statt Kochwäsche 60 Grad wählen, für normal verschmutzte Wäsche genügen 30 oder 40 Grad. Vorwäsche ist meist unnötig. Maschine voll beladen. Das spart insgesamt bis zu 60 Prozent der Energie. Wäsche möglichst an der Luft trocknen. Falls ein Trockner nötig ist, vorab auf höchstmöglicher Drehzahl schleudern. Silke Becker

Bye-bye Stand-by

Fernseher, Stereoanlage, Monitor vom Computer an eine Steckerleiste anschließen, die sich mit einem Knopf ausschalten lässt. Anders als im Stand-by-Modus fließt dann wirklich kein Strom mehr. Moderne Geräte wie Fernseher werben oft mit
einem besonders niedrigen Stand-by-Verbrauch – das gilt aber nicht für solche mit integriertem Sat-Receiver! Stromfresser kann man mit einem Messgerät aufspüren – kostenlos zum Ausleihen in Bibliotheken.

Finanzielle Unterstützung

Einen kostenlosen Stromspar-Check, 100 Euro Zuschuss für einen Kühlschrank, Gratisprodukte erhalten Senioren (Einkommen unter 1340 € Singles/1830 € Paare) beim Stromspar-Check, Infos bei www.stromsparcheck.de Zuschüsse in Notlagen bieten Vereine wie www.seniorenhilfe-lichtblick.de und www.einherzfuerrentner.de Prüfen Sie, ob Sie Anspruch auf Grundsicherung oder auf Wohngeld haben, staatliche Entlastungen sind häufig an den Bezug dieser Leistungen gekoppelt.


Quellen: