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D er Kita-Start ist eine aufregende Zeit für die ganze Familie. Erst recht bei einem Kind mit Typ-1-Diabetes. Vielleicht zum ­ersten Mal müssen Eltern darauf vertrauen, dass sich andere mit um die Therapie kümmern. Etwa ein Auge auf die Zuckerwerte haben und Insulin zum Essen geben. Im Idealfall übernehmen dies die Erzieherinnen. Verpflichtet sind diese dazu aber nicht. Manche von ihnen fürchten, etwas falsch zu machen. Oder es klappt nicht, weil der Kita Personal fehlt. Hier ein paar Tipps, wie Eltern den Erzieherinnen Berührungsängste nehmen können und welche weiteren Hilfen es gibt.

1. Erzieher frühzeitig aufklären

Informieren Sie das Kitateam so bald wie möglich über den Diabetes Ihres Kindes. Fragen Sie Ihr Diabetesteam, wie Sie dabei am besten vorgehen. Bieten Sie an, eine Schulung für die Kita zu organisieren.

2. Diabeteswissen vermitteln

Eine erfahrene Diabetes-Fachkraft klärt einfühlsam über die Krankheit auf. Und darüber, was für die Betreuung Ihres Kindes wichtig ist. Das kann Ängste nehmen. Diabetesteams aus Kinderkliniken und auf Kinderdiabetologie spezialisierte Praxen bieten diesen Service an. Wichtig: Erzieherinnen und Erzieher dürfen ihren Schützlingen im vereinbarten Rahmen Arzneien geben, also auch Insulin. Eine Pflicht dazu besteht aber nicht. Über die gesetzliche Unfallversicherung sind sie für den Fall eines Therapiefehlers abgesichert — außer bei vorsätzlicher Schädigung.

3. Langsam eingewöhnen

Es hat sich bewährt, dass ein Eltern­teil in den ersten Wochen in der Kita bleibt, um das Personal langsam mit der Insulintherapie und dem Zuckermessen vertraut zu machen. Danach sollte ein Elternteil bei Fragen oder Problemen jederzeit telefonisch erreichbar sein.

4. Absprachen dokumentieren

Konkrete, schriftliche Absprachen erleichtern die Betreuung. Notieren Sie etwa, ab welchem Zuckerwert Ihr Kind Traubenzuckerplättchen oder Saft braucht und wie viel davon (für Vorrat in der Kita sorgen!).

Notieren Sie mögliche Unter­zuckersymptome und vergewissern Sie sich, dass diese alle im Kitateam kennen. Von der Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Diabetologie (AGPD) gibt es eine Broschüre mit Infos für Kitas, in die Sie alles eintragen können. Fragen Sie Ihr Diabetesteam danach. Oder laden Sie die Broschüre unter dem QR-Code links herunter.

Wichtig sind auch Angaben zum Essen Ihres Kindes. Legen Sie einen Zettel in die Brotbox. Darauf notieren Sie, wie viele Kohlenhydrate das mitgebrachte Essen enthält und wie viel Insulin dafür nötig ist. Isst Ihr Kind in der Kita zu Mittag, sollte etwa die Portion Nudeln abgewogen und die Kohlenhydratmenge errechnet werden. Spezielle Apps können die Rechenarbeit erledigen. Gibt es auf einer Feier Kuchen, können die Erzieherinnen Ihnen ein Foto davon schicken. Sie schätzen dann die enthaltenen Kohlenhydrate.

5. Technische Hilfen nutzen

Viele Kinder tragen eine Insulinpumpe und einen Glukosesensor. Das erleichtert in der Kita vieles. An der Pumpe lässt sich Insulin per Knopfdruck abrufen. Einige Geräte ermitteln nach Eingabe der Kohlenhydratmenge die nötige ­Insulindosis. Die Werte des Sensors lassen sich an Pumpe oder Handy ablesen. Messen per Fingerpiks ist selten nötig. Die Systeme alarmieren zudem, wenn der Zuckerspiegel zu stark steigt oder fällt. Bei manchen kommunizieren Pumpe und Sensor miteinander. Bahnt sich Unterzucker an, drosselt die Pumpe die Insulinzufuhr. So lassen sich Zuckertiefs oft vermeiden. Das Kita-Personal muss seltener eingreifen.

6. Unterstützung beantragen

Die Kita hat gute Chancen, für ein Kind mit Diabetes einen Integra­tionsplatz genehmigt zu ­bekommen. Das bedeutet: mehr Zeit für die Betreuung. Alternativ können Eltern eine Begleitperson (Integrationshelfer) beantragen. Diese zahlen die Krankenkasse oder das Sozialamt. Wie Sie den Antrag stellen, besprechen Sie bitte etwa sechs bis neun Monate vor dem Kitabesuch mit dem Diabetesteam.

Eine weitere Möglichkeit: Ein eigens beauftragter Pflegedienst kommt zu festen Zeiten in die Kita, misst den Zucker und gibt Insulin. Die Kasse zahlt, wenn der Arzt häusliche Krankenpflege verordnet. Gibt es einen Dienst nahe der Kita, der sich um Kinder mit Diabetes kümmert, kann das manchmal eine ­Lösung sein.


Quellen:

  • Dr. Christoph Klinkert,Kinderdiabetologe in Herford und Sprecher der Arbeitsgruppe Inklusion der Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Diabetologie (AGPD)

  • Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie e .V . (AGPD): Kinder mit Diabetes im Kindergarten, Informationen für Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten. Online: https://diabetes-kinder.de/... (Abgerufen am 23.06.2023)