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Prost Mahlzeit: Alkohol ist nicht gleich Alkohol

Bier, Radler, Wein oder Fruchtsecco: Der Kohlen­­hydratanteil ist in jedem Getränk anders und wirkt sich unterschiedlich auf den Blutzucker aus. ­Haller empfiehlt, Alkohol und kohlenhydrathaltiges Essen zu kombinieren: „Ein Bier zur Mahlzeit bewirkt zwar einen Schlenker nach oben, ist aber kein Drama.“ Für Wein gelte das Gleiche. Bei alkoholfreiem Bier wird der Blutzucker dagegen hochschnellen, weil darin mehr Kohlenhydrate stecken. Übrigens: Alkohol blockiert die Zuckerfreigabe aus der Leber. Noch Stunden später droht Unterzucker, vor allem bei Typ-1-Diabetes. Die Expertin rät, mit einem höheren Blutzuckerwert schlafen zu gehen – etwa 200 mg/dl (11,1 mmol/l).

Deftig und kräftig: bitte nicht zu scharf korrigieren!

Um auf Nummer sicher zu gehen, schlägt Haller vor, bei Feiern einen etwas höheren Zuckerwert zu tolerieren. Auch wenn das Festessen üppig war, sollten Menschen, die Insulin spritzen, nicht zu streng auf ihren Zielwert hin korrigieren. Denn je höher die Dosis, desto länger die Wirkung. Ob man handeln muss oder noch warten kann, sagen die Trendpfeile der Glukosesensoren. Und bei Diabetes Typ 2 bitte Therapie beibehalten, rät Expertin Haller: „Das Medikament weiß ja nicht, dass es ein Zustand nach einer Feier ist.“

Fleisch ist mein Gemüse: Was tun bei viel Fett und Eiweiß?

Ein Rinderfilet hier, ein Hähnchenschenkel da. Auf Grillpartys wird oft fleischig zugegriffen. Das Gute: Der ­Blutzucker steigt dadurch nicht an. Zumindest nicht sofort. Und die Menge macht’s. Bei Typ-1-Diabetes kann es sinnvoll sein, für Essen mit wenigen oder gar keinen Kohlenhydraten, das praktisch nur aus Fett und Eiweiß besteht, Fett-Protein-Einheiten (FPE) zu berechnen. Ein Beispiel: 200 Gramm Rindersteak enthalten rund 2,2 FPE, die sich mit einer verzögerten Insulingabe abdecken lassen. „Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes
arbeitet die Bauchspeicheldrüse dagegen noch mit“, so Haller. Für sie spielen FPEs keine Rolle. Allerdings sollten Fleisch-Schlemmereien eine Ausnahme bleiben.

Wie gehen Sie mit Ihrem Diabetes auf Partys um?

Das haben wir auf unserer Diabetes Ratgeber Instagram-Seite gefragt.

199 Personen haben teilgenommen. Hier ist das Ergebnis:

62 % Kein Problem für mich

31 % Immer total schwierig

8 % Ich meide Partys

Ausprobieren hilft: So üben Sie Ausnahmen

Entspannt feiern klappt am besten, wenn man seinen Körper gut kennt und darüber hinaus gut über Lebensmittel Bescheid weiß. Partys in den eigenen vier Wänden eignen sich gut, um Routine zu bekommen, sagt die Diabetesberaterin Dr. Nicola Haller aus Augsburg: „So kann man üben, Kohlen­hydrate im Nudelsalat oder Kuchen zu berechnen, lernt, Portionen zu schätzen, und weiß hinterher, wie der ­eigene Körper reagiert.“ Während bei Typ-1-Diabetes die Faktoren klar sein sollten, die es für die Insulin­berechnung braucht, ­können Menschen mit Typ-2-Diabetes eine Schlemmerei durch Bewegung „ausgleichen“. Etwa mit einem Spaziergang nach der Geburtstagstorte. Die Mahlzeit davor und auch die danach sollte nicht kohlenhydratlastig sein.


Quellen: