Göteborg
Bis zum Wasser ist es nicht weit. Im Rucksack auf Stina Hartwells Schultern befinden sich eine Thermoskanne, ein Apfel – und ein Thermometer. Denn die 46-Jährige geht nicht einfach so in ihrem Wohngebiet in Torslanda nördlich von Göteborg spazieren – sie ist auf dem Weg zu einem Kaltbad. Jetzt im Herbst hat das Wasser im Kattegatt, dem Meer an der schwedischen Westküste, die beste Temperatur. Mit 16 Grad ist es etwas kälter als im Sommer, aber noch nicht eiskalt. Wie viele Schweden liebt Stina das Kaltbaden: „Man denkt an nichts anderes mehr! Ich habe im Wasser verstanden, was Achtsamkeit wirklich bedeutet.“
Aufgewachsen ist Stina auf der kleinen Insel Asperö im Schärengarten südlich von Göteborg. „Das Schöne an diesen Schäreninseln ist, dass sie meistens autofrei sind. Als Kinder sind wir jeden Tag mit dem Boot zur Schule gefahren“, erzählt sie. Die Inseln, auf denen Einheimische sich und ihre Einkäufe mit Fahrrädern und Schubkarren fortbewegen, sind von der Stadt aus gut zu erreichen.
In Göteborg selbst, Schwedens zweitgrößter Stadt, leben etwa 600000 Menschen. Stina Hartwell schätzt vor allem die Nähe zum Wasser. „Das Schönste an Göteborg ist das Meer“, bekräftigt sie. „Göteborg ist einfach eine Lagom-Stadt.“ „Lagom“ bedeutet frei übersetzt: nicht zu viel und nicht zu wenig, ursprünglich „genau rechtmäßig“. Stina meint damit: „Die Stadt hat genau die richtige Anzahl von Menschen, Parks, genug Cafés und Kultur, aber nicht so, dass es zu anstrengend wird.“
Die Innenstadt Göteborgs wird durch den Göta Älv geteilt, und auf beiden Seiten des breiten Flusses kann man am Wasser spazieren gehen: auf der einen Seite durch den Kungspark zur Domkirche und zur Statue des Stadtgründers König Gustaf II. Adolf. Am anderen Ufer geht es am Pier des historischen Hafens von Hisingen entlang der Strandpromenade zu den futuristischen Gebäuden des Science Park in Lindholmen.
Von dort aus lohnt sich ein Ausflug zur Älvsborgsbron in Majorna mit dem Linienboot 285, dem sogenannten Älvsnabben. Gegenüber der majestätischen Brücke liegt auch das Kunsthaus Röda Sten, in dem regelmäßig Ausstellungen und Konzerte von Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern stattfinden. Zwei Stationen mit den berühmten blauen Straßenbahnwagen weiter gibt es guten Kaffee, schwedische Hausmannskost und Getränke am Mariaplan, einem zentralen Platz im ehemaligen Arbeiterviertel Majorna. Der Stadtteil ist älter als Göteborg selbst und hebt sich dank seiner bunten Holzhäuser vom Rest ab. Alternative Kultur bietet das Hagabio, ein Café im Stil der 1920er- Jahre – in einem Gebäude mit einem Programmkino vereint. Im Stadtteil Haga selbst findet man neben vielen kleinen Souvenirshops und Cafés die größten Zimtschnecken der Stadt: im Café Husaren.
Stina Hartwell empfiehlt Familien besonders den zentralen Park Slottskogen: Hier befindet sich einer der ältesten Zoos Schwedens. Elche, Rentiere, Süßwasserpinguine und Robben können Kinder hier gratis bestaunen. Aber auch Erwachsene genießen ihre Mittagspause auf den Liegewiesen, in Cafés, am Wasserfall und in Restaurants. Wer noch mehr Lust auf Natur in der Stadt hat, macht einen kleinen Spaziergang zum Botanischen Garten. Besonders sehenswert ist dort der japanische Garten im Eingangsbereich mit einem Teich voller Kois, die jeden Frühling zum Kirschblütenfest eingesetzt werden.
Im angrenzenden Naturreservat Änggårdsbergen kann man nicht nur wandern, sondern auch einer Schafherde auf dem gleichnamigen Berg Guten Tag sagen. Von dort hat man einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt. Meer und Natur trifft Stadtkultur: Nicht umsonst wurde Göteborg bereits fünf Mal zum nachhaltigsten Reiseziel Europas gekrönt, zuletzt 2021.
Quellen:
- VisitSweden GmbH: Göteborg, Schwedens entspannte Metropole am Meer. Online: https://visitsweden.de/... (Abgerufen am 27.07.2022)