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Viele Menschen nutzen Duftstoffe natürlichen Ursprungs, um ihre Stimmung zu verbessern und zu entspannen. Sie verwenden ätherische Öle aus Blättern, Wurzeln und anderen Pflanzenbestandteilen zur Raumbeduftung, für Massagen, Bäder und Einreibungen. Die Duftmoleküle gelangen dabei über die Nase ins Gehirn und beeinflussen dort über das sogenannte limbische System unsere Gefühle. Diese psychische Wirkung ist subjektiv. Ob jemand einen Duft als angenehm empfindet oder nicht, erlebt jede Person anders. Dennoch werden zum Beispiel Zitrusdüfte in der Regel eher als anregend und belebend beschrieben. Die Aromen von Lavendel und Sandelholz hingegen als beruhigend.

Die Aromatherapie geht aber über die reine Duftanwendung für das Wohlbefinden hinaus. Ätherische Öle werden auch als medizinische Wirkstoffe verwendet, um körperliche Probleme zu lindern. Für einige Beschwerden sind positive Effekte belegt. Wissenschaftliche Studien konnten zum Beispiel die krampflösende Wirkung von innerlich angewendetem Pfefferminzöl bei Reizdarm-Symptomen zeigen. Deshalb wird es in den ärztlichen Leitlinien zur Behandlung des Reizdarm-Syndroms als Therapieoption aufgeführt. Auch Lavendelöl ist gut untersucht und reduziert innerlich angewendet Angst und Anspannung. Eine weitere Untersuchung zeigt, dass äußerlich aufgetragenes Pfefferminzöl Spannungskopfschmerzen verringert. Das darin enthaltene Menthol wirkt kühlend und schmerzlindernd. Für Menschen, die unter den genannten Beschwerden leiden, kann eine aromatherapeutische Anwendung eine Alternative zu Kopfschmerz-­Tabletten sein – am besten nach Rücksprache mit dem Apotheker oder der Apothekerin, der Ärztin oder dem Arzt.

Für eine lindernde Wirkung ätherischer Öle zum Beispiel bei rheumatischen oder muskulären Beschwerden fehlen wissenschaftliche Nachweise. Die Aromatherapie hat hier eher den Stellenwert eines Hausmittels, das aufgrund von Erfahrungs­wissen genutzt wird. Auf dieser Basis kommen zum Beispiel ätherische Öle von Rosmarin, Latschenkiefer und Arnika zum Einsatz. Einreibungen damit sollen die Durchblutung anregen.

Auch bei Menschen mit Demenz hat eine Aromatherapie keine nachweisbaren Effekte. Das unabhängige Cochrane Wissenschafts-Netzwerk wertete 13 Studien mit insgesamt 708 Teilnehmenden im Hinblick darauf aus, ob Aromatherapie typische Symptome wie Aufgeregtheit lindert oder auffälliges Verhalten beruhigt. In den Untersuchungen wurden zum Beispiel Lavendel, Zitronen-, Orangen- und Zedern-Extrakte verwendet. Die Auswertung der ­Studien ergab keine überzeugenden Anhaltspunkte dafür, dass Aromatherapie für Menschen mit Demenz günstig ist.

Und wie sieht es mit der Verwendung von Düften in den eigenen vier Wänden aus? Zwar können gesunde Personen Duftöle ohne Bedenken verwenden, bestätigt Professor Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen. Personen mit sensibler Haut und Atemwegsproblemen sowie Allergikerinnen und Allergiker sollten allerdings vorsichtig damit umgehen. „Zum einen, weil Duftöle Haut und Schleimhäute reizen. Sie können zum Beispiel Hautrötungen sowie Schwierigkeiten beim Atmen bis hin zu Asthmaanfällen auslösen“, warnt der Mediziner. „Zum anderen wirken bestimmte Duftbestandteile direkt allergisierend.“ Dazu gehören Citral, Farnesol und Linalool. In der Folge treten oft zeitversetzt zum Kontakt mit dem Reizstoff Quaddeln, Bläschen, Juckreiz oder auch Luftnot auf.

Wer schon einmal allergisch auf Umgebungsstoffe reagiert hat, verzichtet besser auf Duftanwendungen mit Verneblern oder Duftlampen. Bei Babys und Kleinkindern gilt das ganz besonders. Bis zum Alter von zwei Jahren sind Pfefferminz-, Thymian-, Eukalyptusöl und Kampfer tabu. Sie können bei den Kleinen schwere und lebensbedrohliche Bronchialkrämpfe auslösen. Auch Eltern und Geschwister sollten die Öle nicht anwenden.


Quellen:

  • Brooks D. Cash: A Minty Breath of Fresh Air for Irritable Bowel Syndrome. Gastroenterology: https://www.gastrojournal.org/... (Abgerufen am 05.09.2022)
  • Zsa Zsa R.M. Weerts et al.: Efficacy and Safety of Peppermint Oil in a Randomized, Double-Blind Trial of Patients With Irritable Bowel Syndrome. Gastroenterology: https://www.gastrojournal.org/... (Abgerufen am 05.09.2022)
  • Wuan Shuen Yep et al.: Efficacy and safety of lavender essential oil (Silexan) capsules among patients suffering from anxiety disorders: A network meta-analysis. Scientific Reports: https://www.nature.com/... (Abgerufen am 05.09.2022)
  • Robert Koch Institut: Aktueller Stand zur Verbreitung von Allergien in Deutschland. https://www.rki.de/... (Abgerufen am 05.09.2022)
  • The Cochrane Collaboration: Aromatherapy for dementia. https://www.cochrane.org/... (Abgerufen am 09.09.2022)
  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. , Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). https://www.awmf.org/... (Abgerufen am 09.09.2022)
  • H. Göbel et al.: Oleum menthae piperitae (Pfefferminzöl) in der Akuttherapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp. https://link.springer.com/... (Abgerufen am 09.09.2022)