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Unfälle:

Ob der Hund vor ein Auto läuft oder die Katze aus dem vierten Stock in die Tiefe stürzt – Unfälle jeglicher Art können schwere Verletzungen bei den Vierbeinern nach sich ziehen. Zum Beispiel äußerliche Wunden, Knochenbrüche und Verletzungen innerer Organe – etwa Blutungen in Bauch und Lunge oder auch Luftansammlungen zwischen Lunge und Brustwand.

Was ist jetzt zu tun? Als Erstes sollte man das Tier aus der Gefahrenzone bringen. Bei einem Autounfall also weg von der Straße! Dabei unbedingt auf Selbstschutz achten (Menschenleben geht vor Tierleben!) und nicht in der ganzen Aufregung selbst vor ein Auto laufen. Steht das Tier unter Schock und hat starke Schmerzen, müssen seine Retterinnen und Retter damit rechnen, von ihm gebissen zu werden, wenn sie es anfassen. Deshalb sollte man verletzten Hunden und Katzen einen Maulkorb anlegen (falls vorhanden). Auch eine um die Hand gewickelte Decke kann vor Kratzern und Bissen schützen. Starke Blutungen beim Tier unbedingt mit einem Druckverband erstversorgen (Taschentuch, Kompresse). Dann geht es schnellstmöglich – aber natürlich unter Beachtung der Verkehrsregeln – in die Tierklinik: Für den Transport den Vierbeiner weich lagern und beruhigend mit ihm sprechen. Es ist sinnvoll, sich telefonisch in der Tierklinik anzukündigen und kurz zu erklären, was passiert ist.

Vergiftungen:

Am häufigsten vergiften sich Hunde und Katzen mit Ratten- beziehungsweise Mäusegift. Doch auch andere Stoffe in Umwelt und Umgebung können ihnen gefährlich werden. Etwa Schokolade, giftige Grünpflanzen oder Schmerzmittel, die für Haustiere nicht geeignet sind. Es kann vorkommen, dass ein Hund aus Fresslust eine herumliegende Tablettenpackung komplett vertilgt.

Was ist jetzt zu tun? Vergiftungen zeigen sich in unterschiedlichsten Symptomen. Bei Durchfall oder Erbrechen sollte man dem Tier zunächst etwas zu trinken anbieten, um Flüssigkeitsverluste auszugleichen. Auch Krämpfe oder innere Blutungen können auftreten. Besteht der Verdacht, dass Hund oder Katze giftige Substanzen aufgenommen haben, am besten unverzüglich die tierärztliche Praxis oder die Tierklinik aufsuchen. Hat das Tier einen Anfall, warten, bis er vorbei ist. Dauert der Anfall länger als fünf Minuten, sollte der Transport unter dem Krampf erfolgen. Das Tier dabei unbedingt vor Verletzungen durch Gegenstände schützen. Wissen die Tierhalterinnen oder Tierhalter, welche Substanz – und wie viel davon – ihr Liebling aufgenommen hat, sollten sie dies in der Klinik mitteilen. Das kann Diagnose und Therapie erleichtern.

Lahmheit:

Wenn der Hund beim Toben stürzt oder die Katze nach einem Sprung vom Balkon mit der Pfote einknickt, dann ist eine Verletzung der Sehnen, Bänder oder Gelenke sehr wahrscheinlich. Eventuell ist auch ein Knochen gebrochen.

Was ist jetzt zu tun? Hat sich der Vierbeiner eine schmerzhafte Verstauchung, Zerrung oder Prellung zugezogen, sollte man zunächst beruhigend auf ihn einwirken. Dann gilt wie bei einer Sportverletzung beim Menschen: die betroffenen Gliedmaßen schonen und kühlen. Kann das Haustier das verletzte Bein nach zwei bis drei Stunden immer noch nicht belasten, sollte man tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Bei offensichtlich schweren Verletzungen, zum Beispiel, wenn ein Gelenk verdreht aussieht, müssen Hund oder Katze sofort tierärztlich versorgt werden. Auf keinen Fall die betroffenen Stellen hin- und herbewegen oder selbst behandeln! Das kann für das Tier sehr schmerzhaft sein. Da Hunde und Katzen mit Schmerzen dazu neigen, um sich zu beißen, sollte man unbedingt auch an den Selbstschutz denken – und dem verletzten Tier für den Transport in die tierärztliche Praxis oder in die Tierklinik vorsichtshalber (und soweit vorhanden) einen Maulkorb anlegen.

Magen-Darm-Infektionen:

Sie können zum Beispiel durch Fütterungsfehler, Viren oder Parasiten ausgelöst werden. Eine besonders schwere Form bei Hunden ist die Hämorrhagische Gastro-enteritis (HGE) bzw. das Akute Hämorrhagische Durchfall-Syndrom (AHDS). Es äußert sich durch massive, blutig-wässrige Durchfälle. Auch Erbrechen kann hinzukommen.

Was ist jetzt zu tun? Dem Tier zu trinken geben! Falls es Wasser aus dem Napf verweigert, kann man es per Spritze einflößen. Da Herz-Kreislauf-Probleme auftreten können, ist eine tierärztliche Versorgung zwingend notwendig. Bei Welpen mit Durchfall dauert es oft nur wenige Stunden, bis ihr Zustand lebensbedrohlich wird. Deshalb unverzüglich in die Tierklinik fahren!

Bissverletzungen, Wunden:

Bisswunden können oberflächlich und harmlos, aber auch lebensbedrohlich sein. Typisch für sie ist, dass man auf der Hautoberfläche oft nur einen kleinen Einbiss sieht, das Gewebe darunter aber großflächiger zerstört ist. Wichtig: Bei einer Beißerei zwischen Tieren niemals dazwischengehen. Schwere Bissverletzungen, zum Beispiel an den Händen, können die Folge sein.

Was ist jetzt zu tun? Den verletzten Vierbeiner beruhigen und in eine ruhige Umgebung bringen. Dann das Fell um die Bisswunde abscheren (Handschuhe anziehen, dem Tier einen Maulkorb anlegen!), die Wunde desinfizieren oder mit klarem Wasser abspülen. Blutet die Wunde stark, sollte auf jeden Fall auch ein Druckverband gemacht werden. Dann ab in die tierärztliche Praxis oder Tierklinik.

Hitzschlag:

Ein Notfall, der im Sommer droht. Und der vor allem Hunde, weniger Katzen betrifft. Hunde können kaum schwitzen und regulieren ihre Körpertemperatur vor allem über das Hecheln. Sie sollten deshalb niemals im geparkten Auto zurückgelassen werden. Bei einem Hitzschlag hecheln die Tiere massiv, speicheln stark, haben rote Schleimhäute und können Krampfanfälle entwickeln.

Was ist jetzt zu tun? Wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme: kühlen. Das Tier in den Schatten bringen und ihm Trinkwasser anbieten. Dann mit Wasser aus dem Hahn (nicht eiskalt!) eimerweise übergießen. Je schneller die Körpertemperatur gesenkt wird, desto besser sind die Überlebenschancen. Nasse Handtücher zum Kühlen sind übrigens nicht empfehlenswert, da sie einen Hitzestau verursachen.

Atemnot:

Atemnot ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der bei Haustieren nicht immer leicht zu erkennen ist. Er kann mit einer schnellen beziehungsweise stark beschleunigten Atmung einhergehen. Beim Hund ist es aber auch möglich, dass er eher langsam atmet und Schnarchlaute äußert. Bei der Katze zeigt sich Atemnot zudem oft in Maulatmung, das heißt, das Maul steht beim Atmen offen, die Zunge hängt heraus. Auch zitternde Flanken sind ein Hinweis darauf, dass ein Tier stark nach Luft ringt.

Was ist jetzt zu tun? Unverzüglich die tierärztliche Praxis oder die Tierklinik aufsuchen. Auf dem Weg dorthin sollte man seinen Liebling beruhigen, denn Stress verschlimmert den Zustand. Die Sauerstoffaufnahme ist in Brust-Bauch-Lage am besten. Legen sich Hund oder Katze aus freien Stücken auf die Seite, sollte man sie jedoch in dieser Position belassen. In manchen Fällen kann ein verschluckter Fremdkörper, zum Beispiel ein Ball oder ein Stöckchen, Atemnot verursachen. Dann sollte man auf keinen Fall in den Rachen des Tieres greifen, um den Fremdkörper zu entfernen – Bissgefahr!

Herzstillstand:

Ein absoluter Albtraum für jede Haustierbesitzerin und jeden Haustierbesitzer: Der Vierbeiner kippt plötzlich um und liegt bewegungslos da. Das Tier ist nicht ansprechbar und atmet nicht mehr.

Was ist jetzt zu tun? Sofort mit Herzdruckmassage und Mund-zu-Nase-Beatmung beginnen. Eine zweite Person darum bitten, zu helfen und den Transport in die Tierklinik zu organisieren. In größeren Städten wie München kann man die Tierrettung alarmieren, die das Tier erstversorgt und in die Klinik bringt. Die jeweilige Telefonnummer speichern sich Halterinnen und Halter am besten schon vorab im Handy ab. In der Regel fallen für den Einsatz Kosten an, die sich an der Gebührenordnung für Tierärzte orientieren. Tipp: Manche tierärztliche Praxen und Tiertrainer bieten Erste-Hilfe-Kurse an, die für den Notfall vorbereiten.

Das gehört in die Apotheke für Haustiere:

• Desinfektionsmittel

• Verbandsmaterial (etwa Wundkompressen und elastische Fixierbinden)

• Einmalhandschuhe

• Schere, Pinzette

• aus dem Tierhandel: Maulkorb und Hundekotbeutel (zum Aufsammeln von Giftproben)


Quellen:

  • DocCheck Flexikon: Hämorrhagische Gastroenteritis (Hund). https://flexikon.doccheck.com/... (Abgerufen am 29.11.2023)
  • Recover Initiative: Recover – For Them and You. https://recoverinitiative.org (Abgerufen am 29.11.2023)
  • Löwe G, Löwe O: Notfälle bei Hund und Katze – Ein Tierärztlicher Ratgeber, Kynos Verlag 2. Auflage 2021