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Luxemburg ist eine alte Festungsstadt, von Flüssen zerteilt, auf Felsen gebaut – und darin ein Labyrinth: 23 Kilometer reichen hier Gänge und Gewölbe – sogenannte Kasematten – in den Berg. Im „Bauch“ der Stadt konnte man Soldaten und Kanonen verstecken, das Tal zur Not fluten. Das ist zum Glück Vergangenheit. Heute sitzt man im schönen Biergarten „De Gudde Wea­th­er“ und blickt auf das neue Kirchberg-Viertel aus Glas und Stahl. Viele Sprachen sind zu hören, auch beim Nachtmarathon. Am 20. Mai ist nicht nur „d’Stad“, sondern das ganze Land auf den Beinen. 42 Kilometer lang ist die Strecke. „Jeder wird angefeuert und motiviert“, sagt Stéphane di ­Carlo, Mitgründer der Luxemburger Laufgruppe „Fat Betty“. „Mit Zurufen, Konfetti und Samba-Gruppen, Trommeln und Tanz.“ Ein Volksfest in der Stadt. Sie ist offen, tolerant, jung.

Nur ein Drittel der fast 130 000 Einwohnerinnen und Einwohner der Mini-­Monarchie-Hauptstadt zwischen Frankreich, Deutschland und Belgien stammt aus Luxemburg. 179 Nationen leben hier – weite Welt auf engem Raum. Viele kommen zum Arbeiten und bleiben. Denn die Luxemburgerinnen und Luxemburger sind Genießer. Wo sonst wird eine Kalbfleischpastete mit einem „Kippchen“ hinuntergespült, einem Glas Crémant?

Luxemburg wird oft belächelt: Ist das überhaupt ein Land? Und was für ­eines: Es gilt als das reichste der Welt. Da kann man einige Brücken und Aufzüge bauen, denn eines ist Luxemburg nicht: flach. Grün, hügelig und fast autofrei im Hauptstadt-Zentrum, ideal zum Laufen. Die „Fat Bettys“ starten jeden Donnerstag um 18:45 Uhr am „Independent Café“. Ihr Name entstand durch den Trainingsberg „Montée Haute“ oder „Décke Bierg“ mit 23 Prozent Steigung: „Fat Betty“ – passte besser.

„Wir laufen fünf Kilometer und noch fünf, am Ende sitzen wir zusammen“, sagt di Carlo. Sportlicher und geselliger kann man Luxemburg nicht entdecken. Es geht auf und ab, über Treppen und Brücken. Manche kürzen mit dem gläsernen Pfaffen­thal-Aufzug ab. Das geht beim Marathon nicht. Er gilt als anspruchsvoll mit wenig flachen Strecken, um Best­zeiten zu laufen. Genau das macht den Charme aus.

Vor der Kneipe „De Gudde Wëllen“ in der Rue du St. Esprit hängen Lam­pions. Von der Terrasse sieht man die Dächer des alten Viertels der Gerber und Waschfrauen. „Gronn“ (Grund) war früher das Armenhaus der Stadt, die Alzette ein Abwasserkanal. Heute geht man hier aus. Und heute ist die Abtei Neumünster kein Gefängnis mehr, sondern ein Kulturzentrum, in dem sich „Lëtzebuerg“ trifft. An vielen Plätzen wirkt die Stadt wie ein Dorf. Zum Beispiel am Fischmarkt oder der Place d’Armes. Wie ein Wohnzimmer wirkt das Café „Kaale Kaffi“ mit Öl­bildern, Büchern, Antikem.

Der Großherzogliche Palast von Henri von Nassau liegt um die Ecke. Wachen wechseln hier – fast wie in London. Viele Touristinnen und Touristen kaufen bei den Hoflieferanten ein. Zum Beispiel die berühmten Madeleines der Spitzenköchin Léa Linster in ihrem Feinkostladen oder bei Nathalie Bonn im „Chocolate House“. Der Lieblingsort der Großherzogin ist auch für die Läuferinnen und Läufer ein Muss: der schönste Balkon Europas, der „Chemin de la Corniche“. Wenn die Gruppe hintereinander den Felsenweg entlangjoggt, ergibt das ein imposantes Bild. „Im Sommer laufen wir durch den Park Kinnekswiss“, sagt Stéphane di Carlo, „im Winter um das Musée Dräi Eechelen im Fort Thüngen.“ Daneben liegt das Museum für Moderne Kunst (MUDAM) des Architekten Ieoh Ming Pei, der auch die Glaspyramide des Louvre entwarf. Abends ein schöner Ort. Bus und Straßenbahn fahren kostenlos dorthin. Für Läuferinnen und Läufer ist der Weg das Ziel. Er könnte langweiliger sein.

Infos für Ihre Reiseplanung

Wie kommt man hin?

Auto: Ab Trier über die A 64 und die A 1 in einer knappen Stunde.
Zug: Mit dem Regionalzug ab Trier eine Stunde. Züge 2. Klasse, Straßenbahnen und Busse sind in Luxemburg kostenlos.

Wo kann man übernachten?

Hostellerie Du Grünewald: Hier schläft man modern und im Grünen. Das Hotel mit 36 Zimmern hat einen schönen Garten. Mit dem Bus sind es nur fünfzehn Minuten in die Stadt.


Was kann man erleben?

Die Villa Vauban: Das Museum zeigt Gemälde alter Meister. Es ist umgeben von einem schönen Park. Freitag ab 18 Uhr: Eintritt frei.

Die Pétrusse-Kasematten: Die Verteidigungsanlage des 17. Jahrhunderts war schon Pilzzuchtstätte, Champagnerkeller und Luftschutzbunker. Rechtzeitig buchen!

Unbedingt probieren:

Fast Food auf die feine Art: Zur Rieslingpaschtéit (Rieslingpastete) trinkt man ein „Kippchen“ – ein Glas Crémant. Er schmeckt wie Champagner, darf aber nicht so heißen, weil er von der Mosel kommt.

Madeleines von Luxemburgs berühmtester Köchin Léa Linster. Sie ist Hoflieferantin, ihr Geschäft liegt in der Rue de l’Eau.


Quellen: