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Frau Fajardo, beim Besuch eines Angehörigen im Krankenhaus sehe ich, dass die Pflegekräfte gestresst sind. Sollte ich sie dann überhaupt mit Fragen belästigen?

Man sollte immer Fragen stellen, wenn sie wichtig für den Angehörigen und seine Betreuung sind. Im Krankenhaus oder im Pflegewohnheim herrscht immer Stress. Insofern sollte man nicht auf die „richtige“ Gelegenheit warten. Die kommt vielleicht nie.

Ist es eine gute Idee, dem Personal zur Hand zu gehen? Etwa indem ich meinen Angehörigen selbst zur Toilette begleite?

Das kann für Angehörige wie für Pflegende eine Unterstützung sein. Allerdings sollte man das erst mit dem Personal abstimmen. Damit bei der Hilfe nicht etwas Schlimmes passiert, der Betroffene etwa stürzt. Man sollte sich als Angehöriger in bestimmte Verrichtungen einweisen lassen, beispielsweise in den Gebrauch eines Toilettenstuhls. Gerade im ambulanten Bereich sollten Angehörige eine Beratung oder kostenlose Schulung für pflegende Angehörige mitmachen.

An wen kann ich mich da wenden?

Man kann sich bei den Pflegedienstleitungen in einem ambulanten Pflegedienst oder in einem Pflegeheim melden. Oder bei den Ansprechpersonen des Sozialdienstes im Krankenhaus.

Man hört immer wieder, dass Pflegekräfte so schlecht bezahlt sind. Darf ich ihnen Geld zustecken?

Die Frage ist schwierig. Es gibt keine offizielle Regelung dazu. Meist haben die Betriebe eine eigene Regelung dafür. Am besten beim Personal nachfragen, wie es das handhabt, ob es etwa eine Kaffeekasse gibt.

Wie kann ich noch unterstützen?

Eine gute Möglichkeit ist es, Zeit zu spenden. Indem man etwa in einem Pflegewohnheim am Nachmittag für die Bewohner Kaffee kocht und verteilt. Aber auch da sollte man sich unbedingt mit dem Personal der Einrichtung abstimmen.

Überall liest man vom Pflegenotstand. Muss ich befürchten, dass mein Angehöriger in der Klinik nicht gut versorgt ist?

Die Befürchtung ist grundsätzlich berechtigt, trifft aber nicht immer zu. Man muss sich vor Ort auf der Station ein Bild von der Situation machen und mit dem Personal sprechen. Wenn man einen sehr schlechten Eindruck hat, kann man sich an den Patientenfürsprecher der Klinik wenden. Man kann sich auch mit anderen Angehörigen austauschen, beispielsweise im Verein „Pflegende Angehörige“.

Die Personalnot betrifft auch ambulante Dienste. Muss ich damit rechnen, dass mir ein Pflegedienst deswegen absagt?

Das kann passieren. Gerade von Pflegediensten im ländlichen Bereich wissen wir: Aufgrund von Personalmangel und weiter Wege kann es zu Absagen kommen.

Was kann ich in so einem Fall tun?

Man kann die verschiedenen ambulanten Pflegedienste der Reihe nach abtelefonieren. Das machen tatsächlich viele Angehörige, insbesondere in sehr ländlichen Gegenden. Diese Form der Suche nach einem Pflegedienst ist natürlich sehr zeitaufwendig, sodass sich nicht unmittelbar ein Erfolg einstellt. Am besten früh mit einem ambulanten Pflegedienst Verbindung aufnehmen. Meist bieten solche Dienste schon im Vorfeld einer Pflegesituation Beratung an.