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Ich pflege...

meine Tochter. Mit 17 bekam sie die Diagnose Schizophrenie. Damals tat sich der Boden unter mir auf und ich glaubte, dass es jetzt in meinem Leben und dem meiner Tochter nie wieder etwas Gutes geben könne. Ein Schock war, dass mir kein Arzt, kein Psychotherapeut sagte, wie ich mit meiner Tochter umgehen soll, um sie wirklich zu unterstützen.

Ratschläge wie "Machen Sie sich keine Sorgen!" oder "Sie müssen sich von Ihrer Tochter lösen!" haben nicht geholfen, denn wie sollte ich aufhören, mir Sorgen zu machen oder wie sollte ich mich von ihr lösen, wenn ich ständig Angst um sie hatte.

Das strengt mich an

Das strengt mich an: Ich führte ein Leben im Alarmzustand, die unentwegten Sorgen ließen mir keinen ruhigen Moment. Vielen Ehen gehen daran kaputt. Ich habe mich alleine um Henriette gekümmert, was auch ein Vorteil war, hatte aber auch einen anstrengenden Beruf, weil ich Geld verdienen musste und wollte. Unser größtes Problem ist es, dass viele der Erkrankten diese Unterstützung überhaupt nicht wollen.

Von Familie und Freunden kam kaum Hilfe, sie gehen eher auf Distanz. Zur Hochzeit meiner Enkelin ist Henriette kürzlich nicht eingeladen worden, obwohl sie seit fünf Jahren stabil ist und halbtags als ambulante Betreuerin arbeitet. Das hat uns hart getroffen.

Das gibt mir Kraft

Ich habe mich sehr viel beschäftigt mit der Krankheit. Irgendwann merkte ich: Es gibt etwas, was ich tun kann. Ich kann meine Verhaltensweisen ändern. In einer Krise herrscht für sie eine andere Realität, dann braucht sie eine ruhige Begleitung, keine Vorwürfe, auch wenn sie ganze Tage verschläft oder in ihrer Wohnung Chaos herrscht. Meine Therapeutin hat mich darin bestärkt, kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich auch an mich denke.

Mein Tipp für andere

Lassen Sie sich nicht in die Aufgeregtheit des Erkrankten reinziehen, versuchen Sie, ruhig zu bleiben. Lassen Sie sich vom Erkranken nicht alles gefallen, nehmen Sie es ihm aber nicht übel, denn es ist die Krankheit. Verabschieden Sie sich davon, Ihr Kind retten zu wollen, es muss selbst lernen, seine Krankheit zu managen. Entwickeln Sie gute eigene Bewältigungsstrategien, das hilft Ihnen und Ihrem Kind.