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Ich helfe meinem wunderbaren schwerkranken Liebsten seit über 10 Jahren und dafür möchte ich nicht: Bewundert werden oder bedauert oder bemitleidet, weil ich weiterhin ein glücklich schwer schönes Leben lebe wie viele andere Menschen auch.

Mein Leben ist nicht einfach, aber wer kann das schon von sich behaupten. Kein Leben lebt sich leicht, immer und überall gibt es Herausforderungen, Anstrengungen, Kummer und Angst.

Ich fühle mich nicht verpflichtet, meinen Mann zu pflegen. Ich tue es freiwillig und in Liebe und auch bei der Pflege ist es so wie bei vielen Aufgaben in unserem Leben, dass es schwer ist, aber auch schön.

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Mein Leben ist nicht einfach, aber wer kann das schon von sich behaupten. Kein Leben lebt sich leicht.

Nele Glöer, pflegt ihren Mann

Für mich ist es keine Last. Es nervt mich manchmal, ich hätte gern mal einen Tag, ein paar Tage nur für mich und manchmal ist es körperlich und seelisch sehr anstrengend. Aber es ist auch schön. Und das sage ich noch einmal, zu helfen, auch rund um die Uhr, ist schön. Ich berühre meinen Mann gern, da ist immer ein liebevoller Austausch zwischen uns und ich spüre, wie gut ihm das tut.

Natürlich hätte ich lieber ein Leben ohne Krankheit mit ihm. Ich wünsche ihm so sehr weniger körperliche Einschränkungen, mehr Privatsphäre, ein selbstbestimmteres Leben. Ich hätte auch gern weiterhin einen Menschen neben mir, der nicht ständig meine Hilfe braucht. Aber es ist die Krankheit selbst, die diesen Kummer verursacht, nicht mein Helfen, nicht meine Rolle als sogenannte pflegende Angehörige.

Ich bitte deshalb noch einmal darum, weder bewundert, noch bemitleidet zu werden, nur weil ich für meinen weltliebsten Mann da bin.

Und wenn ich mal stöhne, nicht mehr kann, an meiner Grenze bin, dann möchte ich keine Drohungen hören, dass ich bald zusammenbreche und dringend eine Auszeit brauche… Bring deinen Mann doch mal ins Heim… sondern einfach nur ein paar mitfühlende Worte, wie wir sie jedem gegenüber äußern, der, die gerade nicht mehr kann.

Kurz: Ich lebe ein ganz normales Leben, mit Problemen, die ich bewältigen muss, so wie andere auch, weil Krankheit nicht etwas Außergewöhnliches, Entsetzliches ist, sondern zum Leben dazu gehört wie Scheidung, finanzielle Sorgen, berufliche Schwierigkeiten, Ärger in der Familie und andere Dinge auch.

Und deshalb schließt uns, die wir uns um unsere kranken Liebsten kümmern, nicht aus dem normalen Leben aus, in dem ihr uns auf ein Podest hebt oder bemitleidet und bedauert.

Nele Glöer, pflegt ihren schwer kranken Mann