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Freier Sonntag? Fehlanzeige. Wer einen lieben Menschen pflegt, ist oft sieben Tage pro Woche im Einsatz. In den sozialen Netzwerken machen pflegende Angehörige jetzt darauf aufmerksam - unter dem Hashtag #undsonntagspflegeichauchnoch. Sie posten Bilder aus ihrem Alltag: von Aufenthalten im Krankenhaus, dicken Aktenordner mit Widersprüchen, oder auch von schönen Momenten mit der Familie.

Die Foto-Aktion hat sich Barbara Gehrmann ausgedacht, die selbst ihren Mann pflegt. "Die Idee war, Pflege endlich sichtbar zu machen, in all ihrer Vielfalt", sagt sie. Bisher sind vor allem pflegende Eltern dabei, viele davon Mitglieder der Facebook-Gruppe "Die Pflegerebellen". Wir haben ein paar Posts gesammelt.

Mit dem Rollstuhl durch die Fontäne

Spaß, barrierefrei!

Spaß, barrierefrei!

"Kinder lieben das Erlebnis neuer Erfahrungen. Solche Fontänen aus dem Boden, mit Licht und Spiel, animieren zum Durchlaufen. Auch mit dem Rollstuhl. Mein Sohn versuchte, sie zu dirigieren und hatte einen Heidenspaß dabei. Wie auch die anderen Kinder, die dort herumliefen. Natürlich bedeutete das im Anschluss, Schuhe, Orthese und Rollstuhl trocken zu legen. Meinen Sohn sowieso. Aber der Spaß am Leben war es wert."

Sandra Böttrich

Wenn Medikamente zum Alltag gehören

Lange Medikationspläne

Lange Medikationspläne

"Auf dem Bild seht ihr den Medikamentenplan unseres chronisch kranken und mehrfach behinderten kleinen Sohns. Die richten wir und der Pflegedienst täglich zu den vorgeschriebenen Urzeiten. Außerdem bekommt er einiges nach Bedarf, also wenn er viele Anfälle oder Schmerzen oder Unruhe u.a. durch seine einschießenden Spastiken hat. Pflege ist mehr als nur Essen geben und Windeln wechseln. Als pflegender Angehöriger wird man zu einem (halben) Arzt."

Verena Sophie Niethammer

Pflege auf dem Campingplatz

"Die Maus liebt es, mittendrin zu sein!"

"Die Maus liebt es, mittendrin zu sein!"

"Egal wo wir sind (in diesem Falle beim Camping auf einem IFA-Fahrzeugtreffen) muss die Pflege erfolgen und das oft ohne Lifter etc. Die Maus liebt es, immer mitten drinnen zu sein."

Janine Christian

Manchmal braucht es einen Boxsack

Abreagieren im Alltag

Abreagieren im Alltag

"An manchen "ohnmächtigen" Tagen braucht es einfach was zum Abreagieren - wenn Ärzte uns Angehörige nicht hören, wenn Krankenkassen nochmal ein Papier brauchen, dass dein Kind wirklich noch behindert ist, beim Widerspruch-Schreiben, und, und, und…"

Sonja Strohmenger

Wenn das Abschalten schwerfällt

Auch Entspannen kann manchmal schwerfallen

Auch Entspannen kann manchmal schwerfallen

"Das Wetter ist toll, wir sitzen im Garten. Der kleine Mann plantscht und hat Spaß. Alles gut und eigentlich könnte ich bei meiner Tasse Kaffee gerade entspannen... Ich kann aber nicht. Vor viereinhalb Jahren habe ich damit aufgehört und habe es mittlerweile fast verlernt. Ständig habe ich im Kopf, was ich noch alles tun MUSS. Er MUSS jetzt noch was essen, ich MUSS jetzt noch seine Medikamente richten, ich MUSS noch die Nahrung für die Nacht kochen, ich MUSS noch heute Verbandswechsel machen, ich MUSS noch die Dialyse aufbauen und ihn anschließen, ich MUSS wieder die Wachstumshormone unter Schreien und Schimpfen spritzen... ich MUSS. Jeden Tag."

Anonym, Name der Redaktion bekannt

Pflegen müssen - obwohl man selber krank ist

Pflegen - auch wenn die eigene Gesundheit auf der Strecke bleibt

Pflegen - auch wenn die eigene Gesundheit auf der Strecke bleibt

"Auch wenn wir krank sind, müssen wir ran. Natürlich muss man das als Mama immer. Aber gesunde Kinder können auch mal einen Tag zu den Großeltern, wenn es gar nicht geht. Das kranke Kind nicht! Wir können uns vom Arzt keine Krankmeldung austellen lassen, und unserem Kind in die Hand drücken. Ganz gleich, ob wir in dem Moment können, oder unser Körper uns eigentlich zur Ruhe zwingt. Und immer auf der Hut, damit sich Sohnemann nicht ansteckt, weil das meistens in der Klinik endet! Natürlich macht man das gerne, weil das Kind einfach alles für einen ist. Aber ich denke, wir wissen alle, welche Folgen es haben kann, wenn man sich nicht richtig auskuriert! Zum Glück gibt es meinen Mann, der dann in der Nacht aufsteht! Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen! Ein Hoch auf pflegende Väter, die zu ihrer Verantwortung stehen!"

Ela Ehnle

So funktioniert es:

Pflegende Angehörige laden bei Facebook, Twitter oder Instagram zehn Tage lang jeweils ein Bild hoch. Die Fotos sollen einen Einblick in den Alltag geben - vom Medikamenten-Management bis zum Rollstuhl-Ausflug. Dabei steht immer der Hashtag #undsonntagspflegeichauchnoch. So ist klar, dass der Beitrag zur Aktion gehört und kann auch von anderen in den sozialen Netzwerken gefunden werden.

Wichtig: Wer seinen pflegebedürftigen Angehörigen fotografiert, bitte vorher um Erlaubnis fragen. Wenn das nicht geht, fotografieren Sie am besten so, dass das Gesicht der Person nicht erkennbar ist!