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Ich pflegte meine Mutter.

Nach zwei Darm-OPs und einem Aufenthalt im Heim lebte sie wieder zu Hause. Das war ihr größter Wunsch. Ein Pflegedienst kümmerte sich morgens und abends. Ich selbst schaute mehrmals am Tag nach ihr. Im Frühjahr verstarb sie im Alter von 100 an Corona. Neben ihr in der Klinik lag eine indische Nonne, mit ihr führte sie noch gute Gespräche.

Auch kümmere ich mich um einen Freund, den ich seit der Jugend kenne. Seit einem Schlaganfall ist er halbseitig gelähmt. Da er nicht im Heim bleiben wollte, haben meine Frau und ich eine häusliche Betreuungskraft organisiert. Zweimal pro Woche besuche ich ihn, helfe ihm unter anderem beim Bürokram, beim Tablettenstellen.

Das fiel mir schwer: In dem Jahr, als meine Mutter operiert wurde und wir nicht wussten, ob sie sich erholt, ging es auch mir ganz miserabel. Mal war sie im Altenheim, da fühlte sie sich abgeschoben. Wieder zu Hause rief sie mich ständig an. Auch ich bekam so keinen Schlaf mehr und war nervlich total fertig. Meine Hausärztin meinte, ich müsse raus – und stellte einen Antrag auf Kur.

Das gab mir Kraft: Die Kur speziell für pflegende Angehörige in Bad Karlshafen tat mir gut! Ich konnte wieder durchschlafen, die Anwendungen durfte ich mir aussuchen. Meine Energie kehrte zurück. Gut fand ich auch die psychologischen Gespräche. Sie machten mir klar, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen. Wieder daheim redete ich in aller Ruhe mit meiner Mutter. Ich machte ihr klar, dass die ständigen Anrufe aufhören müssen. Denn wenn ich mal ausfallen sollte – wer kümmert sich dann um sie? Meine Mutter hätte dann ins Heim gemusst. Auch sorgte ich für Entlastung: Ich organisierte einmal pro Woche eine Tagespflege und einen Essen-auf-Rädern-Dienst.

Mein Tipp an andere: Auch wenn Sie Ihre Sache gut machen wollen, lassen Sie sich nicht völlig fremdsteuern, sonst verlieren Sie den Boden unter den Füßen.