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Kommt dieser Ausschlag vielleicht von ­einem neuen Medikament? Unverträglichkeitsreaktionen auf Arzneimittel zeigen sich oft an der Haut – auch dann, wenn der Wirkstoff geschluckt oder gespritzt wurde. Der Volksmund spricht von Medikamentenallergien.

Nicht jede unerwünsche Reaktion ist eine Allergie

Aber nicht jede Überempfindlichkeitsreaktion ist gleich eine Allergie. Es kann sich auch um eine sogenannte Pseudoallergie handeln, dann löst nicht das Immunsystem die Reaktion aus. „Letzteres soll nicht bedeuten, dass sich die Betroffenen die Beschwerden nur einbilden“, sagt Dr. Johanna Stoevesandt, Oberärztin an der Hautklinik der Uni Würzburg. Jede Medikamentenreaktion sollte – sofern sie nicht als bekannte Nebenwirkung im Beipackzettel steht – diagnostiziert und in einen Allergiepass eingetragen werden.

Blutuntersuchungen oder sogenannte Provokationstests, bei denen der Körper mit dem verdächtigten Auslöser konfrontiert wird, helfen bei der Diagnose. Bringt das ­keine Klarheit, wird das Medikament unter ärzt­licher Beobachtung verabreicht.

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Was ist eine Arzneimittelallergie?

Antibiotika und Schmerzmittel zählen zu den häufigsten Auslösern einer Medikamentenallergie. Mehr zu Symptomen, Diagnose und Therapie zum Artikel

Überempfindlichkeit kann plötzlich auftreten

Allergische Hautreaktionen auf Medikamente können in jedem Alter auftreten, Kinder sind seltener betroffen. „Man kann ein Arzneimittel zehn Jahre gut vertragen und plötzlich mit einem Ausschlag und weiteren Symptomen reagieren“, berichtet Dr. Markus Zieglmeier, Apotheker aus Erding, zuständig für das Medikationsmanagement. „Typischerweise passiert das aber eher bei einem neuen Arzneimittel, bei einer Dosiserhöhung oder dem Wechsel auf eine neue Marke.“

Schon kurz nach der Einnahme oder Anwendung kann die Haut mit Juckreiz, Rötungen und Quaddelbildung (Nesselsucht) reagieren. Dies bitte immer ärztlich abklären lassen. Kommen Schleimhautschwellungen oder in schweren Fällen Atembeschwerden und Kreislaufabfall bis hin zum anaphylaktischen Schock hinzu, braucht es unbedingt sofort notärztliche Hilfe!

So reagieren Sie richtig

  • Bei Übelkeit, Atemnot oder Kreislauf­beschwerden nach Medikamenteneinnahme die 112 rufen. Die Symptome können auf einen allergischen Schock hinweisen.
  • Wenn Symptome zeitnah nach Medikamenteneinnahme auftreten: Ärztin oder Arzt kontaktieren und notieren, wann welches Symptom aufgetreten ist.
  • Der Ärztin oder dem Arzt alle Medikamente nennen, auch rezeptfreie und pflanzliche sowie Nahrungsergänzungsmittel.
  • Allergiepass ausstellen lassen und mitführen. Bei Verschreibung von neuen ­Arzneien vorlegen. Auch Hilfsstoffe wie Konservierungsmittel können Reaktionen auslösen. Oft gibt es wirkstoffgleiche Präparate ohne verdächtige Zusatzstoffe.

Auslöser häufig Schmerzmittel und Antibiotika

Zu den häufigeren Auslösern von allergischen Reaktionen gehören Schmerzmittel und Antibiotika. „Vor allem Asthmatiker sollten bei Schmerzmitteln wie Aspirin oder Ibuprofen aufmerksam sein“, sagt Zieglmeier. Diese können Atemnotsanfälle verstärken. Menschen mit allergischem Asthma sollten sich bei Schmerzmitteln immer beraten lassen. „Auch einfacher Wundbalsam kann Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Allerdings ist dann oft der Zusatzstoff Wollwachs schuld und weniger das Panthenol, ein entzündungshemmender Inhaltsstoff.“

Viele Wirkstoffe machen die Haut empfindlich für UV-Licht, was zu Rötungen führen kann; das steht dann im Beipackzettel. Die Haut reagiert bisweilen auch auf Röntgenkontrastmittel, Gichtmittel, ältere Antidepressiva, ACE-Hemmer und neue Medikamente zur Immuntherapie bei Krebserkrankungen.

Penicillin-Präparate verursachen manchmal masern­artige Ausschläge, die sich oft erst Tage später zeigen. Wer ein Antibiotikum auf Penicillin-Basis einnimmt und Hautveränderungen bemerkt, sollte diese abklären lassen. „Die genaue Diagnose ist auch deshalb so wichtig, weil sonst auf Verdacht hin Medikamente vermieden werden, die im Ernstfall wirklich wichtig sein können“, betont Dermatologin Stoevesandt.