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Nicht nur Lebensmittel, auch Medikamente haben eine begrenzte Haltbarkeit. Ist das Ablaufdatum überschritten, sollten Patienten sie auf keinen Fall mehr einnehmen, da Inhaltsstoffe dann unter Umständen nicht mehr richtig wirken. Auch haftet der Hersteller nicht mehr für auftretende Nebenwirkungen und Komplikationen. Doch wohin mit den verfallenen Arzneien?

Die meisten Medikamente kommen in den Hausmüll

Auch wenn viele es intuitiv anders vermuten würden: "Medikamente sind kein Sondermüll", sagt Olaf Behrendt, Apotheker aus Fehrbellin in Brandenburg. Die meisten Tabletten, Zäpfchen oder Salben können Verbraucher deswegen einfach in den Hausmüll geben. Dabei sollten sie aber sicherstellen, dass kleine Kinder nicht an die Mittel gelangen können – bunte Pillen besitzen für diese oft eine hohe Anziehungskraft. Deshalb die Medikamente am besten nicht oben auf den Müll werfen, sondern mit anderem Abfall überdecken. Wer besonders umweltbewusst vorgehen möchte, befreit die Arzneien aus ihrer Plastikverpackung, gibt sie in ein Papier eingewickelt in den Restmüll und entsorgt den Kunststoff getrennt.

Arzneien nicht über die Toilette entsorgen

Was gar nicht geht: Medikamente über Toilette oder Waschbecken in die Kanalisation spülen. Das gilt sowohl für Tabletten als auch für Flüssigkeiten. Denn auch nach dem Klärvorgang bleiben Überreste der Wirkstoffe zurück und können die Umwelt belasten, wenn sie in den Wasserkreislauf gelangen. Der Hausmüll wird dagegen verbrannt, sodass keine Rückstände übrig bleiben.

Bei Proben finden sich regelmäßig Hormone und andere Substanzen aus Medikamenten im Trinkwasser. Studien haben gezeigt, dass Barsche unter dem Einfluss von Psychopharmaka im Wasser ihr Verhalten ändern oder männliche Forellen infolge von Überresten "der Pille" weniger fruchtbar wurden. Viele Verbraucher scheinen sich dieser Gefahren jedoch nach wie vor nicht bewusst zu sein. Laut einer Umfrage von 2014 entsorgt fast die Hälfte der Deutschen flüssige Medikamentenreste falsch – und zwar über die Toilette oder die Spüle.

Viele Apotheken nehmen Alt-Arzneien an

Einige wenige Medikamente dürfen nicht über den Restmüll weggeworfen werden. Dazu gehören zum Beispiel Zytostatika, die in der Chemotherapie bei Krebserkrankungen oder bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma zum Einsatz kommen. Wer ein solches Medikament erhält, wird in der Regel darüber informiert, dass er es gesondert entsorgen muss. Im Zweifelsfall beim Arzt oder Apotheker nachfragen.

Eine Möglichkeit, diese Medikamente zu entsorgen, besteht darin, sie in der Apotheke abzugeben. Früher nahmen alle Apotheker abgelaufene Arzneimittel an. Ein Recyclingunternehmen kümmerte sich anschließend flächendeckend um die weitere Entsorgung. Die entsprechende Regelung gibt es aber seit 2009 nicht mehr. "Heute nehmen aber viele Apotheken alte Medikamente auf freiwilliger Basis an", sagt Behrendt. Eine Spezialfirma kommt dann auf Kosten des Apothekers in regelmäßigen Abständen in der Filiale vorbei und holt die Arzneien ab. Für Patienten lohnt es sich also, in der nächstgelegenen Apotheke nachzufragen, ob sie Medikamente hier entsorgen können.

Nadeln, Lanzetten usw. in einem stichsicheren Behälter entsorgen (z.B. in ein leeres Marmeladenglas mit Deckel; es gibt auch Boxen, die man in der Apotheke kaufen kann). Bitte nicht in Papier einwicken und in den Hausmüll geben!

Sammelstellen und Schadstoffmobile

In aller Regel gibt es vor Ort mehrere Alternativen zu Hausmüll oder Apotheke. Diese sind aber regional verschieden – die Arzneimittelentsorgung ist in Deutschland nicht bundesweit einheitlich geregelt. Vielerorts gibt es Recyclinghöfe oder Schadstoffmobile, bei denen Verbraucher alte Medikamente abgeben können. Am besten bei den Gemeinden vor Ort erkundigen, welche Angebote es gibt. Auch die Seite www.arzneimittelentsorgung.de, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung anbietet, liefert einen Überblick über die jeweiligen Regelungen in den einzelnen Landkreisen.