Alte Arzneimittel: So entsorgen Sie Medikamente richtig
In Ihrer Hausapotheke weilt ein Rest Hustensaft aus der letzten Erkältungssaison, der längst abgelaufen ist? Die Ärztin hat Ihnen andere Blutdrucksenker verschrieben, doch Sie haben noch ein paar Blister des alten Präparates zu Hause? Diese Reste sollten Sie entsorgen. Doch wie? Es gibt einiges zu beachten.
Warum muss ich abgelaufene Medikamente entsorgen?
Ist das Ablaufdatum überschritten, sollten Patienten Medikamente auf keinen Fall mehr einnehmen, da Inhaltsstoffe dann unter Umständen nicht mehr richtig wirken. Auch haftet der Hersteller nicht mehr für auftretende Nebenwirkungen und Komplikationen.
Darf ich sie in der Toilette hinunterspülen?
Nein, abgelaufene Arzneimittel gehören nicht in die Toilette. Die Apothekerkammer Niedersachsen rät davon ab, die Medikamente in der Toilette oder im Waschbecken herunterzuspülen. Auch bereits leere Arzneimittelfläschchen sollte man nicht ausspülen.
Das liegt daran, dass die Arzneistoffe über das Abwasser den Weg in den Wasserkreislauf finden. Sind sie erst einmal dort, drohen unerwünschte Folgen – an unterschiedlichen Orten. Etwa in Kläranlagen: Antibiotika-Reste können dort Bakterien zerstören, die für die Abwasseraufbereitung eingesetzt werden, so die Apothekerkammer.
Als Teil des Wasserkreislaufs können Arzneistoffe auch in Gewässer gelangen und sich in Pflanzen und Tieren ansammeln, die dort leben. Bei Proben finden sich regelmäßig Hormone und andere Substanzen aus Medikamenten im Trinkwasser. Sie können beispielsweise die Fortpflanzung von Wasserinsekten beeinträchtigen. Studien haben außerdem gezeigt, dass Barsche unter dem Einfluss von Psychopharmaka im Wasser ihr Verhalten ändern oder männliche Forellen infolge von Überresten der „Pille“ weniger fruchtbar wurden.
Wo gehören abgelaufene Medikamente hin?
Eine Antwort, die bundesweit gilt, gibt es auf diese Frage nicht. Denn wie die korrekte Entsorgung von Arzneimitteln aussieht, ist auf kommunaler Ebene geregelt. Was genau in Ihrer Region gilt, können Sie auf der Internetseite www.arzneimittelentsorgung.de herausfinden.
In vielen Städten und Kommunen dürfen Medikamente in den Hausmüll wandern. Genauer gesagt: in den Restmüll, denn er wird verbrannt, sodass keine Rückstände übrig bleiben.
Allerdings dürfen Pillen, Salben und Co. nicht überall in die heimische Tonne: In Berlin etwa sollen sie dem Portal zufolge über Schadstoffmobile oder Recyclinghöfe mit Schadstoffannahmestelle entsorgt werden.
Es gibt auch die Möglichkeit, mit den abgelaufenen oder nicht mehr benötigten Arzneimitteln zur nächsten Apotheke zu gehen. Viele von ihnen bieten an, Medikamente fachgerecht zu entsorgen, so die Apothekerkammer Niedersachsen. Verpflichtet sind sie dazu allerdings nicht.
Was muss ich beachten, wenn ich Medikamente über den Hausmüll entsorge?
Was an jedem Ort gilt: Kartons und Beipackzettel sind im Papiermüll richtig aufgehoben. Also Papier und Plastik bestmöglich voneinander trennen.
Einige wenige Medikamente dürfen nicht über den Restmüll weggeworfen werden. Dazu gehören zum Beispiel Zytostatika, die in der Chemotherapie bei Krebserkrankungen oder bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma zum Einsatz kommen. Wer ein solches Medikament erhält, wird in der Regel darüber informiert, dass er es gesondert entsorgen muss. Im Zweifelsfall bei Arzt, Ärztin oder in der Apotheke nachfragen.
Außerdem sollten Sie sicherstellen, dass kleine Kinder nicht an die Mittel gelangen können – bunte Pillen besitzen für diese oft eine hohe Anziehungskraft. Deshalb die Medikamente am besten nicht oben auf den Müll werfen, sondern mit anderem Abfall überdecken.
Quellen:
- Cunha D L, de Araujo F G, Marques M: Psychoactive drugs, Occurrence in aquatic environment, analytical methods, and ecotoxicity—a review. In: Environmental Science and Pollution Research 23.09.2017, 24: 24076-24091
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): Wie werden Arzneimittel richtig entsorgt? . Online: https://www.bmuv.de/... (Abgerufen am 29.08.2024)