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Die Zahlen klingen schaurig: Rund 1,5 Millionen Demenzkranke leben nach Angaben der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft derzeit in Deutschland. Jedes Jahr kommen rund 300.000 Neuerkrankte dazu. Bis 2050 könnte die Zahl der Demenzpatienten so auf rund drei Millionen ansteigen.

Allmählich das Gedächtnis verlieren, bis schließlich die eigene Persönlichkeit schwindet: Auf einer Liste der meist gefürchteten Krankheiten dürfte die Demenz einen Spitzenplatz einnehmen. Einen echten Schutz vor der Krankheit gibt es nicht. Dennoch kann jeder gerade bei den beiden häufigsten Formen der Demenz, der vaskulären Demenz und der Alzheimerkrankheit, selbst etwas tun, um sein Risiko dafür zu verringern.

Gut fürs Herz, gut fürs Hirn

"Vor einer Demenz schützt alles, was auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen senkt", sagt Professor Tillmann Supprian, Chefarzt der Abteilung für Gerontopsychiatrie am LVR-Klinikum Düsseldorf. Das heißt unter anderem: Auf gute Werte bei Blutzucker- und Cholesterinspiegel achten, Bluthochdruck vermeiden, nicht rauchen und Alkohol nur in Maßen trinken.

Menschen mit der Zuckerkrankheit Diabetes besitzen ein erhöhtes Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Die Zusammenhänge sind noch nicht eindeutig geklärt. Vermutlich spielen unter anderem erhöhte Blutzuckerspiegel, die bei Diabetes typisch sind, dabei eine Rolle. Sie begünstigen Gefäßverkalkungen – und damit auch die Entstehung einer vaskulären Demenz.

Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder hohen Blutzucker deswegen immer behandeln lassen. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt helfen, erhöhte Werte möglichst früh aufzudecken. Personen über 35 Jahren zahlen die gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre einen Check-up beim Hausarzt.

Gesunde Ernährung mit wenig Fett

Das richtige Essen kann wohl dabei helfen, geistigem Abbau vorzubeugen. Demenzexperte Supprian empfiehlt dabei allerdings keine bestimmten Lebensmittel, sondern eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit wenig Fett.

In mehreren Untersuchungen bereits schien die klassische Mittelmeerkost das Risiko für eine Demenz zu verringern. Sie besteht aus viel Obst und Gemüse. Tierisches Fett kommt nur in Maßen auf den Teller. Stattdessen verwendet die mediterrane Küche verstärkt pflanzliche Fette, oft in Form von Olivenöl. Dies wirkt sich vermutlich günstig auf den Cholesterinspiegel und die LDL-Werte aus.

Viel Bewegung verringert wohl Demenz-Risiko

Was Forscher heute zudem wissen: Wer sich regelmäßig bewegt, erkrankt seltener an einer Demenz. Auch in diesem Fall sind die Zusammenhänge nicht eindeutig geklärt. "Möglicherweise regt Bewegung die Durchblutung des Gehirns an", sagt Supprian. Außerdem könnte es schlicht sein, dass körperliche Aktivität Krankheiten an Herz und Gefäßen vorbeugt – und damit indirekt auch einer Demenz.

Bewegung bedeutet nicht, dass Sie zum Marathonläufer mutieren müssen. Es reicht, regelmäßige Aktivitäten mit niedrigerer Belastung einzuplanen. Suchen Sie sich eine Bewegungsform, die Sie gerne machen, sei das Radfahren, Wandern oder Spazierengehen. Ohne Spaß als Motivationshilfe bleiben die wenigsten dauerhaft am Ball. Sehr wichtig: Wenn Sie neu oder nach längerer Zeit wieder mit Sport beginnen wollen, lassen Sie sich vorher unbedingt grünes Licht vom Arzt geben!

Geistig aktiv bleiben: Neues lernen, Freunde treffen

Nicht nur der Körper, auch der Geist sollte aktiv bleiben. "Das Gehirn lebenslang fordern", rät Supprian. Dazu gehört vor allem, immer wieder Neues zu lernen. So bilden sich neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn. Auch im Alter lassen sich die Verknüpfungen zwischen den einzelnen Gehirnzellen noch formen. Das heißt: Es ist nie zu spät, den Kopf vor neue Herausforderungen zu stellen.

Zum Beispiel, indem Sie eine neue Sprache oder ein Musikinstrument erlernen. Oder indem Sie sich beim neuesten Tratsch und Klatsch auf den aktuellen Stand bringen. Denn soziale Interaktion, der Austausch mit anderen Menschen, regt den Geist an. Kreuzworträtsel lösen hilft dagegen wohl eher weniger: "Dabei wird nur altes Wissen wieder verwertet", sagt Supprian.

Wer im Alter unter einer Depression leidet, erkrankt häufiger an einer vaskulären Demenz. "Auch chronischer Stress ist möglicherweise ein Risikofaktor", sagt Gerontopsychiater Supprian. Wie Psyche und Demenz zusammenhängen, ist bislang noch nicht klar. Unabhängig vom Demenz-Risiko sollte jeder, der sich chronisch überfordert fühlt, etwas dagegen unternehmen. Es hilft zu analysieren, was genau einen stresst, um sich dann entsprechende Lösungsansätze überlegen zu können. Bei Depressionen gibt es ebenfalls wirksame Therapieansätze.

Demenz vorbeugen: Gesunder Lebensstil wichtig

Ein Wundermittel gegen Demenz gibt es nicht. Zumindest hat die Wissenschaft es bislang noch nicht entdeckt. Eine Mischung aus mehreren leichten Änderungen im alltäglichen Leben, kann jedoch die persönlichen Chancen erhöhen, den geistigen Abbau zumindest hinauszuzögern.