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Der Anteil der als besorgniserregend eingestuften Corona-Variante Delta (entdeckt in Indien) an untersuchten Proben in Deutschland ist weiter relativ gering. Das Robert Koch-Institut (RKI) beziffert ihn in einem Bericht für die Woche vom 24. bis 30. Mai auf 2,5 Prozent.

Mit einem Anteil von 94 Prozent an den untersuchten Proben löst die Variante Alpha (B.1.1.7, entdeckt in Großbritannien) bundesweit weiter den Großteil der Infektionen aus.

Noch ansteckender als die britische Variante?

Befürchtet wird, dass die Delta-Variante ansteckender sein könnte als bisherige Varianten. Auch könnte sie die Wirksamkeit der Impfung schwächen. Was man beobachte, sei «eine leichte Einschränkung, aber kein vollständiges Versagen der Impfungen», sagte die Virologin Sandra Ciesek kürzlich im NDR. Experten betonten in den vergangenen Wochen, es gebe anhand der bisherigen Datenlage noch eine Reihe von Unsicherheiten.

Besorgnis erregende Untervariante

Die Mutante aus Indien hat mehrere Untervarianten: In Großbritannien ist B.1.617.2 als besorgniserregend im Fokus.

In Deutschland, wo nur ein Bruchteil der positiven Proben auf Varianten untersucht wird, wurde die Untervariante in einer Zufalls-Stichprobe in der Woche vom 3. bis 9. Mai 37 mal gefunden. Das geht aus dem RKI-Bericht hervor. Seit Mitte April sieht das RKI hier jedoch einen stark steigenden Anteil. Diese Untervariante erfordere «besondere Aufmerksamkeit», hieß es.

Fallzahlen in Großbritannien steigen rapide

Die zunehmende Verbreitung von Delta lässt die Fallzahlen in Großbritannien rapide ansteigen. Nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz lange Zeit nur knapp über 20 lag, ist sie derzeit wieder bei rund 46 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Im Nordwesten Englands ist gegen die weitere Ausbreitung eine Offensive mit Massentests und Impfungen gestartet worden.

Impfungen scheinen dennoch zu wirken

In Großbritannien sind vor allem mehrere Städte in Mittelengland betroffen, aber auch der Westlondoner Bezirk Hounslow sowie die schottische Großstadt Glasgow. Allerdings gibt es hier zumindest auch Anzeichen dafür, dass die Impfungen gegen die Variante wirken dürften: So war bislang die Mehrheit der an der Virusvariante schwer erkrankten Menschen noch nicht geimpft.

Vierte Welle möglich?

Das wissenschaftliche Beratergremium Sage schrieb in einem aktuellen Bericht, es sei «realistisch», dass die Variante bis zu 50 Prozent ansteckender sein könnte als die bereits als sehr ansteckend geltende Variante B.1.1.7. Britische Modellierer befürchten daher schlimmstenfalls eine weitere Infektionswelle ähnlich der Welle im Winter mit Zehntausenden Toten.

Gabriel Scally, ein Experte für öffentliche Gesundheit, sagte dem Sender «Sky News», man müsse nun alles daran setzen, Neuinfektionen zu reduzieren. So sollten junge Menschen möglichst schnell geimpft werden und Bürger in Quarantäne stärker unterstützt werden. «Außerdem müssen wir den Import stoppen und das heißt, dass wir bessere Grenzkontrollen brauchen», so Scally. Etliche der in Großbritannien bisher aufgetretenen Fälle der Variante werden auf Einreisende aus Indien zurückgeführt. Das Land steht erst seit Ende April auf der «roten Liste», bei der in England eine Quarantäne im Hotel vorgeschrieben ist.

Großbritannien wegen Variante als Risikogebiet eingestuft

Die Bundesregierung stuft Großbritannien trotz niedriger Infektionszahlen seit 16. Mai als Corona-Risikogebiet ein. Grund sei das «zumindest eingeschränkte Vorkommen» der zuerst in Indien festgestellten Virusvariante, hieß es. Nach Daten der WHO ist B.1.617 mittlerweile in mehr als 40 Ländern nachgewiesen worden.

Weitere Varianten im Blick

Das RKI blickt in seinem wöchentlichen Bericht vor allem auf vier als besorgniserregend geltende Varianten. Dazu zählt neben denen aus Indien, Südafrika und Großbritannien auch die Mutante P.1, die in Brasilien zirkuliert (Anteil: 0,3 Prozent).

Laut Bericht sind daneben noch mehrere weitere Varianten zu finden, die bisher als sogenannte «Variants of Interest» unter Beobachtung stehen. Das Augenmerk von Fachleuten liegt auf Mutationen, die mit einer erhöhten Übertragbarkeit und/oder einer veränderten Immunantwort in Verbindung stehen.