Der "Zucker-Detektiv"

© W&B/Bert Bostelmann
Unser Zucker-Detektiv Dr. Dietrich Tews findet für fast jedes Problem eine Lösung und für fast jedes Phänomen eine Erklärung. Er ist Diabetologe in Gelnhausen in Hessen. Lesen Sie knifflige Fragen und Antworten – und rätseln Sie mit.
Lesen Sie nachfolgend die Userfragen, die uns erreicht haben, und die Antworten unseres Zuckerdetektivs immer im Wechsel auf den einzelnen Karten.
Typ-1-Diabetes
Sofort bewusstlos bei einer Unterzuckerung: Was ist da passiert?
Vera M. (51), Typ-1-Diabetes:
"Ich habe öfter Unterzuckerungen, bemerke sie aber rechtzeitig und bekomme sie mit Traubenzucker in den Griff. Kürzlich erlitt ich eine Hypo, die so schwer war, dass ich gleich bewusstlos wurde. Wie kommt so was? Und wie kann ich das in Zukunft verhindern?"
"Ich nehme an, dass Sie schon in den Tagen vor der schweren Unterzuckerung öfter tiefe Werte von unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) hatten. Um den Blutzuckerspiegel zu heben, hat Ihr Körper seine Zuckerreserven in der Leber völlig aufgebraucht. Bei der letzten Hypoglykämie war der Speicher leer, und sie führte direkt in die Bewusstlosigkeit. Mein Rat: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie etwas weniger Insulin spritzen sollten, um zu niedrige Blutzuckerwerte zu vermeiden."
Wieso erhöht das Kistenschleppen meinen Blutzucker?
Victoria S. (17), Berufsschülerin, Typ-1-Diabetes:
"Seit Kurzem arbeite ich stundenweise im Lager eines Supermarktes und muss Kisten schleppen. Ansonsten sitze ich an der Kasse. Meine Werte sind aber trotz der körperlichen Arbeit im Lager mittags erhöht, obwohl sie ja eigentlich durch Bewegung sinken sollten. Warum? Und was sollte ich ändern?"
"Das körperliche Arbeiten ist neu für Sie. Bis Sie gelernt haben, sich im Lager zurechtzufinden, bedeutet das Stress. In solchen Situationen schüttet der Körper das Stresshormon Adrenalin aus. Dieses wirkt dem Insulin entgegen. Die Folge: Der Blutzucker steigt. Was tun? Mittags die Werte kontrollieren und nach gewohnten Regeln korrigieren. An den Insulin-Einstellungen für Lagertage würde ich noch nichts ändern. Wahrscheinlich pendelt sich alles ein, wenn Sie Routine haben."
Wieso schwankt mein Blutzucker im Monatszyklus?
Julia S. (28), Typ-1-Diabetes:
"Während meiner Menstruation habe ich meist niedrigere Blutzuckerwerte als in den Tagen davor. Kann das sein, und wie kann man das erklären? Haben Sie einen Tipp für mich, wie ich durchgehend gute Werte erreichen kann?"
"Die Hormonschwankungen im weiblichen Monatszyklus wirken sich oft auf die Blutzuckerwerte aus. Viele Frauen mit Diabetes messen drei bis fünf Tage vor der Menstruation erhöhte Werte. Während der Regelblutung haben sie wiederum niedrigere. Dokumentieren Sie eine Zeit lang Ihre Blutzuckerwerte. Lässt sich ein Muster ausmachen, kann man etwa je nach Zyklusphase die Dosis des lang wirkenden Insulins anpassen. Dann müssen Sie nicht ständig korrigieren."
Neues Insulin: Wenn ich Vollkornbrötchen esse, unterzuckere ich. Was tun?
Martin G. (28), Typ-1-Diabetes:
"Ich spritze seit Kurzem ein Insulin, das superschnell wirkt. Meine Blutzuckerspitzen nach der Mahlzeit bekomme ich so besser in den Griff. Allerdings sinken meine Werte bei bestimmten Lebensmitteln, etwa Vollkorn, so rasch, dass ich unterzuckere. Ich spritze vor der Mahlzeit. Sollte ich das ändern?"
Das sagt Dr. Tews: "Schön, dass Sie Ihre Blutzuckerwerte mit dem schnellen Insulin verbessern konnten. Allerdings sollte die neue Therapie natürlich nicht dazu führen, dass Sie öfter Unterzuckerungen bekommen. Lebensmittel, die viele Ballaststoffe enthalten, zum Beispiel Vollkornbrot, lassen den Blutzucker langsamer ansteigen. Probieren Sie bei solcher Nahrung doch tatsächlich mal aus, nach der Mahlzeit zu spritzen, um Unterzucker zu vermeiden. Ansonsten aber weiterhin vor dem Essen."
Wie kann ich hohe Blutzuckerwerte nach dem Essen verhindern?
Roland H. (62), Typ-1-Diabetes:
"Ich habe seit Kurzem einen Sensor, der fortlaufend meinen Zucker misst. Mich erstaunt, wie hoch die Werte nach den Mahlzeiten steigen. Weil ich gute Blutzuckerwerte haben möchte, spritze ich oft noch Insulin hinterher, unterzuckere dann aber manchmal. Was tun?"
"Dass der Blutzucker nach Mahlzeiten steigt, ist normal. Selbst bei Menschen ohne Diabetes. Liegen Ihre Werte zwei Stunden nach dem Essen wieder im angestrebten Bereich, ist alles in Ordnung. Vorher sollten Sie in der Regel kein Insulin zur Korrektur spritzen. Sonst besteht die Gefahr von Unterzucker. Tipp: Ist Ihr Blutzucker vor der Mahlzeit nicht zu tief, können Sie schon ein paar Minuten vor dem Essen Insulin spritzen. Dann steigt der Blutzucker meist nicht so stark. Besprechen Sie das mit Ihrem Arzt."
Wieso habe ich nach unruhigen Nächten hohe Blutzuckerwerte?
Ulrike S. (43), Typ-1-Diabetes:
"Ich habe gerade ziemlich viel Stress in der Arbeit. Manchmal nehme ich ihn sogar mit ins Bett. Die Folge: Ich werde nachts wach, grübele, liege stundenlang wach. In solchen unruhigen Nächten ist mein Blutzucker morgens meist viel zu hoch. Warum? Und: Was tun?"
"Schlafstörungen können tatsächlich den Blutzucker erhöhen. Der Grund: Der Körper schüttet in unruhigen Nächten Stresshormone aus, die dem Insulin entgegen wirken. Das zu ändern, ist leichter gesagt als getan: Wichtig ist, den Stresspegel zu senken — auch der Gesundheit im Allgemeinen zuliebe. Versuchen Sie abends zur Ruhe zu kommen. Dabei helfen etwa Entspannungsübungen oder Spaziergänge. Dann könnten sich auch die Zuckerwerte morgens verbessern."
Warum braucht mein Enkel auf einmal weniger Insulin?
Oma von Elias (3 Jahre, Typ-1-Diabetes):
"Elias, mein Enkel, bekam vor vier Wochen Diabetes Typ 1. Wir sind alle noch geschockt. Er hat im Krankenhaus eine Insulinpumpe erhalten und ist gut eingestellt worden. Doch auf einmal unterzuckert er häufig. Ärzte und Eltern haben schon die Insulindosis reduziert. Was ist da los?"
"Ihr Enkel ist wahrscheinlich in der Erholungsphase. Da dem Körper seit der Diagnose ausreichend Insulin über die Pumpe zugeführt wird, konnten sich die wenigen intakten Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse erholen und Kraft schöpfen. Sie arbeiten wieder mit und produzieren Insulin. Erfahrungsgemäß lässt diese Restfunktion oft aber nach einer bestimmten Zeit – das können Wochen bis wenige Jahre sein – wieder nach. Dann braucht ihr Enkel wieder mehr Insulin über die Pumpe."
Hohe Werte nach dem Frühstück trotz Spritz-Ess-Abstand?
Johannes L. (22), Typ-1-Diabetes:
"Ich habe seit Kurzem einen Sensor, der fortlaufend meinen Zucker misst. So ist mir aufgefallen, dass der Blutzucker nach dem Frühstück wahnsinnig hoch geht. Durch den Spritz-Ess-Abstand, den ich immer einhalte, kann ich diese Anstiege bei anderen Mahlzeiten verhindern. Wie bekomme ich den Blutzucker nach dem Frühstück in den Griff?"
"Was Sie beschreiben, ist sehr typisch. Der Blutzuckeranstieg nach dem Frühstück fällt oft stärker aus, als zu den anderen Mahlzeiten. Sie können versuchen, noch früher vor dem Frühstück zu spritzen. Was auch hilft, ist morgens weniger Kohlenhydrate zu essen und sie mit Eiweiß und Fett zu kombinieren. Dass der Blutzucker nach Mahlzeiten steigt, ist jedoch normal. Selbst bei Menschen ohne Diabetes. Liegen Ihre Werte zwei Stunden nach dem Essen wieder im angestrebten Bereich, ist das sehr gut."
Hoher Blutzucker trotz Bewegung. Wieso?
Paul M. (24), Student, Typ-1-Diabetes:
"Ich arbeite seit einer Woche neben dem Studium in einem Biergarten. Ich sammele die leeren Biergläser ein und wasche sie ab. Meine Werte sind aber trotz der körperlichen Arbeit bei Schichtende erhöht, obwohl sie ja eigentlich durch die Bewegung sinken müssten. Wieso ist das so? Was sollte ich ändern?"
"Sie haben Recht. Eigentlich müsste der Blutzucker bei Bewegung sinken. Aber der neue Job bedeutet wahrscheinlich Stress für Sie. Sie müssen erst lernen, sich in der neuen Arbeit zurecht zu finden. In solchen Situationen schüttet der Körper das Stresshormon Adrenalin aus. Dieses wirkt dem Insulin entgegen. Die Folge: Der Blutzucker steigt. Was tun? Regelmäßig die Werte kontrollieren und nach gewohnten Regeln korrigieren. Und passen Sie nach der Arbeit auf, dass Sie nicht in den Unterzucker rutschen. Oft macht sich die Bewegung erst später bemerkbar. An den Insulin-Einstellungen würde ich noch nichts ändern. Wahrscheinlich pendelt sich alles ein, wenn Sie mehr Routine haben."
Warum brauche ich auf einmal weniger Insulin?
Inga S. (18), Typ-1-Diabetes:
"Mein Arzt hat mich in den letzten Monaten neu eingestellt und ich habe meinen Diabetes nun viel besser im Griff. Das bescheinigt mein Langzeitwert HbA1c, der runterging und nun bei 6,5 liegt. Allerdings hatte ich in den letzten Nächten nun sogar zu tiefe Werte, sodass ich die Insulindosis für die Nacht gesenkt habe. Wie kommt es zu den niedrigen Werten?"
"Da haben Sie eine sehr interessante Beobachtung gemacht. Fällt ein hoher Blutzuckerlangzeitwert in Richtung Normalbereich, sprechen die Zellen wieder besser auf das Insulin an. Allein durch die Verbesserung der Blutzuckerwerte reduziert sich so der Bedarf. Senkt man die Insulindosis jetzt nicht, kann es zu Unterzuckerungen kommen. Sie haben alles richtig gemacht."
Darf ich den Blutzucker in den Zehen messen?
Mutter von Anna (6, Typ-1-Diabetes):
"Die Fingerspitzen meiner Tochter sind ganz schön zerstochen. Bei der nächtlichen Kontrolle habe ich nun schon manchmal in die Zehen gepikst und aus dem Blut den Zuckerwert bestimmt. Ist der Wert identisch mit dem aus den Fingern? Ist das Messen in den Zehen in Ordnung? Oder sollte ich das lassen?"
"Der Blutzuckerwert ist überall im Körper gleich, sofern er kapillär, also in den kleinsten Gefäßen, gemessen wird. Typische Messstellen sind an den Fingerkuppen, Daumenballen, Ohrläppchen oder an den Zehen. Wenn Anna kein Problem damit hat, können Sie ab und zu alternativ an den Zehen messen. Es könnte allerdings sein, dass die Stellen nachbluten und Socken oder Fußboden mit Blut verschmiert werden. Beim Barfußlaufen wäre es auch denkbar, dass Dreck in die frische Wunde kommt und eine Infektion entstehen könnte. Wenn Sie nachts bei ihrer schlafenden Tochter messen, dürfte das natürlich kein Problem sein. Menschen, die schon viele Jahre einen Diabetes – ob Typ 1 oder Typ 2 – und eventuell eine Nervenschädigung oder eine Durchblutungsstörung haben, sollten allerdings nicht in den Zehen messen. Kleinste Verletzungen an den Füßen können bei ihnen schlecht heilende Wunden nach sich ziehen."
Wieso sind meine Blutzuckerwerte manchmal tagelang sehr hoch?
Anke L. (35, Typ-1-Diabetes):
"Meine Werte sind manchmal tagelang viel zu hoch und trotz häufiger Korrekturen mit Insulin nur schwer runterzubekommen. Auf einmal ist dann aber wieder alles normal. Woran kann das liegen?"
"Das kann ganz verschiedene Ursachen haben: Stress, Sorgen, Fieber, Krankheit oder der weibliche Zyklus. Aber auch besonders glückliche Phasen wie eine neue Liebe oder positiver Stress in der Arbeit können den Blutzucker erhöhen. Oft sind in diesen Tagen Hormone, die dem Insulin entgegenwirken – wie das Adrenalin – im Spiel. Wenn Sie Pumpennutzerin sind, haben Sie vielleicht auch mal eine verhärtete Stelle erwischt, in die Sie den Katheter gesetzt haben. Dort "versackt" das Insulin und es wirkt nicht richtig. Wichtig ist also als erstes, den Katheter zu wechseln oder auch die Spritzstellen zu wechseln und den hohen Blutzucker zu korrigieren. Es ist auch ratsam, regelmäßig einen Basalratentest durchzuführen. So können Sie überprüfen, ob die Insulinversorgung abseits der Mahlzeiten, korrekt ist. Besprechen Sie zudem gerne mit Ihrem Arzt, ob Sie für die Tage mit hohen Werten mehr Basal- bzw. Langzeitinsulin geben können."
Welche Snacks erhöhen nicht den Blutzucker?
Ina S. mit Tochter Ella (5, Typ-1-Diabetes):
"Meine Tochter hat seit einem Jahr Diabetes und ihr Blutzucker schwankt stark. Zwischen den Mahlzeiten hat sie manchmal Hunger. Was kann ich ihr zwischendurch mal geben, ohne dass der Blutzucker ansteigt und ohne Insulin spritzen zu müssen?"
"Manchmal reicht es schon, Kindern, die zu den Mahlzeiten gut essen, ein Glas Wasser oder ungesüßten Tee anzubieten. Ansonsten sind Gemüsesticks aus Karotten, Gurken, Paprika, Kohlrabi oder Stangensellerie meist beliebt bei Kindern. Sie erhöhen nicht den Blutzucker. Und Sie müssen dafür kein Insulin geben. Und gesund ist Gemüse natürlich auch noch. Wenn Ihre Tochter unbedingt mal etwas Süßes essen möchte, können Sie ihr eine Götterspeise mit Süßstoff zubereiten. Sie hat so gut wie keine Kohlenhydrate und muss nicht berechnet werden. Götterspeise gibt es auch oft in Diabeteszentren als Snack für zwischendurch."
Was muss ich beim Intervallfasten beachten?
Lilli H. (53), Typ-1-Diabetes:
"Ständig wird in den Medien über Intervallfasten und 16 Stunden Esspause gesprochen. Ich könnte in meinem Tagesablauf in der Regel ganz natürlich eine Pause von 14 Stunden einlegen, in denen ich nichts esse. Bringt das auch schon was oder müssen es 16 Stunden sein? Ich bin leicht übergewichtig und würde gerne ein bisschen abnehmen."
"Sie können auch 14 zu 10 Stunden machen. Das bringt meist schon etwas. Besprechen Sie bitte, bevor Sie starten, mit Ihrem Arzt ob und wie Sie Ihre Diabetestherapie anpassen sollten. Der Trick beim Intervallfasten ist, dass man dem Insulinspiegel durch die Esspause die Chance gibt, zu sinken. So kann der Körper Fett abbauen. Um Gewicht zu verringern, sollten Sie aber auch in der Essphase raffinierte Kohlenhydrate – etwa Zucker, Weißmehl, Nudeln und Weißbrot – möglichst vermeiden. Versuchen Sie außerdem die Mahlzeiten auf drei am Tag zu beschränken. Bei dem Intervallfasten liegt der Erfolg darin, dass man den Hunger überlistet. Hat man weniger Zeit und Gelegenheit zu essen, nimmt man auch weniger Kohlenhydrate zu sich und man hat die Chance, abzunehmen oder zumindest das Gewicht zu halten."
Ist es schlimm, wenn ich beim Insulinspritzen ein Blutgefäß treffe?
Elisabeth S. (18), Typ-1-Diabetes:
"Manchmal blutet die Einstichstelle, wenn ich Insulin spritze. Muss ich mir dann Sorgen machen?"
"Wenn die Gefäße bläulich durch die Haut schimmern, sollten Sie versuchen, diese nicht zu treffen. Verletzen Sie ein Blutgefäß bei der Injektion, kann ein blauer Fleck entstehen. Nicht schön, in der Regel aber harmlos. So ein Hämatom zeigt sich mit der Zeit in verschiedenen Farben, bis es sich aufgelöst hat. Das Tückische: Manchmal wirkt das Insulin nicht gut, wenn es in einem Bluterguss landet. Da man aber nicht weiß, ob und wieviel Insulin verzögert wirkt, sollte man abwarten und nicht sofort nachspritzen. Prüfen Sie besser in den nächsten Stunden regelmäßig den Blutzucker. Ist er zu hoch, spritzen Sie nach Ihrem bekannten Korrekturschema nach."
Hohe Werte am Morgen: Was tun?
Karin S. (75), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe seit neun Jahren Diabetes. Ich esse gesund, gehe spazieren und nehme täglich zwei blutzuckersenkende Tabletten ein. Damit bin ich immer gut gefahren. Seit ein paar Wochen habe ich morgens nach dem Aufwachen Werte um 180 mg/dl (10 mmol/l). Wie kann ich das ändern?"
"Ihre Tabletten reichen vermutlich nicht mehr aus, um zu verhindern, dass Ihr Blutzucker über Nacht steigt. Menschen mit Typ-2-Diabetes, die vor dem Frühstück erhöhte Werte haben, tagsüber aber dank der Medikamente gut eingestellt sind, hilft es oft, abends zusätzlich ein lang wirkendes Insulin zu spritzen. Es wirkt dem nächtlichen Blutzuckeranstieg entgegen, der zu den hohen Morgenwerten führt. Besprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt, ob diese Behandlung auch für Sie infrage kommt."
Vor dem Schlafengehen steigt mein Blutzucker. Was kann ich tun?
Rolf W. (66), Typ-2-Diabetes:
"Vor dem Zubettgehen gegen 22 Uhr habe ich deutlich erhöhte Zuckerwerte. Mein Nüchternzucker am Morgen ist wiederum zu niedrig. Ich spritze vor dem Schlafen ein Langzeitinsulin (Wirkstoff: Glargin) und zu den Hauptmahlzeiten schnelles Insulin. Was sollte ich verändern?"
"Vermutlich haben Sie abends hohe Werte, weil die Wirkung Ihres Langzeitinsulins, das normalerweise über 24 Stunden wirkt, nachlässt. Das kommt bei manchen vor. Oder Sie müssen die Dosis des kurz wirkenden Insulins fürs Abendessen erhöhen. Da aber Ihre Morgenwerte zu niedrig sind, ist es eventuell sinnvoll, die Dosis des Langzeitinsulins zu verringern und dafür zweimal täglich zu spritzen. Ihr Arzt hilft Ihnen dabei, passende Zeiten und die genaue Dosis herauszufinden."
Frühschoppen: Warum steigt mein Blutzucker?
Bernd S. (66), Typ-2-Diabetes:
"Ich messe jeden Morgen meinen Blutzucker. Vor dem Frühstück spritze ich dann Insulin, und mittags sind meine Werte wieder im Normbereich. Das ist aber nicht so, wenn ich sonntags zum Frühschoppen gehe. In der Gaststätte trinke ich meist drei Flaschen alkoholfreies Bier. Warum sind meine Werte danach immer so hoch?"
"Bier — ob mit oder ohne Alkohol — enthält Kohlenhydrate. Etwa 15 Gramm pro halbem Liter, bei Weißbier sogar 25 Gramm. Bei drei Flaschen ist das eine ganze Menge. Bei alkoholfreiem Bier sollten Sie dafür Insulin spritzen, sonst steigt der Blutzucker — wie bei Ihnen. Bei normalem Bier in kleineren Mengen brauchen Sie kein Insulin zu spritzen. Denn Alkohol senkt den Blutzucker. Er hemmt die Zuckerbildung in der Leber."
Nach dem Essen steigt mein Blutzucker sehr stark an. Was tun?
Helga M. (67), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe seit ein paar Monaten nach den Mahlzeiten hohe Blutzuckerwerte, obwohl ich mich gesund ernähre und täglich spazieren gehe. Mein Arzt hat schon verschiedene Diabetestabletten verordnet, die ich ausprobiert habe. Doch oft messe ich zwei Stunden nach dem Essen noch 280 mg/dl (15,5 mmol/l). Morgens vor dem Frühstück dagegen sind meine Werte ganz normal."
"Menschen mit Typ-2-Diabetes, die nach den Mahlzeiten trotz ihrer Tabletten einen hohen Blutzucker haben, hilft zum Beispiel eine supplementäre Insulintherapie (SIT). Sie nehmen ihre Medikamente weiter, und zu den Hauptmahlzeiten spritzen sie ergänzend — also supplementär — ein kurz wirkendes Insulin, das dem Blutzuckeranstieg entgegenwirkt. Fragen Sie Ihren Arzt, ob das auch für Sie eine Option sein könnte. In einer Schulung lernen Sie, wie man Insulin spritzt."
Ich brauche auf einmal weniger Insulin. Was könnte der Grund sein?
Ulli S. (74), Typ-2-Diabetes:
"Ich musste in den vergangenen zehn Jahren vor den Mahlzeiten Insulin spritzen. In den letzten fünf Monaten habe ich wegen privater Sorgen 15 Kilo abgenommen. Seit einem Monat sind meine Blutzuckerwerte sogar oft zu tief, obwohl ich die Insulindosis reduziert habe. Was kann dahinterstecken?"
"Es ist nicht schön, dass Sie Kummer hatten und dadurch abgenommen haben, aber für Ihren Diabetes-Stoffwechsel ist das geradezu ideal. Durch die Gewichtsabnahme sprechen die Zellen in Ihrem Körper wieder besser auf Insulin an. Und anscheinend produziert Ihre Bauchspeicheldrüse noch genügend davon. Jetzt ist es zwingend nötig, die Insulindosis weiter zu verringern oder das Insulin ganz abzusetzen. Besprechen Sie das schnellstmöglich mit Ihrem Arzt."
Morgens und abends brauche ich Insulin, mittags aber nicht. Wieso?
Paul W. (68), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe bisher zu den Hauptmahlzeiten Insulin gespritzt. Nach dem Mittagessen hatte ich dann oft Unterzuckerungen. Seit Kurzem lasse ich mittags das Insulin weg, morgens und abends spritze ich aber. Meine Werte sind nun optimal. Wie kann es sein, dass ich mittags kein Insulin brauche?"
"Wir unterliegen einem zirkadianen Rhythmus. Für den Diabetesstoffwechsel bedeutet das, dass der Körper mittags für die gleiche Mahlzeit weniger Insulin braucht als morgens oder abends. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Bauchspeicheldrüse noch etwas Insulin produziert. Es reicht aus, um mittags den Zucker aus dem Essen in die Zellen zu schleusen. Morgens und abends allerdings braucht Ihr Körper mehr Insulin, und Sie müssen zusätzlich spritzen."
Warum habe ich morgens hohe Werte, obwohl ich mich an alle Regeln halte?
Heidi H. (79), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe seit 20 Jahren Typ-2-Diabetes und halte mich an alle Vorgaben meiner Ärztin: Ich nehme die Tabletten, treibe täglich Sport, esse gesund. Ich bin schlank. Doch meine Zuckerwerte am Morgen sind erhöht, obwohl ich dann zwölf Stunden nichts gegessen habe. Wieso ist das so? Was kann ich ändern?"
"Sie machen alles richtig. Unsere Leber kann selbst Zucker produzieren. Diesen brauchen wir zum Beispiel zwingend an Tagen, an denen wir nichts essen, um den Körper mit Energie zu versorgen. Auch nachts schüttet die Leber Zucker aus. Mangelt es Diabetikern an Insulin, fehlt der Türöffner, um diesen Zucker in die Zellen zu schleusen. Der Blutzucker steigt also. Besprechen Sie daher mit Ihrer Ärztin, ob Sie die Therapie mit Tabletten oder Insulin zur Nacht optimieren sollten."
Muss ich bis an mein Lebensende Insulin spritzen?
Gerd H. (81), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe seit 15 Jahren Typ-2-Diabetes. Seit fünf Jahren spritze ich Insulin. Zunächst waren es morgens zehn und abends sechs Einheiten. Jetzt sind es nur noch vier bzw. zwei Einheiten. Ich habe einen guten Blutzucker-Langzeitwert. Muss ich bis an mein Lebensende spritzen? Es fällt mir zunehmend schwerer."
"Es ist sehr interessant, dass Sie nur noch sechs Einheiten Insulin benötigen und einen guten Blutzucker-Langzeitwert haben. Offenbar haben Sie Ihre Ernährung und Bewegung hervorragend optimiert — und dadurch den Insulinbedarf gesenkt. Bei einer so geringen Insulinmenge pro Tag ist es oft möglich, die Behandlung mit Insulin gegen eine moderne Therapie mit Tabletten auszutauschen. Lassen Sie sich dazu bitte von Ihrem Arzt beraten."
Kann der Diabetes eigentlich auch wieder verschwinden?
Wolf M. (72), Typ-2-Diabetes:
"Ein Bekannter, 66 Jahre alt, hatte vor ein paar Wochen bei einer ärztlichen Untersuchung einen viel zu hohen Blutzucker. Die Diagnose: Typ-2-Diabetes. Er hat dann sein Essen umgestellt und geht jetzt jeden Tag zwei Stunden spazieren. Neulich sagte er, dass sein Diabetes weg sei. Kann das sein?"
"Nein, das ist leider nicht möglich. Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung. Sie bleibt ein Leben lang. Wahrscheinlich ist der Diabetes Ihres Bekannten sehr früh entdeckt worden. Und die Lebensumstellung — kohlenhydratarmes Essen und Bewegung — hält seinen Blutzucker in Schach. Trotzdem sollte Ihr Freund sich weiterhin regelmäßig untersuchen lassen. Es kann sein, dass er irgendwann doch Medikamente nehmen muss."
Ananas gegessen: Erst war der Blutzucker zu hoch, dann zu niedrig. Wieso?
Bodo W. (72), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe gestern Abend meine erste Unterzuckerung erlebt — mit Schweißausbruch und Zittern. Wie kam es dazu? Nachmittags habe ich Ananas gegessen. Vorm Abendessen war mein Blutzucker viel zu hoch. Ich habe dann nach vorgegebenem Schema mein Insulin gespritzt."
"Bei sehr süßen Früchten wie bei Ananas steigt der Blutzucker sehr stark und schnell an. Er geht dann aber auch relativ schnell wieder runter. Das Insulin, das Sie gespritzt hatten, wirkte noch nach, als Ihr Körper den Zucker schon verarbeitet hatte. So kam es zu der Unterzuckerung. Wenn Sie das nächste Mal süße Früchte essen und einen hohen Blutzucker haben, sollten Sie vorsichtiger mit Insulin korrigieren. Besser später noch mal messen und falls notwendig Insulin spritzen."
Intervallfasten: Sollte ich das Langzeitinsulin abends weglassen?
Carla S. (63), Typ-2-Diabetes:
"Ich spritze dreimal am Tag vorm Essen ein kurz wirkendes Insulin und vorm Zubettgehen ein Langzeitinsulin. Nun möchte ich mit Intervallfasten abnehmen, also von 18 Uhr abends bis 10 Uhr morgens nichts essen. Soll ich ab sofort das späte lang wirkende Insulin weglassen?"
"Nein, auf keinen Fall. Das Langzeitinsulin, Ärzte nennen es auch Basalinsulin, sollten Sie auch spritzen, wenn Sie von 18 Uhr bis 10 Uhr nichts essen. Weil Sie einmal am Tag Basalinsulin spritzen, nehme ich an, dass es etwa 24 Stunden wirkt. Es deckt den Grundbedarf des Körpers an Insulin ab. Sie benötigen es unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Im Gegensatz dazu brauchen Sie, wenn Sie etwa das Mittagessen auslassen, kein Insulin zu dieser Mahlzeit spritzen."
Wieso hatte ich nach der Silvesternacht einen so guten Blutzuckerwert?
Karin H. (67), Typ-2-Diabetes:
"Wenn ich morgens meinen Blutzucker messe, ist er mit 140 mg/dl (7,8 mmol/l) oft etwas zu hoch. Ausgerechnet nach der Silvesternacht hatte ich morgens mit 100 mg/dl (5,6 mmol/l) einen Superwert. Vielleicht, weil ich nachts Sekt getrunken habe?"
"Ja, genauso könnte es gewesen sein. Alkohol senkt tatsächlich den Blutzucker — oft Stunden später. Zur Erklärung: Unsere Leber stellt Zucker her und speichert ihn. Ist sie allerdings mit dem Abbau von Alkohol beschäftigt, sind Glukosebildung und -ausschüttung gehemmt. Der Blutzucker sinkt also. Menschen mit Diabetes, die Alkohol trinken und Insulin spritzen oder Sulfonylharnstoffe nehmen, müssen wegen der Unterzuckerungsgefahr die Dosis anpassen."
Traumzuckerwerte im Nordseeurlaub: Wie kommt das?
Rosi S. (68), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe nun schon mehrmals die Erfahrung gemacht, dass meine Blutzuckerwerte im Urlaub an der Nordsee niedriger sind als zu Hause, wenn ich im Finger messe. Obwohl ich wie gewohnt nur meine Diabetes-Tabletten nehme und normal esse. Woran kann das liegen?"
"Viele Menschen mit Diabetes haben wie Sie schon erlebt, dass der Blutzucker im Urlaub anders ist als zu Hause. Das kann mehrere Gründe haben: Wahrscheinlich sind Sie im Urlaub aktiver. Vielleicht machen Sie Strandspaziergänge, die den Blutzucker senken können. Eventuell schlafen Sie wegen der Bewegung an der frischen Luft auch besser, was den Stresspegel senkt und sich ebenfalls positiv auf die Werte auswirkt. Vielleicht ist das Essen dort auch ausgewogener."
Ich habe hohe Blutzuckerwerte bei Vollmond: Wie kommt das?
Rainer (79), Typ-2-Diabetes:
"Ich spritze Insulin und bin eigentlich gut eingestellt. Doch ich habe häufig hohe Blutzuckerwerte, wenn Vollmond ist. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären?"
"Immer wieder berichten mir Patienten, dass sie das Gefühl haben, der Mond beeinflusse ihre Blutzuckerwerte. Wissenschaftlich belegen lässt sich dieser Effekt nicht. Es könnte sein, dass Sie bei Vollmond schlecht schlafen, weil die Nächte heller sind. Diese Schlafstörungen können den Blutzucker erhöhen. Einer der Gründe: Der Körper schüttet in unruhigen Nächten Stresshormone aus, die dem Insulin entgegen wirken. Entspannungsübungen oder Spaziergänge beruhigen und lassen Sie besser schlafen. Und das wirkt sich hoffentlich auch positiv auf Ihren Blutzucker aus."
Intervallfasten: Was muss ich morgens beachten?
Gerda (71), Typ-2-Diabetes:
"Ich möchte gerne mit Intervallfasten abnehmen und von 20 Uhr abends bis 12 Uhr mittags auf Essen verzichten. Sollte ich mein Mahlzeiteninsulin am Morgen dann weglassen?"
"Wichtig ist, dass Sie sich vor dem Intervallfasten von Ihrem Arzt oder ihrem Diabetesteam beraten lassen. Aber Sie haben Recht. Da Sie kein Frühstück zu sich nehmen, spritzen Sie auch kein Insulin dafür. Sie sollten dennoch morgens den Blutzucker messen. Stellen Sie fest, dass er leicht erhöht ist, reicht vielleicht schon etwas Bewegung, um ihn in den Zielbereich zu bringen. Ist er aber stark erhöht sein, was zum Beispiel durch schlechten Schlaf oder Stress sein könnte, sollten Sie etwas Insulin spritzen, um den Blutzucker zu korrigieren. Wieviel Insulin Sie genau bei welchem Blutzuckerwert brauchen, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt."
Wieso habe ich Unterzucker in der Nacht?
Dieter B. (65, Typ-2-Diabetes):
"Ich bekomme seit Kurzem nachts Unterzuckerungen. Das wundert mich, weil ich ja abends gar kein Insulin spritze und nur eine Tablette nehme. Morgens habe ich aber wieder gute Werte. Was tun?"
"Wenn Sie in der Nacht unter Unterzucker leiden, stimmt irgendwas nicht mit ihrer Behandlung. Die herabfallenden Blutzuckerwerte kommen in aller Regel durch die eingesetzten Tabletten oder durch das gespritzte Insulin zustande. Die Dosis ist zu hoch und muss angepasst werden. Manche Antidiabetika können bei falscher Dosierung noch Stunden später zu Unterzucker führen. Vielleicht brauchen sie – zum Beispiel auch durch einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung und guter Ernährung – auch weniger Medikamente. Besprechen Sie doch bitte mit ihrem Arzt, wie sie die Dosis reduzieren können. Übrigens: Auch Alkohol am Abend kann Unterzucker in der Nacht auslösen."
Wieso habe ich Heißhunger nach dem Essen?
Elli S. (75, Typ-2-Diabetes):
"Ich nehme morgens und abends eine Tablette mit dem Wirkstoff Metformin. Mein Langzeitblutzucker ist in Ordnung. Schon seit langer Zeit bekomme ich aber nach dem Mittagessen Heißhunger. Warum nur? Ich esse dann meist Schokolade – bis zu einer halben Tafel. Das ist natürlich nicht gut für meinen Diabetes und für mein Gewicht."
"Heißhunger auf Süßes kann durch einen kurzzeitig abgesunkenen Blutzuckerspiegel bedingt sein. Ich denke aber nicht, dass das bei Ihnen der Fall ist, da Sie ein Verlangen auf Schokolade nach dem Essen haben. Da steigt der Blutzucker ja eigentlich an. Ihre Tabletten lösen in der Regel auch keinen Unterzucker aus und auch keine Heißhungerattacken. Vieles hängt in unseren täglichen Leben von eingespielten Abläufen ab. Wir sind es gewohnt, gewisse Rituale tagtäglich abzuspielen und weichen davon kaum ab. Sie müssen also lernen, ihr Verhalten umzustellen. Vielleicht hilft Ihnen ja, ein süßer gesunder Nachtisch? Probieren Sie es doch einmal mit einer Handvoll Erd-, Him- oder Heidelbeeren."
Machen die Spritzstellen wirklich so viel aus?
Martha P. (79, Typ-2-Diabetes):
"Seit Jahren spritze ich mein Langzeitinsulin in die Oberschenkel – mal in den linken, mal in den rechten. Ich bekam dort aber zunehmend Verdickungen. Das empfand ich als unangenehm. Zudem verschlechterte sich mein Langzeitblutzuckerwert und die Insulindosis ging immer weiter nach oben. Meine Hausärztin riet mir vor ein paar Wochen, in den Bauch zu spritzen. Schon am ersten Tag bekam ich eine Unterzuckerung. Ich konnte in Absprache mit der Ärztin die Insulindosis um ein Drittel reduzieren. Lag das wirklich an den Spritzstellen?"
"Ja. Durch jahrelanges Insulinspritzen entwickeln sich an den ,Lieblingsstellen’ oft verhärtete, verdickte Hautareale. Das kann passieren, weil das gespritzte Insulin lokal das Fettgewebe verändert. An solchen Stellen ist die Aufnahme von Insulin gestört. Dadurch kann sich der Insulinbedarf enorm erhöhen. Spritzt man mal in solche Stellen und mal in Gewebe, die das Insulin gut aufnehmen, können starke Blutzuckerschwankungen auftreten. Die Empfehlung Ihrer Ärztin, nun in den Bauch zu spritzen, teile ich. Wichtig ist die Dosisreduktion. Und: wechseln Sie immer die Stelle und halten Sie einen Mindestabstand von zwei Zentimetern zur letzten Spritzstelle. Versuchen Sie die Oberschenkel bewusst ein halbes Jahr nicht mehr als Injektionsort zu nutzen, damit sie sich erholen. Auch wichtig: Bei jedem Spritzen eine neue Nadel verwenden."
Wieso habe ich jetzt einen erhöhten Blutzucker?
Angela H. (72, Typ-2-Diabetes):
"Ich habe seit fünf Jahren Diabetes. Seitdem esse ich gesund, verzichte auf Zucker und bin bisher ohne Medikamente ausgekommen. Seit ein paar Wochen habe ich morgens und abends, wenn ich messe, Werte um 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Sonst waren sie immer um die 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Ich habe aber gar nichts geändert. Wie kann das sein?"
Neben der Ernährung gibt es noch eine ganze Reihe von anderen Dingen, die den Blutzucker beeinflussen: zum Beispiel Fieber, bestimmte Medikamente, schlechter Schlaf, Stress und Übergewicht. Sollte sich da bei Ihnen in den vergangenen Wochen nichts geändert haben, vermute ich, dass sich Ihr Diabetesstoffwechsel verschlechtert hat. Die Körperzellen sprechen also schlechter auf das Insulin an und dadurch steigt der Blutzucker. Weil wir wissen, dass im Zuge des Älterwerdens bei Menschen mit Diabetes meist die Blutzuckerwerte schlechter werden, bestimmen wir Ärzte ja auch alle drei Monate den Langzeitzuckerwert (HbA1c). Bei Ihren momentanen Werten könnte ich mir vorstellen, dass sie mit Bewegung und nach Rücksprache mit dem Arzt mit einer Gewichtsreduktion von ein bis zwei Kilo wieder bessere Werte erreichen. Hilft das nicht, müssten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob Sie zudem Tabletten nehmen sollten.
Wie bekomme ich meine hohen Zuckerwerte am Morgen in den Griff?
Mathias M. (67, Typ-2-Diabetes):
"Ich bin etwas übergewichtig, spritze dreimal am Tag ein kurzwirkendes Insulin zur Mahlzeit und abends ein Langzeitinsulin. Die Werte sind gut, außer morgens. Da sind sie viel zu hoch. Soll ich die Dosis des Langzeitinsulins erhöhen?"
"Viele Menschen mit Diabetes haben Probleme, gute Blutzuckerwerte am Morgen zu erreichen. Denn der Körper benötigt morgens im Vergleich zu anderen Tageszeiten besonders viel Insulin, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Ist zu wenig Insulin vorhanden, geht der Blutzucker hoch. Sie können nach Rücksprache mit Ihrem Arzt das Langzeitinsulin erhöhen. Aber bitte behutsam, denn die Erhöhung kann zu nächtlichen Unterzuckerungen führen. Es gibt noch weitere Lösungen: Manchmal hilft auch ein Wechsel des Nachtinsulins oder ein Kombination von anderen Antidiabetika mit Insulin. Eventuell können sie auch schon auf der Bettkante das kurzwirksame Insulin spritzen, damit die Werte nicht hochgehen. Besprechen Sie ebenfalls mit dem Arzt, ob ihre Ernährung optimal ist. Manchen Menschen mit Diabetes hilft auch, sich regelmäßig zu bewegen und ein paar Kilo abzunehmen, um die hohen Werte in den Griff zu bekommen."
Warum ist mein Blutzucker nachts zu hoch?
Gertrud L. (83, Typ-2-Diabetes):
"Ich bin eine sehr aktive Rentnerin, gehe viel spazieren, kümmere mich um meine Kinder, Enkel und Urenkel. Ich bin nicht übergewichtig. Sorgen bereiten mir seit ein paar Monaten meine Zuckerwerte in der Nacht, die morgens, wenn ich messe, meist zu hoch sind. Sehr hoch sind sie, wenn ich schlecht geschlafen habe. Ich nehme Diabetestabletten und spritze ein Langzeitinsulin. Was kann ich ändern?"
"Für einen guten Blutzucker in der Nacht ist erholsamer Schlaf sehr wichtig. Sind Sie in der Nacht viel wach, dann schüttet der Körper Stresshormone aus, etwa Adrenalin, das den Blutzucker erhöht. Sollten Sie unruhig schlafen, können Sie da vielleicht etwas ändern: Abendritual einführen – etwa einen Spaziergang machen, ein Kapitel im Buch lesen, das Zimmer gut abdunkeln. Zudem sollten Sie sich auch den Blutzucker über den Tag hinweg ansehen. Denn wenn auch da die Werte zu hoch sind, überträgt sich das auf die Nacht. Das bedeutet, Sie sollten nicht nur morgens den Blutzucker kontrollieren, sondern eine zeitlang auch vor den Mahlzeiten. Bitte protokollieren Sie die Werte und besprechen Sie sie mit Ihrem Arzt. Er kann sicher Ihre Therapie optimieren."
Ich habe mein Insulin vertauscht. Was tun?
Renate L. (80), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe gerade eben zum Mittagessen nicht mein Mahlzeiteninsulin gespritzt, sondern aus Versehen mein Langzeitinsulin. Das injiziere ich normalerweise abends. Was muss ich jetzt beachten?"
"Bleiben Sie ruhig. Das ist nicht so schlimm, da sie es bemerkt haben. Es könnte sein, dass Sie eine Unterzuckerung bekommen. Deswegen kontrollieren Sie am Nachmittag und bis in den Abend hinein bitte mindestens alle zwei Stunden Ihren Blutzucker. Ist er zu niedrig, können Sie sich heute ein großes Stück Kuchen gönnen. Die Dosis des Langzeitinsulins am Abend sollten Sie zudem mindestens um die Hälfte reduzieren und bei niedrigen Werten sogar weglassen."
Was tun, wenn Insulin aus der Einstichstelle läuft?
Reiner M. (71), Typ-2-Diabetes:
"Ich muss seit Kurzem Insulin spritzen. Manchmal läuft aus der Einstichstelle ein Tropfen Insulin heraus. Ist das schlimm?"
"Es bleibt beim Spritzen meist ein wenig Insulin an der Nadel hängen oder aus der Einstichstelle läuft ein Tropfen heraus. Keine Sorge, das ist nicht schlimm und quasi einkalkuliert. Wichtig allerdings ist, dass Sie richtig spritzen. Verwenden Sie für jede Injektion eine neue Nadel und warten Sie nach der Insulingabe noch zehn Sekunden, bevor Sie die Nadel wieder aus Gewebe und Haut ziehen. Mehr zum Thema finden Sie unter Wie spritze ich Insulin richtig?"
Vor dem Spaziergang weniger Insulin spritzen?
Angelika F. (65), Typ-2-Diabetes:
"Ich muss seit Kurzem zu den Mahlzeiten Insulin spritzen. Nach dem Abendessen, gegen 20 Uhr, gehe ich dann eine große Runde mit dem Hund spazieren. Dann esse ich meist noch eine Kleinigkeit, weil sonst mein Blutzucker zu tief rutscht. Ist das in Ordnung oder sollte ich bei geplanter Bewegung weniger Insulin zur Mahlzeit spritzen?"
"Wenn Sie bald nach dem Essen spazieren gehen, dann ist es tatsächlich günstig, wenn Sie weniger Insulin spritzen, um nicht zu viele Kohlenhydrate zu sich nehmen zu müssen. Bei ungeplanter Bewegung oder wenn die Mahlzeit schon eine Weile her ist, kann es dagegen unumgänglich sein, noch einmal extra Kohlenhydrate zu essen. Probieren Sie doch mal aus, ob es zum Beispiel auch mit Obst funktioniert. Ein kleiner Apfel zum Beispiel hat ungefähr zehn Gramm Kohlenhydrate."
Typ-2-Diabetes
Sofort bewusstlos bei einer Unterzuckerung: Was ist da passiert?
Vera M. (51), Typ-1-Diabetes:
"Ich habe öfter Unterzuckerungen, bemerke sie aber rechtzeitig und bekomme sie mit Traubenzucker in den Griff. Kürzlich erlitt ich eine Hypo, die so schwer war, dass ich gleich bewusstlos wurde. Wie kommt so was? Und wie kann ich das in Zukunft verhindern?"
"Ich nehme an, dass Sie schon in den Tagen vor der schweren Unterzuckerung öfter tiefe Werte von unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) hatten. Um den Blutzuckerspiegel zu heben, hat Ihr Körper seine Zuckerreserven in der Leber völlig aufgebraucht. Bei der letzten Hypoglykämie war der Speicher leer, und sie führte direkt in die Bewusstlosigkeit. Mein Rat: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie etwas weniger Insulin spritzen sollten, um zu niedrige Blutzuckerwerte zu vermeiden."
Wieso erhöht das Kistenschleppen meinen Blutzucker?
Victoria S. (17), Berufsschülerin, Typ-1-Diabetes:
"Seit Kurzem arbeite ich stundenweise im Lager eines Supermarktes und muss Kisten schleppen. Ansonsten sitze ich an der Kasse. Meine Werte sind aber trotz der körperlichen Arbeit im Lager mittags erhöht, obwohl sie ja eigentlich durch Bewegung sinken sollten. Warum? Und was sollte ich ändern?"
"Das körperliche Arbeiten ist neu für Sie. Bis Sie gelernt haben, sich im Lager zurechtzufinden, bedeutet das Stress. In solchen Situationen schüttet der Körper das Stresshormon Adrenalin aus. Dieses wirkt dem Insulin entgegen. Die Folge: Der Blutzucker steigt. Was tun? Mittags die Werte kontrollieren und nach gewohnten Regeln korrigieren. An den Insulin-Einstellungen für Lagertage würde ich noch nichts ändern. Wahrscheinlich pendelt sich alles ein, wenn Sie Routine haben."
Wieso schwankt mein Blutzucker im Monatszyklus?
Julia S. (28), Typ-1-Diabetes:
"Während meiner Menstruation habe ich meist niedrigere Blutzuckerwerte als in den Tagen davor. Kann das sein, und wie kann man das erklären? Haben Sie einen Tipp für mich, wie ich durchgehend gute Werte erreichen kann?"
"Die Hormonschwankungen im weiblichen Monatszyklus wirken sich oft auf die Blutzuckerwerte aus. Viele Frauen mit Diabetes messen drei bis fünf Tage vor der Menstruation erhöhte Werte. Während der Regelblutung haben sie wiederum niedrigere. Dokumentieren Sie eine Zeit lang Ihre Blutzuckerwerte. Lässt sich ein Muster ausmachen, kann man etwa je nach Zyklusphase die Dosis des lang wirkenden Insulins anpassen. Dann müssen Sie nicht ständig korrigieren."
Neues Insulin: Wenn ich Vollkornbrötchen esse, unterzuckere ich. Was tun?
Martin G. (28), Typ-1-Diabetes:
"Ich spritze seit Kurzem ein Insulin, das superschnell wirkt. Meine Blutzuckerspitzen nach der Mahlzeit bekomme ich so besser in den Griff. Allerdings sinken meine Werte bei bestimmten Lebensmitteln, etwa Vollkorn, so rasch, dass ich unterzuckere. Ich spritze vor der Mahlzeit. Sollte ich das ändern?"
Das sagt Dr. Tews: "Schön, dass Sie Ihre Blutzuckerwerte mit dem schnellen Insulin verbessern konnten. Allerdings sollte die neue Therapie natürlich nicht dazu führen, dass Sie öfter Unterzuckerungen bekommen. Lebensmittel, die viele Ballaststoffe enthalten, zum Beispiel Vollkornbrot, lassen den Blutzucker langsamer ansteigen. Probieren Sie bei solcher Nahrung doch tatsächlich mal aus, nach der Mahlzeit zu spritzen, um Unterzucker zu vermeiden. Ansonsten aber weiterhin vor dem Essen."
Wie kann ich hohe Blutzuckerwerte nach dem Essen verhindern?
Roland H. (62), Typ-1-Diabetes:
"Ich habe seit Kurzem einen Sensor, der fortlaufend meinen Zucker misst. Mich erstaunt, wie hoch die Werte nach den Mahlzeiten steigen. Weil ich gute Blutzuckerwerte haben möchte, spritze ich oft noch Insulin hinterher, unterzuckere dann aber manchmal. Was tun?"
"Dass der Blutzucker nach Mahlzeiten steigt, ist normal. Selbst bei Menschen ohne Diabetes. Liegen Ihre Werte zwei Stunden nach dem Essen wieder im angestrebten Bereich, ist alles in Ordnung. Vorher sollten Sie in der Regel kein Insulin zur Korrektur spritzen. Sonst besteht die Gefahr von Unterzucker. Tipp: Ist Ihr Blutzucker vor der Mahlzeit nicht zu tief, können Sie schon ein paar Minuten vor dem Essen Insulin spritzen. Dann steigt der Blutzucker meist nicht so stark. Besprechen Sie das mit Ihrem Arzt."
Wieso habe ich nach unruhigen Nächten hohe Blutzuckerwerte?
Ulrike S. (43), Typ-1-Diabetes:
"Ich habe gerade ziemlich viel Stress in der Arbeit. Manchmal nehme ich ihn sogar mit ins Bett. Die Folge: Ich werde nachts wach, grübele, liege stundenlang wach. In solchen unruhigen Nächten ist mein Blutzucker morgens meist viel zu hoch. Warum? Und: Was tun?"
"Schlafstörungen können tatsächlich den Blutzucker erhöhen. Der Grund: Der Körper schüttet in unruhigen Nächten Stresshormone aus, die dem Insulin entgegen wirken. Das zu ändern, ist leichter gesagt als getan: Wichtig ist, den Stresspegel zu senken — auch der Gesundheit im Allgemeinen zuliebe. Versuchen Sie abends zur Ruhe zu kommen. Dabei helfen etwa Entspannungsübungen oder Spaziergänge. Dann könnten sich auch die Zuckerwerte morgens verbessern."
Warum braucht mein Enkel auf einmal weniger Insulin?
Oma von Elias (3 Jahre, Typ-1-Diabetes):
"Elias, mein Enkel, bekam vor vier Wochen Diabetes Typ 1. Wir sind alle noch geschockt. Er hat im Krankenhaus eine Insulinpumpe erhalten und ist gut eingestellt worden. Doch auf einmal unterzuckert er häufig. Ärzte und Eltern haben schon die Insulindosis reduziert. Was ist da los?"
"Ihr Enkel ist wahrscheinlich in der Erholungsphase. Da dem Körper seit der Diagnose ausreichend Insulin über die Pumpe zugeführt wird, konnten sich die wenigen intakten Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse erholen und Kraft schöpfen. Sie arbeiten wieder mit und produzieren Insulin. Erfahrungsgemäß lässt diese Restfunktion oft aber nach einer bestimmten Zeit – das können Wochen bis wenige Jahre sein – wieder nach. Dann braucht ihr Enkel wieder mehr Insulin über die Pumpe."
Hohe Werte nach dem Frühstück trotz Spritz-Ess-Abstand?
Johannes L. (22), Typ-1-Diabetes:
"Ich habe seit Kurzem einen Sensor, der fortlaufend meinen Zucker misst. So ist mir aufgefallen, dass der Blutzucker nach dem Frühstück wahnsinnig hoch geht. Durch den Spritz-Ess-Abstand, den ich immer einhalte, kann ich diese Anstiege bei anderen Mahlzeiten verhindern. Wie bekomme ich den Blutzucker nach dem Frühstück in den Griff?"
"Was Sie beschreiben, ist sehr typisch. Der Blutzuckeranstieg nach dem Frühstück fällt oft stärker aus, als zu den anderen Mahlzeiten. Sie können versuchen, noch früher vor dem Frühstück zu spritzen. Was auch hilft, ist morgens weniger Kohlenhydrate zu essen und sie mit Eiweiß und Fett zu kombinieren. Dass der Blutzucker nach Mahlzeiten steigt, ist jedoch normal. Selbst bei Menschen ohne Diabetes. Liegen Ihre Werte zwei Stunden nach dem Essen wieder im angestrebten Bereich, ist das sehr gut."
Hoher Blutzucker trotz Bewegung. Wieso?
Paul M. (24), Student, Typ-1-Diabetes:
"Ich arbeite seit einer Woche neben dem Studium in einem Biergarten. Ich sammele die leeren Biergläser ein und wasche sie ab. Meine Werte sind aber trotz der körperlichen Arbeit bei Schichtende erhöht, obwohl sie ja eigentlich durch die Bewegung sinken müssten. Wieso ist das so? Was sollte ich ändern?"
"Sie haben Recht. Eigentlich müsste der Blutzucker bei Bewegung sinken. Aber der neue Job bedeutet wahrscheinlich Stress für Sie. Sie müssen erst lernen, sich in der neuen Arbeit zurecht zu finden. In solchen Situationen schüttet der Körper das Stresshormon Adrenalin aus. Dieses wirkt dem Insulin entgegen. Die Folge: Der Blutzucker steigt. Was tun? Regelmäßig die Werte kontrollieren und nach gewohnten Regeln korrigieren. Und passen Sie nach der Arbeit auf, dass Sie nicht in den Unterzucker rutschen. Oft macht sich die Bewegung erst später bemerkbar. An den Insulin-Einstellungen würde ich noch nichts ändern. Wahrscheinlich pendelt sich alles ein, wenn Sie mehr Routine haben."
Warum brauche ich auf einmal weniger Insulin?
Inga S. (18), Typ-1-Diabetes:
"Mein Arzt hat mich in den letzten Monaten neu eingestellt und ich habe meinen Diabetes nun viel besser im Griff. Das bescheinigt mein Langzeitwert HbA1c, der runterging und nun bei 6,5 liegt. Allerdings hatte ich in den letzten Nächten nun sogar zu tiefe Werte, sodass ich die Insulindosis für die Nacht gesenkt habe. Wie kommt es zu den niedrigen Werten?"
"Da haben Sie eine sehr interessante Beobachtung gemacht. Fällt ein hoher Blutzuckerlangzeitwert in Richtung Normalbereich, sprechen die Zellen wieder besser auf das Insulin an. Allein durch die Verbesserung der Blutzuckerwerte reduziert sich so der Bedarf. Senkt man die Insulindosis jetzt nicht, kann es zu Unterzuckerungen kommen. Sie haben alles richtig gemacht."
Darf ich den Blutzucker in den Zehen messen?
Mutter von Anna (6, Typ-1-Diabetes):
"Die Fingerspitzen meiner Tochter sind ganz schön zerstochen. Bei der nächtlichen Kontrolle habe ich nun schon manchmal in die Zehen gepikst und aus dem Blut den Zuckerwert bestimmt. Ist der Wert identisch mit dem aus den Fingern? Ist das Messen in den Zehen in Ordnung? Oder sollte ich das lassen?"
"Der Blutzuckerwert ist überall im Körper gleich, sofern er kapillär, also in den kleinsten Gefäßen, gemessen wird. Typische Messstellen sind an den Fingerkuppen, Daumenballen, Ohrläppchen oder an den Zehen. Wenn Anna kein Problem damit hat, können Sie ab und zu alternativ an den Zehen messen. Es könnte allerdings sein, dass die Stellen nachbluten und Socken oder Fußboden mit Blut verschmiert werden. Beim Barfußlaufen wäre es auch denkbar, dass Dreck in die frische Wunde kommt und eine Infektion entstehen könnte. Wenn Sie nachts bei ihrer schlafenden Tochter messen, dürfte das natürlich kein Problem sein. Menschen, die schon viele Jahre einen Diabetes – ob Typ 1 oder Typ 2 – und eventuell eine Nervenschädigung oder eine Durchblutungsstörung haben, sollten allerdings nicht in den Zehen messen. Kleinste Verletzungen an den Füßen können bei ihnen schlecht heilende Wunden nach sich ziehen."
Wieso sind meine Blutzuckerwerte manchmal tagelang sehr hoch?
Anke L. (35, Typ-1-Diabetes):
"Meine Werte sind manchmal tagelang viel zu hoch und trotz häufiger Korrekturen mit Insulin nur schwer runterzubekommen. Auf einmal ist dann aber wieder alles normal. Woran kann das liegen?"
"Das kann ganz verschiedene Ursachen haben: Stress, Sorgen, Fieber, Krankheit oder der weibliche Zyklus. Aber auch besonders glückliche Phasen wie eine neue Liebe oder positiver Stress in der Arbeit können den Blutzucker erhöhen. Oft sind in diesen Tagen Hormone, die dem Insulin entgegenwirken – wie das Adrenalin – im Spiel. Wenn Sie Pumpennutzerin sind, haben Sie vielleicht auch mal eine verhärtete Stelle erwischt, in die Sie den Katheter gesetzt haben. Dort "versackt" das Insulin und es wirkt nicht richtig. Wichtig ist also als erstes, den Katheter zu wechseln oder auch die Spritzstellen zu wechseln und den hohen Blutzucker zu korrigieren. Es ist auch ratsam, regelmäßig einen Basalratentest durchzuführen. So können Sie überprüfen, ob die Insulinversorgung abseits der Mahlzeiten, korrekt ist. Besprechen Sie zudem gerne mit Ihrem Arzt, ob Sie für die Tage mit hohen Werten mehr Basal- bzw. Langzeitinsulin geben können."
Welche Snacks erhöhen nicht den Blutzucker?
Ina S. mit Tochter Ella (5, Typ-1-Diabetes):
"Meine Tochter hat seit einem Jahr Diabetes und ihr Blutzucker schwankt stark. Zwischen den Mahlzeiten hat sie manchmal Hunger. Was kann ich ihr zwischendurch mal geben, ohne dass der Blutzucker ansteigt und ohne Insulin spritzen zu müssen?"
"Manchmal reicht es schon, Kindern, die zu den Mahlzeiten gut essen, ein Glas Wasser oder ungesüßten Tee anzubieten. Ansonsten sind Gemüsesticks aus Karotten, Gurken, Paprika, Kohlrabi oder Stangensellerie meist beliebt bei Kindern. Sie erhöhen nicht den Blutzucker. Und Sie müssen dafür kein Insulin geben. Und gesund ist Gemüse natürlich auch noch. Wenn Ihre Tochter unbedingt mal etwas Süßes essen möchte, können Sie ihr eine Götterspeise mit Süßstoff zubereiten. Sie hat so gut wie keine Kohlenhydrate und muss nicht berechnet werden. Götterspeise gibt es auch oft in Diabeteszentren als Snack für zwischendurch."
Was muss ich beim Intervallfasten beachten?
Lilli H. (53), Typ-1-Diabetes:
"Ständig wird in den Medien über Intervallfasten und 16 Stunden Esspause gesprochen. Ich könnte in meinem Tagesablauf in der Regel ganz natürlich eine Pause von 14 Stunden einlegen, in denen ich nichts esse. Bringt das auch schon was oder müssen es 16 Stunden sein? Ich bin leicht übergewichtig und würde gerne ein bisschen abnehmen."
"Sie können auch 14 zu 10 Stunden machen. Das bringt meist schon etwas. Besprechen Sie bitte, bevor Sie starten, mit Ihrem Arzt ob und wie Sie Ihre Diabetestherapie anpassen sollten. Der Trick beim Intervallfasten ist, dass man dem Insulinspiegel durch die Esspause die Chance gibt, zu sinken. So kann der Körper Fett abbauen. Um Gewicht zu verringern, sollten Sie aber auch in der Essphase raffinierte Kohlenhydrate – etwa Zucker, Weißmehl, Nudeln und Weißbrot – möglichst vermeiden. Versuchen Sie außerdem die Mahlzeiten auf drei am Tag zu beschränken. Bei dem Intervallfasten liegt der Erfolg darin, dass man den Hunger überlistet. Hat man weniger Zeit und Gelegenheit zu essen, nimmt man auch weniger Kohlenhydrate zu sich und man hat die Chance, abzunehmen oder zumindest das Gewicht zu halten."
Ist es schlimm, wenn ich beim Insulinspritzen ein Blutgefäß treffe?
Elisabeth S. (18), Typ-1-Diabetes:
"Manchmal blutet die Einstichstelle, wenn ich Insulin spritze. Muss ich mir dann Sorgen machen?"
"Wenn die Gefäße bläulich durch die Haut schimmern, sollten Sie versuchen, diese nicht zu treffen. Verletzen Sie ein Blutgefäß bei der Injektion, kann ein blauer Fleck entstehen. Nicht schön, in der Regel aber harmlos. So ein Hämatom zeigt sich mit der Zeit in verschiedenen Farben, bis es sich aufgelöst hat. Das Tückische: Manchmal wirkt das Insulin nicht gut, wenn es in einem Bluterguss landet. Da man aber nicht weiß, ob und wieviel Insulin verzögert wirkt, sollte man abwarten und nicht sofort nachspritzen. Prüfen Sie besser in den nächsten Stunden regelmäßig den Blutzucker. Ist er zu hoch, spritzen Sie nach Ihrem bekannten Korrekturschema nach."
Hohe Werte am Morgen: Was tun?
Karin S. (75), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe seit neun Jahren Diabetes. Ich esse gesund, gehe spazieren und nehme täglich zwei blutzuckersenkende Tabletten ein. Damit bin ich immer gut gefahren. Seit ein paar Wochen habe ich morgens nach dem Aufwachen Werte um 180 mg/dl (10 mmol/l). Wie kann ich das ändern?"
"Ihre Tabletten reichen vermutlich nicht mehr aus, um zu verhindern, dass Ihr Blutzucker über Nacht steigt. Menschen mit Typ-2-Diabetes, die vor dem Frühstück erhöhte Werte haben, tagsüber aber dank der Medikamente gut eingestellt sind, hilft es oft, abends zusätzlich ein lang wirkendes Insulin zu spritzen. Es wirkt dem nächtlichen Blutzuckeranstieg entgegen, der zu den hohen Morgenwerten führt. Besprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt, ob diese Behandlung auch für Sie infrage kommt."
Vor dem Schlafengehen steigt mein Blutzucker. Was kann ich tun?
Rolf W. (66), Typ-2-Diabetes:
"Vor dem Zubettgehen gegen 22 Uhr habe ich deutlich erhöhte Zuckerwerte. Mein Nüchternzucker am Morgen ist wiederum zu niedrig. Ich spritze vor dem Schlafen ein Langzeitinsulin (Wirkstoff: Glargin) und zu den Hauptmahlzeiten schnelles Insulin. Was sollte ich verändern?"
"Vermutlich haben Sie abends hohe Werte, weil die Wirkung Ihres Langzeitinsulins, das normalerweise über 24 Stunden wirkt, nachlässt. Das kommt bei manchen vor. Oder Sie müssen die Dosis des kurz wirkenden Insulins fürs Abendessen erhöhen. Da aber Ihre Morgenwerte zu niedrig sind, ist es eventuell sinnvoll, die Dosis des Langzeitinsulins zu verringern und dafür zweimal täglich zu spritzen. Ihr Arzt hilft Ihnen dabei, passende Zeiten und die genaue Dosis herauszufinden."
Frühschoppen: Warum steigt mein Blutzucker?
Bernd S. (66), Typ-2-Diabetes:
"Ich messe jeden Morgen meinen Blutzucker. Vor dem Frühstück spritze ich dann Insulin, und mittags sind meine Werte wieder im Normbereich. Das ist aber nicht so, wenn ich sonntags zum Frühschoppen gehe. In der Gaststätte trinke ich meist drei Flaschen alkoholfreies Bier. Warum sind meine Werte danach immer so hoch?"
"Bier — ob mit oder ohne Alkohol — enthält Kohlenhydrate. Etwa 15 Gramm pro halbem Liter, bei Weißbier sogar 25 Gramm. Bei drei Flaschen ist das eine ganze Menge. Bei alkoholfreiem Bier sollten Sie dafür Insulin spritzen, sonst steigt der Blutzucker — wie bei Ihnen. Bei normalem Bier in kleineren Mengen brauchen Sie kein Insulin zu spritzen. Denn Alkohol senkt den Blutzucker. Er hemmt die Zuckerbildung in der Leber."
Nach dem Essen steigt mein Blutzucker sehr stark an. Was tun?
Helga M. (67), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe seit ein paar Monaten nach den Mahlzeiten hohe Blutzuckerwerte, obwohl ich mich gesund ernähre und täglich spazieren gehe. Mein Arzt hat schon verschiedene Diabetestabletten verordnet, die ich ausprobiert habe. Doch oft messe ich zwei Stunden nach dem Essen noch 280 mg/dl (15,5 mmol/l). Morgens vor dem Frühstück dagegen sind meine Werte ganz normal."
"Menschen mit Typ-2-Diabetes, die nach den Mahlzeiten trotz ihrer Tabletten einen hohen Blutzucker haben, hilft zum Beispiel eine supplementäre Insulintherapie (SIT). Sie nehmen ihre Medikamente weiter, und zu den Hauptmahlzeiten spritzen sie ergänzend — also supplementär — ein kurz wirkendes Insulin, das dem Blutzuckeranstieg entgegenwirkt. Fragen Sie Ihren Arzt, ob das auch für Sie eine Option sein könnte. In einer Schulung lernen Sie, wie man Insulin spritzt."
Ich brauche auf einmal weniger Insulin. Was könnte der Grund sein?
Ulli S. (74), Typ-2-Diabetes:
"Ich musste in den vergangenen zehn Jahren vor den Mahlzeiten Insulin spritzen. In den letzten fünf Monaten habe ich wegen privater Sorgen 15 Kilo abgenommen. Seit einem Monat sind meine Blutzuckerwerte sogar oft zu tief, obwohl ich die Insulindosis reduziert habe. Was kann dahinterstecken?"
"Es ist nicht schön, dass Sie Kummer hatten und dadurch abgenommen haben, aber für Ihren Diabetes-Stoffwechsel ist das geradezu ideal. Durch die Gewichtsabnahme sprechen die Zellen in Ihrem Körper wieder besser auf Insulin an. Und anscheinend produziert Ihre Bauchspeicheldrüse noch genügend davon. Jetzt ist es zwingend nötig, die Insulindosis weiter zu verringern oder das Insulin ganz abzusetzen. Besprechen Sie das schnellstmöglich mit Ihrem Arzt."
Morgens und abends brauche ich Insulin, mittags aber nicht. Wieso?
Paul W. (68), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe bisher zu den Hauptmahlzeiten Insulin gespritzt. Nach dem Mittagessen hatte ich dann oft Unterzuckerungen. Seit Kurzem lasse ich mittags das Insulin weg, morgens und abends spritze ich aber. Meine Werte sind nun optimal. Wie kann es sein, dass ich mittags kein Insulin brauche?"
"Wir unterliegen einem zirkadianen Rhythmus. Für den Diabetesstoffwechsel bedeutet das, dass der Körper mittags für die gleiche Mahlzeit weniger Insulin braucht als morgens oder abends. Ich kann mir vorstellen, dass Ihre Bauchspeicheldrüse noch etwas Insulin produziert. Es reicht aus, um mittags den Zucker aus dem Essen in die Zellen zu schleusen. Morgens und abends allerdings braucht Ihr Körper mehr Insulin, und Sie müssen zusätzlich spritzen."
Warum habe ich morgens hohe Werte, obwohl ich mich an alle Regeln halte?
Heidi H. (79), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe seit 20 Jahren Typ-2-Diabetes und halte mich an alle Vorgaben meiner Ärztin: Ich nehme die Tabletten, treibe täglich Sport, esse gesund. Ich bin schlank. Doch meine Zuckerwerte am Morgen sind erhöht, obwohl ich dann zwölf Stunden nichts gegessen habe. Wieso ist das so? Was kann ich ändern?"
"Sie machen alles richtig. Unsere Leber kann selbst Zucker produzieren. Diesen brauchen wir zum Beispiel zwingend an Tagen, an denen wir nichts essen, um den Körper mit Energie zu versorgen. Auch nachts schüttet die Leber Zucker aus. Mangelt es Diabetikern an Insulin, fehlt der Türöffner, um diesen Zucker in die Zellen zu schleusen. Der Blutzucker steigt also. Besprechen Sie daher mit Ihrer Ärztin, ob Sie die Therapie mit Tabletten oder Insulin zur Nacht optimieren sollten."
Muss ich bis an mein Lebensende Insulin spritzen?
Gerd H. (81), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe seit 15 Jahren Typ-2-Diabetes. Seit fünf Jahren spritze ich Insulin. Zunächst waren es morgens zehn und abends sechs Einheiten. Jetzt sind es nur noch vier bzw. zwei Einheiten. Ich habe einen guten Blutzucker-Langzeitwert. Muss ich bis an mein Lebensende spritzen? Es fällt mir zunehmend schwerer."
"Es ist sehr interessant, dass Sie nur noch sechs Einheiten Insulin benötigen und einen guten Blutzucker-Langzeitwert haben. Offenbar haben Sie Ihre Ernährung und Bewegung hervorragend optimiert — und dadurch den Insulinbedarf gesenkt. Bei einer so geringen Insulinmenge pro Tag ist es oft möglich, die Behandlung mit Insulin gegen eine moderne Therapie mit Tabletten auszutauschen. Lassen Sie sich dazu bitte von Ihrem Arzt beraten."
Kann der Diabetes eigentlich auch wieder verschwinden?
Wolf M. (72), Typ-2-Diabetes:
"Ein Bekannter, 66 Jahre alt, hatte vor ein paar Wochen bei einer ärztlichen Untersuchung einen viel zu hohen Blutzucker. Die Diagnose: Typ-2-Diabetes. Er hat dann sein Essen umgestellt und geht jetzt jeden Tag zwei Stunden spazieren. Neulich sagte er, dass sein Diabetes weg sei. Kann das sein?"
"Nein, das ist leider nicht möglich. Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung. Sie bleibt ein Leben lang. Wahrscheinlich ist der Diabetes Ihres Bekannten sehr früh entdeckt worden. Und die Lebensumstellung — kohlenhydratarmes Essen und Bewegung — hält seinen Blutzucker in Schach. Trotzdem sollte Ihr Freund sich weiterhin regelmäßig untersuchen lassen. Es kann sein, dass er irgendwann doch Medikamente nehmen muss."
Ananas gegessen: Erst war der Blutzucker zu hoch, dann zu niedrig. Wieso?
Bodo W. (72), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe gestern Abend meine erste Unterzuckerung erlebt — mit Schweißausbruch und Zittern. Wie kam es dazu? Nachmittags habe ich Ananas gegessen. Vorm Abendessen war mein Blutzucker viel zu hoch. Ich habe dann nach vorgegebenem Schema mein Insulin gespritzt."
"Bei sehr süßen Früchten wie bei Ananas steigt der Blutzucker sehr stark und schnell an. Er geht dann aber auch relativ schnell wieder runter. Das Insulin, das Sie gespritzt hatten, wirkte noch nach, als Ihr Körper den Zucker schon verarbeitet hatte. So kam es zu der Unterzuckerung. Wenn Sie das nächste Mal süße Früchte essen und einen hohen Blutzucker haben, sollten Sie vorsichtiger mit Insulin korrigieren. Besser später noch mal messen und falls notwendig Insulin spritzen."
Intervallfasten: Sollte ich das Langzeitinsulin abends weglassen?
Carla S. (63), Typ-2-Diabetes:
"Ich spritze dreimal am Tag vorm Essen ein kurz wirkendes Insulin und vorm Zubettgehen ein Langzeitinsulin. Nun möchte ich mit Intervallfasten abnehmen, also von 18 Uhr abends bis 10 Uhr morgens nichts essen. Soll ich ab sofort das späte lang wirkende Insulin weglassen?"
"Nein, auf keinen Fall. Das Langzeitinsulin, Ärzte nennen es auch Basalinsulin, sollten Sie auch spritzen, wenn Sie von 18 Uhr bis 10 Uhr nichts essen. Weil Sie einmal am Tag Basalinsulin spritzen, nehme ich an, dass es etwa 24 Stunden wirkt. Es deckt den Grundbedarf des Körpers an Insulin ab. Sie benötigen es unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Im Gegensatz dazu brauchen Sie, wenn Sie etwa das Mittagessen auslassen, kein Insulin zu dieser Mahlzeit spritzen."
Wieso hatte ich nach der Silvesternacht einen so guten Blutzuckerwert?
Karin H. (67), Typ-2-Diabetes:
"Wenn ich morgens meinen Blutzucker messe, ist er mit 140 mg/dl (7,8 mmol/l) oft etwas zu hoch. Ausgerechnet nach der Silvesternacht hatte ich morgens mit 100 mg/dl (5,6 mmol/l) einen Superwert. Vielleicht, weil ich nachts Sekt getrunken habe?"
"Ja, genauso könnte es gewesen sein. Alkohol senkt tatsächlich den Blutzucker — oft Stunden später. Zur Erklärung: Unsere Leber stellt Zucker her und speichert ihn. Ist sie allerdings mit dem Abbau von Alkohol beschäftigt, sind Glukosebildung und -ausschüttung gehemmt. Der Blutzucker sinkt also. Menschen mit Diabetes, die Alkohol trinken und Insulin spritzen oder Sulfonylharnstoffe nehmen, müssen wegen der Unterzuckerungsgefahr die Dosis anpassen."
Traumzuckerwerte im Nordseeurlaub: Wie kommt das?
Rosi S. (68), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe nun schon mehrmals die Erfahrung gemacht, dass meine Blutzuckerwerte im Urlaub an der Nordsee niedriger sind als zu Hause, wenn ich im Finger messe. Obwohl ich wie gewohnt nur meine Diabetes-Tabletten nehme und normal esse. Woran kann das liegen?"
"Viele Menschen mit Diabetes haben wie Sie schon erlebt, dass der Blutzucker im Urlaub anders ist als zu Hause. Das kann mehrere Gründe haben: Wahrscheinlich sind Sie im Urlaub aktiver. Vielleicht machen Sie Strandspaziergänge, die den Blutzucker senken können. Eventuell schlafen Sie wegen der Bewegung an der frischen Luft auch besser, was den Stresspegel senkt und sich ebenfalls positiv auf die Werte auswirkt. Vielleicht ist das Essen dort auch ausgewogener."
Ich habe hohe Blutzuckerwerte bei Vollmond: Wie kommt das?
Rainer (79), Typ-2-Diabetes:
"Ich spritze Insulin und bin eigentlich gut eingestellt. Doch ich habe häufig hohe Blutzuckerwerte, wenn Vollmond ist. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären?"
"Immer wieder berichten mir Patienten, dass sie das Gefühl haben, der Mond beeinflusse ihre Blutzuckerwerte. Wissenschaftlich belegen lässt sich dieser Effekt nicht. Es könnte sein, dass Sie bei Vollmond schlecht schlafen, weil die Nächte heller sind. Diese Schlafstörungen können den Blutzucker erhöhen. Einer der Gründe: Der Körper schüttet in unruhigen Nächten Stresshormone aus, die dem Insulin entgegen wirken. Entspannungsübungen oder Spaziergänge beruhigen und lassen Sie besser schlafen. Und das wirkt sich hoffentlich auch positiv auf Ihren Blutzucker aus."
Intervallfasten: Was muss ich morgens beachten?
Gerda (71), Typ-2-Diabetes:
"Ich möchte gerne mit Intervallfasten abnehmen und von 20 Uhr abends bis 12 Uhr mittags auf Essen verzichten. Sollte ich mein Mahlzeiteninsulin am Morgen dann weglassen?"
"Wichtig ist, dass Sie sich vor dem Intervallfasten von Ihrem Arzt oder ihrem Diabetesteam beraten lassen. Aber Sie haben Recht. Da Sie kein Frühstück zu sich nehmen, spritzen Sie auch kein Insulin dafür. Sie sollten dennoch morgens den Blutzucker messen. Stellen Sie fest, dass er leicht erhöht ist, reicht vielleicht schon etwas Bewegung, um ihn in den Zielbereich zu bringen. Ist er aber stark erhöht sein, was zum Beispiel durch schlechten Schlaf oder Stress sein könnte, sollten Sie etwas Insulin spritzen, um den Blutzucker zu korrigieren. Wieviel Insulin Sie genau bei welchem Blutzuckerwert brauchen, besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt."
Wieso habe ich Unterzucker in der Nacht?
Dieter B. (65, Typ-2-Diabetes):
"Ich bekomme seit Kurzem nachts Unterzuckerungen. Das wundert mich, weil ich ja abends gar kein Insulin spritze und nur eine Tablette nehme. Morgens habe ich aber wieder gute Werte. Was tun?"
"Wenn Sie in der Nacht unter Unterzucker leiden, stimmt irgendwas nicht mit ihrer Behandlung. Die herabfallenden Blutzuckerwerte kommen in aller Regel durch die eingesetzten Tabletten oder durch das gespritzte Insulin zustande. Die Dosis ist zu hoch und muss angepasst werden. Manche Antidiabetika können bei falscher Dosierung noch Stunden später zu Unterzucker führen. Vielleicht brauchen sie – zum Beispiel auch durch einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung und guter Ernährung – auch weniger Medikamente. Besprechen Sie doch bitte mit ihrem Arzt, wie sie die Dosis reduzieren können. Übrigens: Auch Alkohol am Abend kann Unterzucker in der Nacht auslösen."
Wieso habe ich Heißhunger nach dem Essen?
Elli S. (75, Typ-2-Diabetes):
"Ich nehme morgens und abends eine Tablette mit dem Wirkstoff Metformin. Mein Langzeitblutzucker ist in Ordnung. Schon seit langer Zeit bekomme ich aber nach dem Mittagessen Heißhunger. Warum nur? Ich esse dann meist Schokolade – bis zu einer halben Tafel. Das ist natürlich nicht gut für meinen Diabetes und für mein Gewicht."
"Heißhunger auf Süßes kann durch einen kurzzeitig abgesunkenen Blutzuckerspiegel bedingt sein. Ich denke aber nicht, dass das bei Ihnen der Fall ist, da Sie ein Verlangen auf Schokolade nach dem Essen haben. Da steigt der Blutzucker ja eigentlich an. Ihre Tabletten lösen in der Regel auch keinen Unterzucker aus und auch keine Heißhungerattacken. Vieles hängt in unseren täglichen Leben von eingespielten Abläufen ab. Wir sind es gewohnt, gewisse Rituale tagtäglich abzuspielen und weichen davon kaum ab. Sie müssen also lernen, ihr Verhalten umzustellen. Vielleicht hilft Ihnen ja, ein süßer gesunder Nachtisch? Probieren Sie es doch einmal mit einer Handvoll Erd-, Him- oder Heidelbeeren."
Machen die Spritzstellen wirklich so viel aus?
Martha P. (79, Typ-2-Diabetes):
"Seit Jahren spritze ich mein Langzeitinsulin in die Oberschenkel – mal in den linken, mal in den rechten. Ich bekam dort aber zunehmend Verdickungen. Das empfand ich als unangenehm. Zudem verschlechterte sich mein Langzeitblutzuckerwert und die Insulindosis ging immer weiter nach oben. Meine Hausärztin riet mir vor ein paar Wochen, in den Bauch zu spritzen. Schon am ersten Tag bekam ich eine Unterzuckerung. Ich konnte in Absprache mit der Ärztin die Insulindosis um ein Drittel reduzieren. Lag das wirklich an den Spritzstellen?"
"Ja. Durch jahrelanges Insulinspritzen entwickeln sich an den ,Lieblingsstellen’ oft verhärtete, verdickte Hautareale. Das kann passieren, weil das gespritzte Insulin lokal das Fettgewebe verändert. An solchen Stellen ist die Aufnahme von Insulin gestört. Dadurch kann sich der Insulinbedarf enorm erhöhen. Spritzt man mal in solche Stellen und mal in Gewebe, die das Insulin gut aufnehmen, können starke Blutzuckerschwankungen auftreten. Die Empfehlung Ihrer Ärztin, nun in den Bauch zu spritzen, teile ich. Wichtig ist die Dosisreduktion. Und: wechseln Sie immer die Stelle und halten Sie einen Mindestabstand von zwei Zentimetern zur letzten Spritzstelle. Versuchen Sie die Oberschenkel bewusst ein halbes Jahr nicht mehr als Injektionsort zu nutzen, damit sie sich erholen. Auch wichtig: Bei jedem Spritzen eine neue Nadel verwenden."
Wieso habe ich jetzt einen erhöhten Blutzucker?
Angela H. (72, Typ-2-Diabetes):
"Ich habe seit fünf Jahren Diabetes. Seitdem esse ich gesund, verzichte auf Zucker und bin bisher ohne Medikamente ausgekommen. Seit ein paar Wochen habe ich morgens und abends, wenn ich messe, Werte um 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Sonst waren sie immer um die 100 mg/dl (5,6 mmol/l). Ich habe aber gar nichts geändert. Wie kann das sein?"
Neben der Ernährung gibt es noch eine ganze Reihe von anderen Dingen, die den Blutzucker beeinflussen: zum Beispiel Fieber, bestimmte Medikamente, schlechter Schlaf, Stress und Übergewicht. Sollte sich da bei Ihnen in den vergangenen Wochen nichts geändert haben, vermute ich, dass sich Ihr Diabetesstoffwechsel verschlechtert hat. Die Körperzellen sprechen also schlechter auf das Insulin an und dadurch steigt der Blutzucker. Weil wir wissen, dass im Zuge des Älterwerdens bei Menschen mit Diabetes meist die Blutzuckerwerte schlechter werden, bestimmen wir Ärzte ja auch alle drei Monate den Langzeitzuckerwert (HbA1c). Bei Ihren momentanen Werten könnte ich mir vorstellen, dass sie mit Bewegung und nach Rücksprache mit dem Arzt mit einer Gewichtsreduktion von ein bis zwei Kilo wieder bessere Werte erreichen. Hilft das nicht, müssten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob Sie zudem Tabletten nehmen sollten.
Wie bekomme ich meine hohen Zuckerwerte am Morgen in den Griff?
Mathias M. (67, Typ-2-Diabetes):
"Ich bin etwas übergewichtig, spritze dreimal am Tag ein kurzwirkendes Insulin zur Mahlzeit und abends ein Langzeitinsulin. Die Werte sind gut, außer morgens. Da sind sie viel zu hoch. Soll ich die Dosis des Langzeitinsulins erhöhen?"
"Viele Menschen mit Diabetes haben Probleme, gute Blutzuckerwerte am Morgen zu erreichen. Denn der Körper benötigt morgens im Vergleich zu anderen Tageszeiten besonders viel Insulin, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Ist zu wenig Insulin vorhanden, geht der Blutzucker hoch. Sie können nach Rücksprache mit Ihrem Arzt das Langzeitinsulin erhöhen. Aber bitte behutsam, denn die Erhöhung kann zu nächtlichen Unterzuckerungen führen. Es gibt noch weitere Lösungen: Manchmal hilft auch ein Wechsel des Nachtinsulins oder ein Kombination von anderen Antidiabetika mit Insulin. Eventuell können sie auch schon auf der Bettkante das kurzwirksame Insulin spritzen, damit die Werte nicht hochgehen. Besprechen Sie ebenfalls mit dem Arzt, ob ihre Ernährung optimal ist. Manchen Menschen mit Diabetes hilft auch, sich regelmäßig zu bewegen und ein paar Kilo abzunehmen, um die hohen Werte in den Griff zu bekommen."
Warum ist mein Blutzucker nachts zu hoch?
Gertrud L. (83, Typ-2-Diabetes):
"Ich bin eine sehr aktive Rentnerin, gehe viel spazieren, kümmere mich um meine Kinder, Enkel und Urenkel. Ich bin nicht übergewichtig. Sorgen bereiten mir seit ein paar Monaten meine Zuckerwerte in der Nacht, die morgens, wenn ich messe, meist zu hoch sind. Sehr hoch sind sie, wenn ich schlecht geschlafen habe. Ich nehme Diabetestabletten und spritze ein Langzeitinsulin. Was kann ich ändern?"
"Für einen guten Blutzucker in der Nacht ist erholsamer Schlaf sehr wichtig. Sind Sie in der Nacht viel wach, dann schüttet der Körper Stresshormone aus, etwa Adrenalin, das den Blutzucker erhöht. Sollten Sie unruhig schlafen, können Sie da vielleicht etwas ändern: Abendritual einführen – etwa einen Spaziergang machen, ein Kapitel im Buch lesen, das Zimmer gut abdunkeln. Zudem sollten Sie sich auch den Blutzucker über den Tag hinweg ansehen. Denn wenn auch da die Werte zu hoch sind, überträgt sich das auf die Nacht. Das bedeutet, Sie sollten nicht nur morgens den Blutzucker kontrollieren, sondern eine zeitlang auch vor den Mahlzeiten. Bitte protokollieren Sie die Werte und besprechen Sie sie mit Ihrem Arzt. Er kann sicher Ihre Therapie optimieren."
Ich habe mein Insulin vertauscht. Was tun?
Renate L. (80), Typ-2-Diabetes:
"Ich habe gerade eben zum Mittagessen nicht mein Mahlzeiteninsulin gespritzt, sondern aus Versehen mein Langzeitinsulin. Das injiziere ich normalerweise abends. Was muss ich jetzt beachten?"
"Bleiben Sie ruhig. Das ist nicht so schlimm, da sie es bemerkt haben. Es könnte sein, dass Sie eine Unterzuckerung bekommen. Deswegen kontrollieren Sie am Nachmittag und bis in den Abend hinein bitte mindestens alle zwei Stunden Ihren Blutzucker. Ist er zu niedrig, können Sie sich heute ein großes Stück Kuchen gönnen. Die Dosis des Langzeitinsulins am Abend sollten Sie zudem mindestens um die Hälfte reduzieren und bei niedrigen Werten sogar weglassen."
Was tun, wenn Insulin aus der Einstichstelle läuft?
Reiner M. (71), Typ-2-Diabetes:
"Ich muss seit Kurzem Insulin spritzen. Manchmal läuft aus der Einstichstelle ein Tropfen Insulin heraus. Ist das schlimm?"
"Es bleibt beim Spritzen meist ein wenig Insulin an der Nadel hängen oder aus der Einstichstelle läuft ein Tropfen heraus. Keine Sorge, das ist nicht schlimm und quasi einkalkuliert. Wichtig allerdings ist, dass Sie richtig spritzen. Verwenden Sie für jede Injektion eine neue Nadel und warten Sie nach der Insulingabe noch zehn Sekunden, bevor Sie die Nadel wieder aus Gewebe und Haut ziehen. Mehr zum Thema finden Sie unter Wie spritze ich Insulin richtig?"
Vor dem Spaziergang weniger Insulin spritzen?
Angelika F. (65), Typ-2-Diabetes:
"Ich muss seit Kurzem zu den Mahlzeiten Insulin spritzen. Nach dem Abendessen, gegen 20 Uhr, gehe ich dann eine große Runde mit dem Hund spazieren. Dann esse ich meist noch eine Kleinigkeit, weil sonst mein Blutzucker zu tief rutscht. Ist das in Ordnung oder sollte ich bei geplanter Bewegung weniger Insulin zur Mahlzeit spritzen?"
"Wenn Sie bald nach dem Essen spazieren gehen, dann ist es tatsächlich günstig, wenn Sie weniger Insulin spritzen, um nicht zu viele Kohlenhydrate zu sich nehmen zu müssen. Bei ungeplanter Bewegung oder wenn die Mahlzeit schon eine Weile her ist, kann es dagegen unumgänglich sein, noch einmal extra Kohlenhydrate zu essen. Probieren Sie doch mal aus, ob es zum Beispiel auch mit Obst funktioniert. Ein kleiner Apfel zum Beispiel hat ungefähr zehn Gramm Kohlenhydrate."