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Wie oft sollte ich meine Zuckerwerte selbst kontrollieren?

Das hängt vor allem von Ihrer Therapie ab. Wenn Sie Typ-2-Diabetes haben und kein Insulin spritzen, zahlt die Kasse nur in Ausnahmefällen Teststreifen, etwa bei akuten Erkrankungen. Um zu erkennen, ob die Therapie verbessert ­werden muss, ist neben der Kontrolle beim Arzt ab und an ein Tagesprofil sinnvoll.

Dabei messen Sie an einem Tag zu unterschiedlichen, ärztlich abgesprochenen Zeiten den Blut­zucker. Bei Typ-2-Diabetes und fixer Insulindosis empfehlen Fachleute regelmäßige Tagesprofile, anfangs tägliche Messungen. Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-­Diabetes, die ihre Insulindosis selbst anpassen, sollten vor Hauptmahlzeiten und Zubettgehen messen, zudem etwa bei Unterzucker-Verdacht, vor dem Autofahren oder Sport.

Welche Messmethoden gibt es?

Der Klassiker ist die Messung per ­Fingerpiks. Dabei gewinnen Sie mit einer Stechhilfe einen winzigen Tropfen Blut aus der Fingerkuppe. Das Blut tragen Sie auf einen ins Messgerät eingelegten Teststreifen auf. Binnen Sekunden wird das Ergebnis angezeigt.

Eine Alternative ist die kontinuierliche Zuckermessung (CGM): Ein Sensor unter der Haut misst den Zucker im Unterhautfettgewebe und funkt die Werte an ein Empfangsgerät, etwa das Handy. Dieses zeigt den Wert, den Verlauf und mit Pfeilen ob und wie stark der Zucker­spiegel fällt oder steigt. Zudem alarmiert das System bei Über- und Unterzuck­erung. Den Sensor wechseln Sie je nach System alle 6 bis 14 Tage. Es gibt auch einen Langzeitsensor, der vom Arzt ­unter der Haut am Oberarm platziert wird. Dort bleibt er bis zu 180 Tage.

Prof. Dr. med. Jochen Seufert

Blutzucker: Das ist bei Diabetes wichtig

Eine gute Blutzucker-Einstellung ist die Basis der Diabetestherapie. Regelmäßig messen hilft, zu hohe und zu tiefe Werte zu vermeiden und Folgekrankheiten vorzubeugen zum Artikel

Welche Methode passt zu mir?

Die Messung per Fingerpiks eignet sich vor allem, wenn Sie nur gelegentlich messen müssen und keine starken Zuckerschwankungen haben. Auch bei Nutzung eines CGM-Systems ist in manchen Situationen eine Blutzuckermessung nötig. Von der kontinuierlichen Messung profitieren Sie besonders, wenn Sie Ihre Werte mehrmals täglich kontrollieren müssen und diese stark schwanken. Sehr hilfreich sind CGM-Systeme, wenn Sie Unterzuckerungen nicht rechtzeitig spüren. Die Systeme warnen, wenn sich ein Tief ankündigt. Auch wenn Sie bei der Arbeit nicht jederzeit blutig messen können, erleichtert ein CGM-System den Alltag.

Wie finde ich das beste Gerät für mich?

Lassen Sie sich Sie bei Ärztin, Arzt, in der Apotheke oder im Fachhandel verschiedene Messgeräte zeigen. Es muss zu Ihren Bedürfnissen passen. Bei steifen oder zittrigen Händen brauchen Sie ein Gerät, das gut in der Hand liegt, große Tasten und stabile Streifen hat. Eine Stechhilfe mit Lanzettentrommel erspart den Umgang mit einzelnen Lanzetten. Sehen Sie schlecht, sind eine gut lesbare Anzeige und gut fühlbare Tasten wichtig. Manche Geräte sagen Bedienungsschritte und Ergebnis an. Andere berechnen die Mahlzeiten-­Insulindosis, kommunizieren kabellos mit Apps oder messen die Blutketone.

Selbstzahler sollten auf den Preis der Streifen achten. Einige Hersteller von CGM-Systemen bieten einen kostenlosen Sensor zum unverbindlichen Probetragen an. Bei Unterzucker-Problemen sind Systeme hilfreich, die bei raschem Zuckerabfall warnen und nicht nur unter einem Grenzwert. Manche arbeiten mit einer Insulinpumpe zusammen, die die Abgabe anpasst. Möchten Sie den Sensor nicht alle 6 bis 14 Tage wechseln oder vertragen die Pflaster anderer CGM-Systeme nicht, eignet sich der Langzeitsensor.

Wann zahlt die Kasse?

Anspruch auf ein Blutzucker-Messgerät haben Sie bei einer Insulintherapie. Eventuell müssen Sie eines wählen, für das der Hersteller einen Rabattvertrag mit Ihrer Kasse hat. In begründeten Fällen darf der Arzt ein anderes Gerät aufschreiben. Je nach Diabetesform und Art der Insulintherapie zahlt die Kasse circa 200 bis 600 Streifen pro Quartal. In begründeten Fällen mehr, bei Nutzung eines CGM-Systems weniger.

Spritzen Sie kein Insulin, zahlt die Kasse nur in Ausnahmefällen. Eine CGM finanziert die Kasse bei intensivierter Insulin- und Pumpentherapie, wenn Sie die Therapieziele anders nicht erreichen. Manche Kassen zahlen nur Systeme, mit deren Herstellern sie Verträge haben. Wie viele SensorenIhnen ­zustehen, hängt von der vorgesehenen Tragedauer ab.

Was ist für ein korrektes Messergebnis wichtig?

Für die Blutzuckermessung: saubere und trockene Finger. Feuchtigkeit, Spuren von Creme oder Zucker (etwa von Obst) verfälschen das Ergebnis. Daher bitte vor dem Messen die Hände waschen und gut abtrocknen. Auch feucht oder schmutzig gewordene Teststreifen können zu falschen Werten führen. Bewahren Sie die Streifen in der Originaldose auf und schließen Sie diese nach Entnahme eines Streifens sofort wieder. Schützen Sie Ihre Messutensilien auch vor Hitze und Minusgraden und beachten Sie das Haltbarkeitsdatum.

Für ein zuverlässiges Ergebnis ist es zudem wichtig, dass Gerät und Streifen dieselbe Temperatur haben. Zur Blutgewinnung die Fingerkuppe nicht quetschen. Das kann den Messwert verfälschen. Besser: Finger mit leichtem Druck zur Kuppe hin ausstreichen. Manche CGM-System müssen regelmäßig kalibriert werden, um zuverlässige Wertezu liefern. Wichtig ist auch, dass der Sensor korrekt unter der Haut liegt und gut fixiert ist. Bitte ­keine Stelle wählen, an der es drücken kann, etwa weil Sie darauf liegen oder unter dem Gürtel. Auch direkt neben die Kanüle der Insulinpumpe oder in veränderte Hautstellen ­sollten Sie den Sensor nicht legen.

Egal welche Methode: Bestimmte Medikamente können das Messergebnis verfälschen. Angaben dazu finden Sie im Beipackzettel der Teststreifen und in manchen CGM-Anleitungen Im Zweifelsfall bitte mit Ärztin oder Apotheker sprechen.

Fachliche Beratung:

Diabetologe Dr. Helmut Pillin, München

Diabetesberaterin Juliane Steffan, Diabetes Zentrum Mergentheim


Quellen:

  • Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD): Leitfaden zur Glukose- Selbstkontrolle in Beratung und Therapie. Leitlinie: 2019. https://www.vdbd.de/... (Abgerufen am 11.07.2023)

  • Schlüter S et al.: Glukosemessung und -kontrolle bei Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes. In: Diabetologie und Stoffwechsel: 01.01.2022, https://doi.org/...