Logo der Apotheken Umschau

Die eigene Gesundheit kann man leicht durch die falsche Ernährung ruinieren. Rund elf Prozent aller Erkrankungen und 15 Prozent aller Todesfälle in Deutschland lassen sich auf Risikofaktoren zurückführen, die mit unserer Ernährung zusammenhängen. Und mehr als jeder zweite Deutsche ist übergewichtig. Gesunde Ernährung zu fördern, könnte dabei helfen, Krankheiten und Todesfälle zu vermeiden.

Was hilft wirklich gegen Übergewicht?

Aber was sind die wirksamsten Maßnahmen? Das haben Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Eine besonders viel versprechende Maßnahme sei die so genannte Zuckersteuer oder Herstellerabgabe auf stark überzuckerte Produkte, allen voran Erfrischungsgetränke. Schließlich fördern zuckerhaltige Getränke die Entwicklung von Übergewicht und erhöhen das Diabetesrisiko. Die Idee hinter einer Zuckersteuer: den Konsum durch die höheren Preise drosseln und die Hersteller dazu bringen, weniger Zucker in ihren Produkten zu verwenden. Die Zuckerindustrie hält dagegen: Es gebe derzeit keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine Zuckersteuer das Auftreten von Übergewicht verringere.

Was sagen Mediziner zur Zuckersteuer?


"Was eine Zuckersteuer bringt, hängt sehr davon ab, wie man sie gestaltet", sagt der Ernährungsmediziner Professor Hans Hauner von der Technischen Universität München. Es gibt bereits in mehr als 40 Ländern eine Zuckersteuer. "Meist handelt es sich um eine geringe Zuckersteuer, die die gesüßten Getränke nur ein bisschen verteuert", sagt Hauner. "Aber damit der Konsum wirklich zurückgeht, muss der Verbraucher die Steuer in seiner Geldbörse spüren“, ist Hauner überzeugt.

Zuckersteuer: Vorbild Großbritannien

Für Deutschland sind wir derzeit von einer Zuckersteuer noch weit entfernt, die Ampelkoalition plant keine entsprechende Regelung. Man kann sich hierzulande laut Hauner aber ein Beispiel an Großbritannien nehmen. Seit 2018 werden Getränke mit mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter mit einer Abgabe von 18 Pence (ca. 20 Cent) pro Liter belegt. Auf Softdrinks mit mehr als acht Gramm Zucker pro 100 Milliliter werden sogar mit 24 Pence (ca. 28 Cent) pro Liter an Steuern fällig. "Das hatte durchaus Erfolg", bestätigt Hans Hauner. Tatsächlich haben Hersteller den Zuckergehalt in ihren Produkten gesenkt. Teilweise haben sie aber auch Zucker durch Süßstoff ersetzt, der gesundheitlich umstritten ist. "Aber Süßstoffe enthalten zumindest keine Kalorien und können nicht dick machen", sagt Hans Hauner.

Nach der Einführung der Zuckersteuer ging in Großbritannien damit der Zuckerkonsum über zuckergesüßte Getränke im Schnitt um 30 Prozent zurück. Die Menschen kauften zuckerärmere Getränke . "Ob das aber die Menschen schlank macht, ist eine ganz andere Frage", schränkt Hauner ein. "Diese 30 Prozent machen 50 bis 100 Kalorien am Tag aus. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein". Tatsächlich fehlen noch Studien dazu, ob durch eine Zuckersteuer die Pfunde wirklich purzeln. "Ich erwarte da keine nennenswerte Gewichtsabnahme", so der Ernährungsmediziner.

Ernährungsmediziner Hauner glaubt, eine reine Zuckersteuer würde in Deutschland wenig bringen. Lebensmittel sollten vielmehr allgemein mit einer Mehrwertsteuer belegt werden, die sich am Gesundheitswert der Lebensmittel ausrichtet. So könnte man beispielsweise keine Mehrwertsteuer erheben auf gesunde Produkte wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Dafür aber etwa Produkte mit viel Fett wie Wurst zum Ausgleich stärker besteuern.