Sind Schmerzmittel in der Schwangerschaft erlaubt?
Egal, wo sie sitzen: Schmerzen sind doof. Und in der Schwangerschaft ganz besonders. Denn schnell mal zur altbewährten Schmerztablette greifen, geht nicht. Schließlich sind die Kreisläufe von Mutter und Kind über die Nabelschnur miteinander verbunden. Und das heißt: Fast alles, was die Schwangere zu sich nimmt, kommt in irgendeiner Form auch beim Baby an und kann auch hier Nebenwirkungen verursachen. "Man behandelt tatsächlich immer zwei Menschen in der Schwangerschaft, auch wenn eigentlich nur die Mutter das Medikament braucht", erklärt Prof. Dr. Christof Schaefer, Kinder- und Jugendarzt und ehemaliger ärztlicher Leiter des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie an der Charité Universitätsmedizin in Berlin.
Viele Schwangere sind unsicher
Blöd nur, dass es gerade in der Schwangerschaft besonders häufig irgendwo spannt und zwickt. Das zusätzliche Gewicht verursacht oft Rückenschmerzen, die Hormone begünstigen Kopfweh. Jetzt ein Schmerzmittel nehmen? Viele Schwangere sind da unsicher. Das beobachtet auch Christiane Tremel, Leiterin einer Apotheke in Dornburg-Camburg. Sie rät den Frauen: "In jedem Fall zuerst Rücksprache mit der Frauenärztin halten." Aber auch in der Apotheke können werdende Mütter nachfragen, was sie nehmen dürfen.
Fest steht: Besser ist es, ohne Medikamente auszukommen, aber: "Wenn eine Schwangere Schmerzmittel wirklich braucht, dann ist es sinnvoll, dass sie sie auch nimmt", sagt Schaefer. Denn wer permanent starke Beschwerden habe und entsprechende Botenstoffe ausschütte, tue dem Kind im Mutterleib keinen Gefallen. "Auch für das Ungeborene können starke unbehandelte Schmerzen der Mutter Stress bedeuten", erklärt der Mediziner. Sehr starke Schmerzen können sogar Opioide erfordern. "Sie sollten in der Schwangerschaft zwar sparsam eingesetzt werden, aber der Embryo verträgt es normalerweise gut, wenn sie in Ausnahmefällen verwendet werden", sagt Schaefer.
"So viel wie nötig, so wenig wie möglich"
Grundsätzlich sollten Schwangere Schmerzen solange wie möglich mit alternativen Maßnahmen lindern. Helfen sanfte Mittel nicht, gilt für Medikamente: "So viel wie nötig, so wenig wie möglich", sagt Apothekerin Tremel. Das Problem ist nämlich: Ab welcher Menge und über welchen Zeitraum die Arzneimittel das Ungeborene beeinflussen, darüber können Forscher nur spekulieren. Medikamentenstudien werden an Schwangeren aus ethischen Gründen nicht durchgeführt – man will nicht mit der Gesundheit des ungeborenen Babys experimentieren. Wissenschaftler können also keine der sonst üblichen klinischen Studien zurate ziehen, sie müssen sich auf Beobachtungsdaten aus dem klinischen Alltag verlassen.
Eine Orientierung für die gängigsten Wirkstoffe
"Es kommt darauf an, die Mittel, ihre Dosierung und ihre Einnahmedauer bewusst auszuwählen", erklärt Christof Schaefer. Dann ließen sich Schmerzen während der Schwangerschaft gut behandeln – und das Baby im Bauch bekomme kaum etwas davon mit. Daher: die Einnahme von Schmerzmitteln immer vorher mit dem Gynäkologen oder der Gynäkologin abstimmen. Als Orientierung gilt für die drei gängigsten Wirkstoffe:
- Paracetamol
Bei akuten Schmerzen oder Fieber und wenn sanfte Methoden nicht helfen, nehmen Schwangere am ehesten den Wirkstoff Paracetamol. Er gilt verantwortlich eingesetzt als nicht bedenklich für Mutter und Kind. Das heißt, der Wirkstoff sollte so kurz wie möglich und in der niedrigsten wirksamen Dosis eingenommen werden. - Ibuprofen
Benötigen Schwangere einen Schmerz- und Entzündungshemmer aus der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), eignet sich am besten Ibuprofen. Ab der 28. Schwangerschaftswoche sollten Ibuprofen und andere NSAR nicht mehr genommen werden, da diese dann zu Herz- und Nierenproblemen beim Kind führen können. Auch für diesen Wirkstoff gilt, dass er nur so kurz wie möglich eingenommen werden sollte. Ab der 28. Woche auch keine Salben/Gele verwenden, die einen Wirkstoff der NSAR-Gruppe enthalten. - Acetylsalicylsäure (ASS)
Diesen Wirkstoff meiden (besser ist Paracetamol). Ab der 28. Schwangerschaftswoche darf ASS als Schmerz- und Fiebermittel gar nicht mehr verwendet werden. Dann steigt das Risiko für schwere Komplikationen bei Mutter und Kind. Ausnahme: eine vom Arzt angeordnete, vorbeugende Behandlung, um etwa eine Präeklampsie zu vermeiden. In diesem Fall wird ASS so niedrig dosiert, das es als unbedenklich gilt.