Tipps für den ersten Spaziergang mit Baby
Ein gesundes Baby ist für den Start ins Leben gut gerüstet. Das gilt auch für einen ersten Spaziergang an der frischen Luft, sagt Professor Dr. Dominique Singer, Neonatologe und Leiter am Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Dennoch: „Neugeborene haben im Verhältnis zu dem kleinen Volumen ihres Körpers eine relativ große Körperoberfläche, darüber geht viel Wärme verloren. Deshalb sind sie grundsätzlich auskühlungsgefährdet.“
Aber auch ein Hitzestau tut dem Neugeborenen nicht gut. Was wichtig ist, damit Ihr Baby erste Ausflüge draußen gesund und munter genießen kann und auch ein Frühgeborenes sicher unterwegs ist:
Neugeborene müssen sich erst mal akklimatisieren
In der Gebärmutter herrscht konstant wohlige Wärme. Nach der Geburt muss das Baby selbst für eine gleichbleibende Körpertemperatur sorgen. „Lassen Sie ihm ein paar Tage Zeit, sich zu akklimatisieren“, rät Professor Singer, „gegen Ende der ersten Lebenswoche ist ein reifes Neugeborenes bereit für einen ersten Spaziergang von cirka 15 bis 20 Minuten.“ Allerdings muss ein Baby nicht zwingend raus in den ersten Lebenswochen, sagt Hebamme Julia Neumaier vom Klinikum Erding: „Es braucht primär die Nähe zur Mutter. Schlafen, Nahrungsaufnahme, Ausscheiden, Bindungsaufbau, das sind für ein Neugeborenes große Herausforderungen, die es erst einmal bewältigen muss.“ Das Spazierengehen sei primär wichtig für die Eltern, so erlebt sie es jedenfalls oft während der Betreuung der Eltern, „für die Psyche eben“. Und auch das ist in Ordnung, meint sie: „Wer nun mal gern draußen ist, möchte das sicher auch gern recht bald mit dem Baby machen können. Und wenn noch andere Kinder da sind, die rauswollen, dann darf das Baby natürlich mit.“
Babys nach dem Zwiebel-Prinzip anziehen
Das kennen wir Großen auch: Mehrere Schichten Kleidung sind ideal, um bei jeder Temperatur richtig angezogen zu sein. „Bei Kälte sorgen die Luftkammern zwischen den einzelnen Schichten zudem dafür, die Wärme zu speichern“, erklärt Neugeborenen-Mediziner Singer, „und wird es zu warm, ist schnell etwas ausgezogen.“ Sein Tipp: „Für das Neugeborene immer eine Schicht mehr, als man selbst tragen würde. Sind Sie herbstlich angezogen, sollte Ihr Baby winterwarm eingepackt sein.“ Wieder daheim, machen Sie einen Temperatur-Check: „Fühlen Sie mit der Hand in den Nacken oder in den Rücken. Ist es dort feucht, hat das Baby geschwitzt und war zu warm angezogen. Fühlt es sich dort kühl an, darf es beim nächsten Spaziergang ruhig ein bisschen mehr sein.“ Das Köpfchen brauche zu jeder Jahreszeit eine Bedeckung, „das empfehle ich im Übrigen auch für Kleinkinder“, so der Professor. Auch Hebamme Julia Neumaier empfiehlt die Faustregel „eine Schicht mehr als man selbst“, und sie beruhigt: „Meist bekommt man es nach einigen Spaziergängen schon mit, was für ein Temperatur-Typ das Baby ist, denn auch bei den Kleinen gibt es da individuelle Vorlieben. Die einen mögen es gern etwas wärmer, die anderen, oft sind das eher die Jungs, mögen es vielleicht nicht ganz so warm.“ Ihr Tipp: „Verlassen Sie sich auf Ihren eigenen Eindruck von Ihrem Baby und lassen Sie sich nicht irritieren, falls das Baby der Freundin zum Beispiel viel dicker eingepackt ist als Ihres.“ Dennoch gilt grundsätzlich, weiß auch sie: „Je kleiner das Baby, desto mehr Wärme braucht es.“
Frühchen müssen besonders geschützt werden
Bei einem frühgeborenen Kind ist die Wärmebildung noch unreif, erklärt der Neonatologe, „es ist anfälliger für Auskühlung als ein reifes Baby.“ Entlassen wird ein Frühgeborenes am Zentrum für Geburtshilfe am UKE erst, wenn es die 36. Woche vollendet hat und mehr als 2000 Gramm wiegt. Bei warmem Wetter darf es dann ruhig mal eine Viertelstunde raus, empfiehlt der Mediziner, „aber natürlich besonders gut eingepackt. Im Winter bedeutet das durchaus einen dicken Schneemann-Look“. Am besten mit dem betreuenden Klinik-Team genau besprechen, was individuell richtig und notwendig ist, rät er, „bei Frühchen hängt das sehr stark vom jeweiligen Körpergewicht ab.“
Mamas sollten auf ihr Bauchgefühl hören
Auf die Frage, wie oft so ein Spaziergang mit Baby gut sei, antwortet Hebamme Neumaier aus der Perspektive der Mutter: „Nach der Geburt beginnt die Rückbildung des Beckenbodens, und das braucht nun mal seine Zeit. Deshalb rate ich jeder Mutter, die gerade entbunden hat, auf ihr ‚Bauchgefühl‘ zu achten: Was fühlt sich gut an, wie lange fühlt es sich gut an, wann beginnen womöglich Schmerzen.“ Bei Schmerzen lieber umkehren oder gleich zu Hause bleiben, lautet ihre Empfehlung, „und raus nur, wenn Baby und Bauchgefühl das OK geben.“