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Mitten in der Nacht Schritte auf dem Flur. Ein Schniefen. Die Tür zum Schlafzimmer geht auf. „Kann ich zu euch kommen?“, fragt das aufgelöste Kind. „Ich hatte einen Albtraum!“

Für Kinder kein schönes Erlebnis, aus wissenschaftlicher Sicht aber normal. „Je jünger die Kinder sind, desto mehr wird geträumt“, erklärt Dr. Johanna Thünker, psychologische Psychotherapeutin in Kirchhellen. Albträume bei Kindern sind eines ihrer Spezialgebiete. Thünker weiß: Kleine Kinder haben längere Traumphasen als Erwachsene, auch bekannt als REM-Schlaf. Von außen für Eltern manchmal erkennbar, weil bei träumenden Kindern die Augäpfel unter den Lidern schnell hin und her zucken. Da also Kinder mehr Traumphasen haben, haben sie leider auch mehr Albträume.

Wie entstehen Albträume bei Kindern?

Genauso wie bei Erwachsenen vermischt sich in den Albträumen von Kindern tatsächlich Erlebtes mit unheimlichen Fantasien. Kinder fühlen sich im Traum bedroht, fallen irgendwo runter oder werden verfolgt. Die Bösewichte sind eher gruselige Monster als reale Menschen. Dass solche Träume Angst machen, ist logisch. Deshalb wurden sie früher auch Angstträume genannt.

„Aber neben Angst spielen weitere starke Gefühle eine wichtige Rolle“, erklärt Thünker. „Ekel, Wut, Scham, Schuldgefühle oder Hass können ebenfalls Gegenstand kindlicher Albträume sein.“ Ob Ausdruck der Verarbeitung oder pure Fantasie, ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich eine Mischung, so Thünker.

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Wie können Eltern auf Albträume bei Kindern reagieren?

Und was tun, wenn das verängstigte Kind anrückt? Das, was die meisten Bezugspersonen intuitiv machen: „Das Kind sollte vor allem ernst genommen und getröstet werden. Es hilft auch, ihm beruhigend zuzureden“, sagt Psychologe Dr. Janos Frisch aus München. Das gibt Halt und Ruhe für die Nacht. Am nächsten Tag können Eltern und Kind dann darüber sprechen, was genau passiert ist und so schlimm war.

Dass die Auseinandersetzung mit dem Albtraum sinnvoll ist, bestätigt auch Johanna Thünker: „Kinder neigen dazu, dass sie an den nächsten Abenden nicht ins Bett mögen, wenn sie einen Albtraum hatten.“ Das wird bei wiederkehrenden bösen Träumen natürlich noch schwerer.

Auch möglich: Das Kind ist tagsüber müde und gereizt, zieht sich vielleicht sogar zurück. Leidet es sehr unter den Albträumen, sollte man therapeutischen Rat suchen, empfiehlt Thünker. Oft helfen spielerische Tricks, um Kindern die Angst vor bösen Träumen zu nehmen. Stecken traumatische Erlebnisse dahinter, ist professionelle Hilfe wichtig. „Zwar ist es für Kinder oft anstrengend oder auch unangenehm, über die Albträume zu sprechen, aber es hilft“, sagt Thünker.

Wie verlieren Albträume für Kindern ihren Schrecken?

Der Traumforscher und Psychologe Prof. Dr. Michael Schredl leitet das Schlaflabor des Mannheimer Zentralinstituts für seelische Gesundheit. Er sagt: „Kinder lernen einen Traum so umzugestalten, dass er das Albtraumhafte verliert.“ Am einfachsten geht das, wenn das Kind seinen Traum malt. Fauchen Monster, Hexe, Krokodil auf dem Papier, fügt das Kind ein neues Traumende ein; zwischen Monster und Traum-Ich steht etwa eine Mauer oder Mama.

„Die Idee für das neue Ende sollte das Kind selbst entwickeln“, rät Schredl. Die Zeichnung wird dann etwa zwei Wochen lang täglich fünf Minuten angeschaut. Bleiben die Albträume, müssen Profis ran. Der Kinderarzt oder die Kinderärztin überweist an einen Psychotherapeuten oder ein Schlaflabor.

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Lässt sich Albträumen bei Kinder vorbeugen?

Albträumen vorbeugen können Eltern kaum. „Zudem liegt die Neigung für fieses Träumen in den Genen und in der Persönlichkeit“, sagt Schredl. Sensible, ängstliche Kinder träumen eher schlecht, auch Stress spielt eine Rolle, etwa die Scheidung der Eltern oder der Tod der Oma. Dass dies auch nachts beschäftigt, können Eltern nicht verhindern, aber begleiten. Hilfreich können Einschlafrituale sein: So wird zum Beispiel stets gelesen und ein Stofftier kuschelt mit im Bett. Die Kinder erfahren so Verlässlichkeit und dass sie nicht allein sind.

Ist der Nachtschreck ein Albtraum?

Supergruselig, aber harmlos ist der sogenannte Nachtschreck. Das Kind sitzt plötzlich mit offenen Augen im Bett und brüllt – reagiert aber weder auf die Eltern noch auf Licht. Es handelt sich dabei nicht um einen Albtraum, sondern um ein Entwicklungsphänomen, das besonders im Alter zwischen zwei und sechs Jahren auftritt. Eltern können und brauchen nichts zu unternehmen außer: Ruhe bewahren und warten, bis die Episode vorüber ist. Und: am besten den Nachtschreck am nächsten Tag gar nicht groß thematisieren. Denn die allermeisten Kinder erinnern sich zum Glück gar nicht mehr daran.