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Nach der aktuellen EPatient Survey, einer Studie mit 5100 Teilnehmer:innen, haben 4,6 Prozent der Bürger:innen in Deutschland Ende 2020 eine Online-Sprechstunde von Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen besucht; sechs Monate später sind es 10,7 Prozent.

Medizinische Onlineangebote langsam im Kommen

Auch Online-Konsultationen mit Hebammen, Physiotherapeut:innen und anderen Vertreter:innen von Gesundheitsberufen nehmen zu – aktuell nutzen 5 Prozent entsprechende Angebote. Eine noch überschaubare Anzahl – trotz Corona.

Positiv sieht es bei Apps für mehr Achtsamkeit, Prävention und bei digitalen Sportkursen aus. Insgesamt wuchs die Verbreitung digitaler Gesundheitskurse von 14 auf 18 Prozent. Einen Rückgang der Zahl der Nutzer:innen gibt es bei Medikamenten- und Diagnose-Apps. So ging die Zahl der Nutzer:innen von Medikamenten-Apps von 11 auf 9 Prozent zurück. Ursache könnte die sinkende Zahl von Besuchen bei Ärzt:innen und in der Folge von verordneten Therapien sein.

Digitale Angebote erreichen nicht die gewünschten Zielgruppen

Der EPatient Survey, nach eigenen Angaben die umfangreichste repräsentative Studie zum EHealth Markt, zeigt darüber hinaus, dass digitale Angebote nicht immer bei den Menschen ankommen, die sie am meisten benötigen.

In erster Linie kontaktieren der Umfrage nach vor allem die sogenannten besser gestellten Personengruppen mit meist nur akuten Beschwerden ihre Ärzt:innen während des Lockdowns online. Mehr als 3 von 4 Nutzer:innen von Gesundheitsanwendungen sind eher in Städten lebende Akademiker:innen mit weniger chronischen Diagnosen.

So vergrößert sich die Schere zwischen den chronisch kranken, digital uninformierten Personen und den digital affinen Personen. Gegen diesen Trend sollte der Nutzen digitaler Anwendungen dort gezeigt werden, wo die relevanten Zielgruppen sind – zum Beispiel in Arztpraxen, Apotheken oder in Drogerien, meint  Dr. Alexander Schachinger, Projektleiter des EPatient Survey der EPatient Analytics GmbH.

Es fehlt an kreativen Ansätzen

Dass dieser Ansatz funktioniert, beweisen andere Länder. In England etwa zeigen Büchereien und Jobcenter, wie man Termine bei Ärzt:innen bucht, Konsultationen online plant oder eine Medikamenten-App nutzt. In der Schweiz erhalten Patient:innen bei Abgabe eines Rezepts für Antibiotika den digitalen Antibiotika-Coach gleich am Apothekentresen.Auch Marktforscher Schachinger sieht nicht nur Ärzt:innen sondern auch Apotheken als Verkaufsort für Gesundheits-Apps. Es fehle hierzulande an kreativen Ansätzen, digitale Helfer:innen den Zielgruppen entsprechend zu positionieren. "Anti-Stress-Apps auf die Website zu stellen, genügt einfach nicht", so Schachinger.