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Frau Rieger, Sie haben eine Bachelorarbeit über den Einsatz des menschenähnlichen Roboters Pepper in der Aufklärung vor Untersuchungen und Operationen geschrieben. Warum soll ein Roboter medizinische Aufklärungsgespräche führen?

Nina Rieger: Pepper kann nicht nur die Mimik und Gestik von Menschen erkennen und auf sie reagieren. Er kann sich auch in 24 Sprachen mit ihnen unterhalten, er kann zuhören und Fragen beantworten. Wenn Pepper die Aufklärungsgespräche vor einer Operation oder einer Untersuchung führt, haben Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für anspruchsvollere Aufgaben.

Herr Dr. Schaefer, Sie haben Nina Riegers Arbeit betreut. Was macht Pepper für diese Art von Gesprächen kompetent?

Dr. Friedrich-Carl Schaefer: In Pepper steckt ein Computerprogramm, das wir beliebig anpassen können. Pepper sagt und tut also nur das, was wir wollen. Man kann ihn mit unendlich vielen Fragen und Antworten füttern, mit der Zeit wächst sein Repertoire. Um ihm beizubringen, Aufklärungsgespräche zu führen, haben wir mit medizinischen Fachleuten zusammengearbeitet.

Nina Rieger: Auf Fragen zu bestimmten Themen antwortet Pepper mit den gewünschten Informationen. Auf ein allgemeines „Wie geht’s?“ kann er verschiedene Antworten geben und sein Gegenüber auch schon mal mit einem Witz überraschen. Auch das haben wir ihm beigebracht.

Nicht jeder spricht Hochdeutsch. Kann ein Roboter Dialekte verstehen?

Nina Rieger: Das kann er! Wenn zum Beispiel im Badischen die Endungen weggelassen, Wörter nicht deutlich ausgesprochen oder anders betont werden, sorgen sogenannte Mapping-Systeme dafür, dass Pepper erkennt, was gemeint ist.

Dr. Friedrich-Carl Schaefer: Das funktioniert nicht nur für Dialekte, wir können für jeden Ausdruck beliebig viele Varianten festlegen. Man kann etwa für „Brötchen“ verschiedene Wörter angeben und Pepper einprogrammieren, dass er sie als „Brötchen“ verstehen soll. Schwer hat es Pepper derzeit noch, wenn sein Gegenüber sehr schnell spricht und Ausdrücke aus anderen Sprachen einbaut. Das verstehbar zu machen, ist aber nur eine Programmieraufgabe.

Kann Pepper wie eine Ärztin oder ein Arzt menschliche Wärme vermitteln?

Nina Rieger: Mit diesem Punkt beschäftigen wir uns intensiv. Wir haben Pepper beigebracht, zu kichern und zu grinsen. Darüber freuen sich die Menschen, und sie lächeln auch. Pepper hat eine ganze Reihe von weiteren Animationen, die man auf Knopfdruck abrufen oder in Dialoge einbauen kann. Dadurch kommt eine gewisse Roboterwärme zustande.

Dr. Friedrich-Carl Schaefer: Untersuchungen zeigen, dass Peppers Erscheinung sehr gut akzeptiert wird. Sieht ein Roboter zu technisch oder zu menschlich aus, ist er den Menschen unheimlich, weil sie ihn nicht einschätzen können.

Ist Operationsaufklärung durch Pepper juristisch gültig?

Dr. Friedrich-Carl Schaefer: Am Schluss des Aufklärungsgesprächs wird aus allen Fragen und Antworten ein Protokoll für die Patientenakte angefertigt. Damit das Aufklärungsgespräch gültig ist, muss aber noch ein Arzt oder eine Ärztin persönlich klären, ob in dem Gespräch mit Pepper alle Punkte abgedeckt wurden. Pepper ist eine echte Hilfe, weil er viele ausführliche Informationen liefern kann. Menschliche Ärzt:innen ersetzen kann und soll er aber nicht.

Könnte Pepper ein Eigenleben entwickeln und zum Beispiel ziellos hin- und herfahren oder absichtlich etwas Falsches erzählen?

Wir haben noch keinen solchen Fall erlebt. Aber Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt, deshalb ist Pepper mit einer Abschalteinrichtung ausgerüstet: Ein Druck auf den roten Knopf im hinteren Bereich, und er ist sofort stumm. Pepper kann also nicht die Eigeninitiative übernehmen und etwas tun oder sagen, was er nicht soll.

Wird Pepper schon irgendwo eingesetzt?

Dr. Friedrich-Carl Schaefer: Wir haben mehrere Interessenten, die Pepper beispielsweise am Empfang oder als Wegweiser in ihrem Unternehmen ausprobieren wollen. Außerdem planen wir Feldstudien mit Pepper in verschiedenen Situationen und an unterschiedlichen Orten. Wie zum Beispiel Patient:innen und das medizinische Personal auf Pepper reagieren, ist für seine Weiterentwicklung sehr interessant.

Könnte Pepper selbstständig durch eine Klinik rollen und Gespräche führen?

Dr. Friedrich-Carl Schaefer: Das ist durchaus denkbar. Im Badischen Landesmuseum macht Pepper heute schon Führungen. Er erklärt Besucher:innen die Exponate und beantwortet ihre Fragen. Regelmäßige Museumsgäste erkennt er sogar, dann sagt er zum Beispiel: „Hallo Herr Dr. Schaefer, wir haben eine neue Ausstellung. Kommen Sie mit, ich habe alle Informationen für Sie!“ Nach einer solchen Tour fährt er in eine Ladestation, um seine Batterie aufzuladen. Er sagt dann, er gehe mittagessen.

Nina Rieger: Pepper könnte an einem Tag in der Radiologie arbeiten und am nächsten Tag auf einer Station wieder die OP-Aufklärung übernehmen. Er bekommt die Kenntnisse jeweils einprogrammiert und kann sofort loslegen. Er wird sogar nach dem Befinden fragen können und vergleichen, ob es den Patient:innen besser oder schlechter geht als am Vortag. Nur Tabletten reichen kann Pepper noch nicht. Aber das wird er auch noch lernen.

Was kostet Pepper?

Nina Rieger: Je nachdem, was Pepper können soll, kostet er zwischen 800 und 1.500 Euro monatlich.

Frau Rieger, Herr Dr. Schaefer, vielen Dank für das Interview.

Unsere Gesprächspartner

Nina Rieger hat als Studentin am Institut/Fachbereich Technik und Wirtschaft der Hochschule Karlsruhe eine Bachelorarbeit über den Einsatz des humanoiden Roboters Pepper in der Aufklärung vor Untersuchungen und Operationen geschrieben.

Dr. Friedrich-Carl Schaefer ist Managing Director des Beratungsunternehmens CleverGuides GmbH; er hat Nina Riegers Arbeit betreut.

Transparenzhinweis:

Die CleverGuides GmbH verdient Geld mit dem menschenähnlichen Roboter Pepper. CleverGuides verkauft Roboter oder bietet sie im RaaS-Modell (Robot as a Service) in Kombination mit einem Softwarepaket an. CleverGuides ist zertifizierter Softwarepartner der französischen Firma Aldebaran, die die Roboter herstellt.

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