Papa-Kolumne: Geborene Profis

Von Geburt an ein Tennis-Profi? Das soll ein Gentest angeblich prüfen können
© W&B/Bernd Bone Buddrus
Kürzlich beschäftigte ich mich mit der Volksgruppe der Kalendjin. Sie stammt aus Kenia, und viele der schnellsten Läufer gehören ihr an. Ein Grund dafür ist angeblich, dass die Kalendjin in ihrer Geschichte nicht nur Vieh züchteten, sondern auch geklaut haben sollen. Weil die Bestohlenen das nicht so toll fanden, überlebten demnach immer nur die schnellsten Kalendjin – und mit ihnen die Läufergene.
Kann ein Gentest die Sportlerkarriere vorhersagen?
So gesehen wäre das Angebot einer Firma aus Duisburg gar nicht so albern, wie ich dachte: Für 29 Euro könnte ich unsere Kinder auf Sportgene testen. Etwas Speichel auf ein Wattestäbchen und ich wüsste, welcher Sport für sie der richtige ist. Die Profikarriere könnte beginnen. Es muss wohl Eltern geben, die das bereits machen. Gerne werden sie als ehrgeizig bezeichnet, was ich für übertrieben halte. Sie kommen ja nur ihrer gesellschaftlichen Aufgabe nach: die Talente ihrer Kleinen zu finden und zu fördern – oder zumindest andere damit zu beauftragen. Geht eben alles ein bisschen professioneller und effizienter zu als früher. Aber wir haben auch weniger Zeit.
Perfekte Förderung – schon in der Kita
Wenn genetisch Klarheit herrschen würde, hätten es im Übrigen auch die Erzieher leichter. Beim alljährlichen Fußballturnier unseres Kita-Trägers habe ich zum Beispiel den Eindruck, dass die Mannschaften willkürlich zusammengestellt werden, vielleicht sogar nach Lust und Laune. Ein Gentest, denke ich, und die Spreu trennt sich vom Weizen. Warum sollten auch Kinder Fußball spielen, die geborene Tennisspieler sind? Am Ende wären wir nur doppelt geschwächt: als Fußball- und Tennisnation.
Sport oder Liebe
Da fällt mir mein serbischer Freund und Nachbar ein. Er stammt ja auch aus einer großen Fußballnation, und wenn man seine Frau so reden hört, dann stand er quasi mal kurz vor der Berufung in die Nationalmannschaft. Leider gingen die sportlichen Ambitionen just in dem Moment verloren, als die beiden sich kennenlernten.
Natürlich sind gerade am Anfang einer Beziehung Verschiebungen bei den körperlichen Aktivitäten nicht unüblich. Die beiden sind aber schon seit mehr als drei Jahren zusammen und haben ein bald zweijähriges Kind. Kann mir keiner erzählen, dass das Bett noch so viel Kraft kostet.
Treibt mein Freund jedenfalls mal Sport, dann steht er mit mir im Park und wir schieben uns Bälle zu. Das klappt ungefähr fünf Durchgänge lang. Dann kommt seine Tochter und legt sich faul auf den Ball. Fordert man sie zum Spielen auf, weint sie.
Keine Ahnung, von wem der beiden sie das hat. Sollte man vielleicht mal testen.