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Parkinson. Eine schockierende Diagnose. Doch Fachleute sehen einen positiven Trend: Zwar ist es immer noch eine ernste Erkrankung. Aber sie „führt in vielen Fällen kaum noch zu einer Einschränkung der Lebenserwartung“, sagt Neurologe Prof. Dr. Günter Höglinger vom LMU Klinikum in München. Ein Grund: Das erheblich verbesserte Wissen zu Parkin­son-Diagnostik und Behandlung. Dieses Wissen haben Expertinnen und Experten nun in neuen Empfehlungen für die Therapie zusammengefasst. Mit „vielen neuen Aspekten, vielen kleinen und größeren Quantensprüngen“, berichtet Höglinger.

Das beginnt bei der ­Diagnostik, die bei einem Verdacht über mindes­tens fünf Jahre regelmäßig wiederholt werden sollte. Um ­Erkrankte so früh wie möglich zu e­­rkennen, empfiehlt es sich, mögliche Anfangs-symp­tome wie etwa chronische Verstopfung, ­Einschrän­kungen des Geruchssinns oder eine Verschlechterung der Stimmungslage genau zu beobachten – und gegebenenfalls individuell und altersgerecht zu behandeln. „Das ist besonders wichtig, denn ein knappes Fünftel der Patienten erkrankt schon um das 50. Lebensjahr“, so Höglinger.

Frühe Diagnose, bessere Prognose

Je früher Parkinson erkannt und therapiert wird, desto besser sind die langfristigen Aussichten. Die Therapie der Bewegungsstörungen, die viele Menschen mit der Krankheit Parkinson verbinden, ist dann abhängig von verschiedenen Faktoren wie Alter, unterschiedliche Wirkung der Medikamente, ­Nebenwirkungen sowie Begleiterkrankungen. Erste Wahl: Medikamente, die zum Beispiel im Gehirn den Abbau eines bestimmten Botenstoffs hemmen.

Liegt aber schon zu Beginn ein starkes Zittern vor, „dann empfehlen wir, das altbekannte Levodopa zu nehmen“, erklärt Prof. Dr. Claudia Trenkwalder. Die Neurologin leitet das Paracelsus-Kompetenznetzwerk Parkinson an der Paracelsus-Elena-­Klinik in Kassel: „Das gilt vor allem für die Jüngeren, die ihre motorischen Fähigkeiten für ihre Arbeit brauchen.“

Auch auf invasive Verfahren lässt sich umschwenken. Deren Nutzung ist in den neuen Empfehlungen klar beschrieben. Ein Hirnschrittmacher kann Betroffenen bis 70 Jahre mit ausgeprägten Bewegungsstörungen helfen. Bei heftigem Zittern sollte das Gerät sogar so früh wie möglich implantiert werden, denn hier hilft es besonders gut. Trenkwalder: „Der Nutzen der tiefen Hirnstimulation ist eindeutig erwiesen in großen Studien.“ Außerdem sind die neues­ten Hirnschrittmacher von außen wiederauflad- und programmierbar. Das Gerät muss also nicht immer wieder ausgetauscht werden.

Auch ein gesunder Lebensstil hilft

Eine weitere Option sind Medikamentenpumpen. Sie werden neuerdings auch unter die Haut eingesetzt und geben kontinuierlich Levodopa ab – was den Therapieeffekt verbessert. „Medikamentenpumpen“, sagt Trenkwalder, „sind eine Alternative für die Patientinnen und Patienten, die nicht für einen Hirnschrittmacher infrage kommen.“ Das sind vor allem Betroffene mit Denkstörungen und psychiatrischen Erkrankungen wie einer schweren Depression oder einer Demenz.

Die aktuelle Leitlinie bespricht aber zugleich, welchen Einfluss ein gesunder Lebensstil hat. Damit lassen sich Begleit­erkrankungen wie ein Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden bestmöglich in Schach halten – was wiederum den Verlauf des Parkinson beeinflusst. Ganz wichtig ist dabei Bewegung, von Tanzen bis Yoga. So bleibt das Gehirn quasi flexibel. Zweiter Punkt: das Essen. „Die mediterrane, faserreiche Ernährung“, so Trenkwalder, „ist höchstwahrscheinlich von Vorteil.“

„Wenn wir alle motorischen und nicht-motorischen Probleme therapieren, und das können wir mit Medikamenten und anderen Behandlungen, dann hat das sehr positive Auswirkungen auf die körperliche Fitness“, fasst Höglinger zusammen. „Die Betroffenen nehmen am Leben teil und bleiben in Form.“ Damit steigt auch die Lebensqualität, trotz der schockierenden Diagnose.


Quellen:

  • Höglinger G, Trenkwalder C et al.: Parkinson-Krankheit, S2k-Leitlinie. In: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie 08.11.2023, 1: 1