Logo der Apotheken Umschau

Butter für 3,39 Euro. Fischstäbchen, deren Preis zwischenzeitlich auf 4,89 Euro sprang. Gemüse, das knapp 19 Prozent mehr kostet als noch vor einem Jahr: Die gestiegenen Lebensmittelpreise zwingen viele dazu, sich einzuschränken.

Ältere Menschen trifft diese Entwicklung oft besonders hart: „Rentnerinnen und Rentner bilden, zusammen mit Erwerbslosen, eine große Gruppe unserer Kunden“, sagt Pascal Kutzner vom Dachverband Tafel Deutschland in Berlin. Rund 970 gemeinnützige Tafeln gibt es derzeit in Deutschland – und damit in fast jedem Landkreis. Hauptsächlich Ehrenamtliche verteilen dort gespendete Lebensmittel an bedürftige Menschen. Die Preise haben eher einen symbolischen Wert.

Aktuell nutzen hierzulande bis zu zwei Millionen Menschen das Angebot. Rund ein Viertel ist älter als 64. Schon 2019 prophezeite der damalige Tafel-Vorsitzende Jochen Bühl: „Diese Entwicklung ist erst der Anfang. Altersarmut wird uns in den nächsten Jahren mit großer Wucht überrollen.“

Oft mit Scham verbunden

Fast jede fünfte Rentnerin beziehungsweise jeder fünfte Rentner über 65 muss mit weniger als 1135 Euro im Monat auskommen. Immer mehr suchen deshalb Hilfe bei den Tafeln. Wobei die Scham manchmal größer ist als der Hunger: „Wahrscheinlich ist der Bedarf noch größer als der Anstieg, den wir verzeichnen“, vermutet Kutzner. Sich die eigene Bedürftigkeit einzugestehen, kostet viele Überwindung: Bin ich wirklich arm? Geht es anderen nicht noch schlechter? Was, wenn mich dort jemand erkennt? Kommt das Angebot für mich überhaupt infrage? „Letzteres lässt sich am einfachsten vor Ort klären, weil jede Tafel ihren Anmeldeprozess eigenständig organisiert“, sagt Kutzner. In der Regel werde die persönliche Situation durch einen entsprechenden Bescheid belegt, zum Beispiel die Rente. Die meisten Tafeln orientieren sich dabei an der Armutsgefährdungsschwelle, die in Deutschland aktuell bei 1251 Euro pro Monat für Single-Haushalte liegt. Sind die Vo­raussetzungen erfüllt, erhält man einen Tafel-Ausweis. „Damit bekommt man dann zu vereinbarten Terminen Lebensmittel – und zwar das, was die Tafel zuvor gerettet hat. Planbarkeit oder einen Anspruch auf eine bestimmte Menge oder Art von Lebensmitteln gibt es nicht“, sagt Kutzner.

Einige Tafeln bieten übrigens eigens für Seniorinnen und Senioren Zusatzangebote wie Spielenachmittage, Smartphone-Kurse oder begleitete Ausflüge an – weil Alter, Armut und Einsamkeit oft zusammenkommen. Tafeln seien mehr als reine Essensausgaben, so Pascal Kutzner. Sie seien oft auch Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders.

Einfach nachfragen

Allerdings hätten Pandemie, Krieg und Inflation dafür gesorgt, dass viele Tafeln den Andrang nicht mehr bewältigen können. Etwa jede dritte Tafel nimmt gerade keine neuen Kundinnen und Kunden mehr an, die Wartelisten sind oft lang. „Die Tafeln sind am Limit und können die Lücken der Sozialpolitik nicht stopfen“, sagt Kutzner.

Trotzdem lohnt es sich, bei der Tafel vor Ort nachzufragen. Oft gibt es in einer Region mehrere Tafeln oder alternative Angebote. Auch wer
Lebensmittel übrig hat oder sich ehrenamtlich engagieren will, sei gern gesehen. Kutzner: „Ob Geldspende, Lebensmittel oder helfende Hände, am besten bei der örtlichen Tafel nachfragen, was aktuell am dringendsten benötigt wird.“


Quellen: