Logo der Apotheken Umschau

Glaubt man den Versprechen, steht das reinste Glück ins Haus: „Wir machen alles möglich“, „Unabhängig im eigenen Zuhause leben“, „Wir bringen neue Mobilität und Lebensfreude“. So werben Anbieter von Treppenliften im Internet um Kundinnen und Kunden. Zehntausende haben sich in Deutschland bereits ein solches Aufstiegsmittel einbauen lassen, die Nachfrage ist groß. Je älter wir werden, desto schwerer fällt es vielen von uns, Stufen zu überwinden.

Schnelle Lösung? Besser nicht

Auf den ersten Blick sieht es ganz einfach aus: Wenn Sie oder Angehörige, um die Sie sich kümmern, einen Treppenlift benötigen, informieren Sie sich über verschiedene Modelle. Dann engagieren Sie einen Anbieter. Ein Kundenberater oder eine Kunden­beraterin misst schließlich die Treppe aus und ein paar Tage später wird der Lift in wenigen Stunden eingebaut, fertig. Schön wär’s! Eine Umfrage von sechs Verbraucherzentralen bei mehr als 100 Nutzerinnen und Nutzern ergab jedoch Folgendes: Ein Viertel der Befragten gab an, dass Werbeversprechen nicht eingehalten wurden, weil Liefertermine platzten, beim Einbau gepfuscht wurde oder der Service nachlässig war. Vier von fünf Verbrauchern und Verbraucherinnen beklagten Gewährleistungs- oder Garantieprobleme.

Wartungsverträge bezeichneten die Befragten als „Abzocke“, Ersatzteile als „überteuert“. Außerdem bemängelten sie Quietschgeräusche, Defekte an Bedienelementen, der Sitzeinheit oder gar geborstene Treppensteine infolge des Einbaus. „Auf dem Markt für Treppenlifte tummeln sich leider auch einige windige Firmen“, sagt Michael Bruns von der Stiftung Warentest. Wie also können Sie vorgehen?

Unabhängig beraten lassen

Die Stiftung Warentest und die Verbraucherzentralen empfehlen, sich zunächst bei unabhängigen Beratungsstellen über Angebote in der unmittelbaren Umgebung zu informieren. Anlaufstellen finden Sie im Internet unter www.wohnungsanpassung-bag.de. Bevorzugen Sie regionale Anbieter. Denn diese sind leichter erreichbar und kommen schneller, wenn der Treppenlift mal nicht so funktioniert, wie er soll.

Ohne Zeitdruck entscheiden

Experte Bruns rät vor dem Kauf eines Liftes zu einer Besichtigung des Treppenhauses, zusammen mit dem Anbieter – aber ohne sich dabei gleich zu einem Vertrags­abschluss drängen zu lassen. „Nur nicht überrumpeln lassen, auch wenn das Verkaufs­personal Zeitdruck ausübt. Der Hinweis auf Sonderangebote oder eine angeblich besonders günstige Aktionswoche gehört zu den typischen Methoden gewiefter ­Verkäufer“, warnt er. Deshalb sei es auch besser, bei einem Vertreterbesuch nicht alleine zu sein.

Angebote vergleichen

Treppenlifte gibt es nicht „von der Stange“. Sie werden in der Regel individuell ­angepasst. Für gehbehinderte Personen ist meist ein Sitzlift geeignet. Menschen, die im Rollstuhl sitzen, benötigen einen Plattform-Lift. Selbstverständlich sollte es sein, dass jede Anlage ohne fremde Hilfe zu bedienen ist und sich im Notfall ein Alarm auslösen lässt. Zudem müssen Sie sicher ein- und aussteigen können, mit genügend Platz außen herum. Bruns schlägt vor, Angebote bei verschiedenen Firmen einzuholen. Ein weiterer Tipp vor dem Kauf: Erkundigen Sie sich, wo Sie eine „Probefahrt“ machen können, um den Lift zu testen.

Nicht zu viel Geld zahlen

Einfache Treppenlifte, die über eine kurze, gerade Treppe laufen, gibt es ab 3000 Euro. Kompliziertere Lösungen können dagegen schon mal 18 000 Euro kosten. Das erste Gespräch zu Hause und die Kalkulation sollten aber auf jeden Fall kostenlos sein. Sie sind gut beraten, wenn Sie Details zu Leistungen, Garantie und Wartung vor dem Kauf penibel ­klären. Denn Wartungs- und Service­kosten können sich pro Jahr auf mehrere Hundert Euro belaufen. Die Verbraucherzentralen empfehlen, das Geld für den gesamten Einbau erst zu zahlen, „wenn alle erforderlichen Unterlagen, etwa eine Prüfbescheinigung, vorgelegt wurden und beim Betrieb des Lifts keine Mängel auftreten“.

Clever Zuschüsse mitnehmen

Wenn Sie einen anerkannten Pflegegrad von eins bis fünf haben und einen Treppenlift benötigen, können Sie von der Pflegekasse einen Zuschuss von bis zu 4000 Euro erhalten. Bei pflege­bedürftigen Paaren kann jeder maximal 4000 Euro erhalten. Reichen Sie das Angebot vor dem Umbau ein, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. Die staatliche Förderbank KfW gibt günstige Kredite für den Lifteinbau, jedoch nicht zusätzlich zum Zuschuss der Pflegekasse. Übrigens: Eigene Ausgaben für einen Lift lassen sich als außergewöhnliche Belastung von der Steuer absetzen.

Vorher Zustimmung einholen

Wer in einer Eigentumswohnung lebt, muss sich den Einbau eines Treppenliftes von der Eigentümergemeinschaft des Wohnhauses genehmigen lassen. In der Regel hat diese den Einbau zu dulden, wenn gehbehinderte Bewohner auf eigene Kosten eine ­Aufstiegshilfe einbauen lassen. In Mietshäusern sollten Vermieter oder Vermieterin um Erlaubnis gefragt werden. Falls der Einbau abgelehnt wird, muss notfalls ein Gericht klären, welches Interesse Vorrang hat.


Quellen: