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Um Wärme und Sonne zu genießen, müssen wir nicht in den Süden reisen. „Die Wüste kommt zu uns“, sagt Professor Hanns-Christian Gunga von der Charité in Berlin. Jeder Sommer bringt neue Hitze­rekorde, die Zahl der Tropennächte mit mehr als 20 Grad steigt. 20 Grad: Das klingt harmlos, nach einem lauschigen Abend auf dem Balkon mit einem kühlen Getränk. Doch das ist es nicht. Hitzetage und tropische Nächte schaden der Gesundheit. Wir erholen uns nicht mehr richtig. Besonders gefährdet: Kleinkinder, Ältere und Menschen mit Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen. Bei Diabetes kann der Körper die Fähigkeit verlieren, die Weite der Blutgefäße über Nerven zu regeln. Die Wärme­abgabe funktioniert nicht mehr so gut. Blut­hochdruck oder Gefäßverkalkung verstärken die Belastungen. „Schon heute sterben bei uns jedes Jahr mehrere Tausend Menschen durch die steigenden Temperaturen im Sommer“, sagt Professorin Beate Müller vom Institut für Allgemeinmedizin an der Uniklinik Köln. Ältere, die alleine wohnen, brauchen jemanden, der regelmäßig nach ihnen sieht. „Holen Sie sofort einen Arzt, wenn Sie Fieber bekommen, Schüttelfrost oder starke Übelkeit.“ Auch Schwindel oder ausgeprägte Müdigkeit können Warnzeichen sein. Die Tipps von Beate Müller helfen Ihnen, Hitzeperioden gut zu überstehen.

Temperatur checken

Verlassen Sie sich nicht darauf, wie Sie persönlich die Temperatur empfinden. Hören und schauen Sie den Wetterbericht und prüfen Sie die Raumtemperatur in Ihrem Schlafzimmer mit einem Thermometer. Ist es dort nachts wärmer als 20 Grad, sollten Sie etwas dagegen tun.

Kühl schlafen

Wählen Sie zum Schlafen den kühlsten Raum in Ihrer Wohnung, notfalls den Keller. Jedes Grad weniger entlastet den Kreislauf und hilft Ihnen, ­fit zu werden für den nächsten heißen Tag.

Luftzug nutzen

Zwar senkt ein Ventilator nicht die Temperatur im Zimmer. Aber er hält die Luft in Bewegung, und das hilft, dass der Schweiß auf der Haut schneller verdunstet und der Körper sich abkühlen kann. Das funktioniert bei Außentemperaturen bis zu 35 Grad und entlastet den Kreislauf auch nachts deutlich.

Feucht kühlen

Legen Sie sich an heißen Tagen ein feuchtes Tuch um die Schulter, besprühen Sie das Laken, unter dem Sie schlafen, mit einer Sprühflasche: Nutzen Sie die Verdunstungskälte, sie kann Ihren Körper wirksam abkühlen. Wenn Sie unterwegs sind: Lassen Sie öfter kaltes Wasser über die Unterarme laufen.

Nachts lüften

Halten Sie die Fenster, Außenjalousien und Rollläden tagsüber geschlossen. Das hält die Wärmestrahlung ab. Haben Sie nicht? Dann improvisieren Sie: Klemmen Sie Stoff am Fenster ein, das die Scheibe von außen bedeckt. Lüften Sie nur nachts und in den frühen Morgenstunden – wenn möglich mit Durchzug oder einem Ventilator am Fenster.

Ausreichend trinken

Wer bei Hitze zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt, riskiert einen Kreislaufkollaps. Mindestens 1,5 Liter am Tag sollten es sein, bei starkem Schwitzen das Doppelte. Bei Erkrankungen, etwa der Nieren, kann die empfohlene Trinkmenge stark variieren. Besprechen Sie das mit dem Arzt. Trinken Sie über den Tag verteilt. Stellen Sie morgens die Flaschen bereit. Tipp: Auch Brühe und Suppe liefern Flüssigkeit.

Auf Arzneien achten

Sie haben Diabetes oder nehmen Blutdruckmittel, etwa sogenannte Wassertabletten? Dann sollten Sie schon vor der großen Hitze mit dem Arzt besprechen, wie Sie Ihre Werte kontrollieren und Ihre Medikamente anpassen. Schreiben Sie sich das Vorgehen auf.

Wer Pflaster mit starken Schmerzmitteln (Opioide) braucht, darf nicht in die pralle Sonne. Die Wirkstoffe fluten bei Hitze schneller ins Blut. Das Risiko für Stürze steigt. Manche Medikamente erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut, sodass Sie schneller einen Sonnenbrand bekommen. Bitte mit Ärztin oder Arzt planen, was bei Hitze zu beachten ist.

Verbände wechseln

Schwitzen stört die Wundheilung! Darum ist es im Sommer wichtig, Verbände an offenen Wunden öfter zu wechseln. Legen Sie eine Kühlkompresse auf den Verband, um die Temperatur um die Wunde tiefer zu halten.

Tagesablauf planen

Erledigen Sie Arztbesuche, Einkäufe und andere Termine möglichst sehr früh am Morgen oder spät abends, wenn es kühler ist. Sind Sie tagsüber unterwegs, planen Sie Ihre Routen so, dass es gelegentlich eine schattige Bank gibt, auf der Sie sich erholen können.
Tragen Sie luftige Kleidung und Sonnenhut oder nehmen Sie einen Schirm mit.


Quellen:

  • Chren K, Breitner S et al.: Temporal variations in the triggering of myocardial infarction by air temperature in Augsburg, Germany, 1987–2014 . https://academic.oup.com/... (Abgerufen am 12.04.2023)
  • Lindemann U, Becker C: Alter + Hitze. Tipps für ältere Menschen. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/... (Abgerufen am 12.04.2023)
  • Hanns-Christian Gunga: Extrem. Was unser Körper zu leisten vermag. S. Fischer Verlag 2021.

  • Prof. Hanns-Christian Gunga: Am Tag zu heiß und nachts zu hell. Rowohlt Verlag 2019.