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Ein bisschen ist es in der Pflege wie beim Friseur. Man kommt bei der Arbeit ins Gespräch. Als ich dabei war, einer Patientin die geschwollenen Beine zu wickeln, meinte sie: „Wie man sich nur so einen Beruf aussuchen kann!“ Es war, das spürte ich, nicht negativ gemeint. Eher eine Mischung aus Erstaunen, wie man einen so stressigen Job machen kann, und Bewunderung, dass man sich zu einer Arbeit überwindet, bei der einem nichts Menschliches fremd bleibt. Und es schwang wohl auch eine Art Mitleid mit: Liest man nicht immer, wie groß die Not in der Pflege ist? Ein Kollege berichtete später, ihm habe ein Patient einmal eine Ausbildung für einen „richtigen Beruf“ vermitteln wollen. Ich bekam bereits das Angebot, einen Patienten zu Hause zu unterstützen – um mir ein Taschengeld zu verdienen. So gut solche Äußerungen gedacht sein mögen, mich ärgern sie: Was für ein Bild haben die Menschen vom Pflegeberuf? Wissen sie, wie anspruchsvoll die Tätigkeit ist, wie viel Wissen man braucht, dass Pflege auch ein Studium ist? Da liegt ein Unterschied zum Small Talk beim Haareschneiden: Wohl niemand würde den Friseur für seine Berufswahl bedauern.